"Ohne KI geht auf Dauer wenig"

"Ohne KI geht auf Dauer wenig"

"Ohne KI geht auf Dauer wenig"
Quelle: Drees & Sommer

Wie Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft Künstliche Intelligenz für mehr Produktivität bereits einsetzen oder künftig nutzen können, war zentrales Thema der Drees & Sommer-Veranstaltung „KI: From Hype to Action“. Mit dabei: Expertinnen und Experten aus der KI- und Technologiebranche, unter anderem vom Halbleiter- und KI-Spezialisten NVIDIA, dem Tech-Konzern Microsoft, der KI-Allianz Baden-Württemberg eG und dem Proptech aedifion. 

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Häufiger Nein sagen, öfter joggen gehen, immer pünktlich sein – sehr häufig bleibt es bei den guten Vorsätzen. Ähnlich verhält es sich mit dem Hype um die Künstliche Intelligenz: Alle reden darüber, doch in der Praxis handeln viele Unternehmen nicht. Das legen auch die Ergebnisse einer Umfrage nahe, die der Branchenverband Bitkom kürzlich vorstellte: Bislang haben erst 20 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland KI in ihre Betriebsabläufe integriert.[i] In der Bau- und Immobilienwirtschaft sind es vermutlich noch weniger. Das wird sich allerdings ändern: KI wird auch hier rasant Einzug halten und halten müssen. Denn ohne KI geht auf Dauer wenig, das sind Kernaussagen des aktuellen Drees & Sommer-Innovation Scouting Report 2024 – ein Trendradar, in dem internationale Bau- und Immobiliendaten und die Ergebnisse einer umfassenden Umfrage unter Marktteilnehmern analysiert werden. 

„Eine KI wird niemals eine Mauer bauen oder Ziegel in die Hand nehmen. Auch künftig machen das Menschen und Maschinen, das wird sich durch KI nicht verändern“, so Prof. Dr. Michael Bauer, Partner der Drees & Sommer SE. Die Stärke der KI liegt für Bauer vielmehr in der Qualitäts- sowie  Effizienzsteigerung: „Schon jetzt sehen wir, dass KI-basierte Lösungen sich in die Planungs- und Bauprozesse integrieren lassen. Das reicht von der automatisierten Erstellung von Bauplänen über die Optimierung von Energie- und Materialflüssen bis hin zu präzisen Kostenprognosen.“

Zum Gelingen der so notwendigen Wärmewende im Gebäudebereich könnte künftig auch KI noch viel stärker beitragen: „Mit KI lassen sich Energieverbräuche optimieren und die Energieeffizienz deutlich steigern – sowohl bei der Planung neuer Gebäude als auch bei der Sanierung des Bestands“, sagt der Experte für innovative Energiekonzepte Michael Bauer. Was intelligente Gebäudetechnik-Steuerung angeht, ist mittlerweile das Unternehmen aedifion Marktführer in Deutschland. „Wir wollen Gebäude zu einem Teil des Energiesystems der Zukunft machen”, erklärt Johannes Fütterer, Gründer und CEO vom Proptech aedifion, bei dem Drees & Sommer seit 2021 zu den Investoren zählt. 

aedifion hat eine Cloud-Plattform entwickelt, die den Gebäudebetrieb revolutioniert. Mithilfe von KI analysiert und optimiert die Software autonom Energieeffizienz, Komfort und CO2-Emissionen. Für eine CO2-Einsparung ist das Potenzial laut aedifion enorm: „Allein in Deutschland könnten durch den Einsatz der Technologie jährlich über 10 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden“, sagt Fütterer. Namhafte Kunden wie AEW und Hines setzen bereits auf aedifion, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

KI-Ökosystem: Künstliche Intelligenz als Brückenbauer

Für Tobias Schild, Data, Application und AI Lead für den deutschen Mittelstand bei Microsoft, „stehen wir an der Schwelle einer neuen Ära, in der Künstliche Intelligenz von personenbezogenen Anwendungen zu unternehmensweiten Lösungen heranwächst. Diese Entwicklung kombiniert Industrie- und Prozesswissen mit Daten und eröffnet völlig neue Geschäftsmodelle. Die besten Chancen ergeben sich dabei in einem integrierten KI-Ökosystem aus Politik, Lehre und Wirtschaft, das Innovationen begünstigt."  In der Natur bilden Wälder komplexe Ökosysteme, in denen Pflanzen, Tiere und Pilze in Symbiose leben. Ähnlich funktionieren auch KI-Ökosysteme in der digitalen Welt. Sie sind Netzwerke, in denen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Technologieanbieter Daten und KI-Lösungen austauschen und gemeinsam nutzen. 

„Für den Mittelstand bieten solche Ökosysteme besondere Chancen. Kleine Unternehmen können auf leistungsstarke Infrastrukturen und KI-Dienste zugreifen, die sie allein nicht stemmen könnten“, sagt Schild. Proprietäre Lösungen gehören für Schild ohnehin längst der Vergangenheit an: „Open Source, Real Time Analytics und KI-Frameworks über alle Unternehmensgrenzen und Datensilos hinweg gehört der kommende Mega-Service. Silos haben in Unternehmen nichts verloren, sie gehören in die Landwirtschaft!“

Industrielles Metaverse: Von der Fabrikplanung zum digitalen Fabrikbetrieb

Die Forderung Schilds setzen T-Systems, NVIDIA und Drees & Sommer bereits um, was das Thema Smarte Fabriken und den umfassenden Einsatz digitaler Zwillinge in der Industrie anbelangt. Beim sogenannten Industrial Metaverse geht es vereinfacht darum, in der virtuellen Welt das Zusammenspiel von Gebäuden, Betrieb, Maschinen, Anlagen, Lieferketten, Bauteilen und Menschen nahezu eins zu eins digital zu simulieren. So lassen sich mögliche Kollisionen schon in der virtuellen Welt erkennen, damit im realen Werk von Anfang an alles fehlerfrei läuft. Durch die realistische Simulation physikalischer Abläufe sollen smarte Fabrikgebäude und Anlagen zuerst im Industrial Metaverse geplant und dann gefertigt werden. Dies verspricht eine optimierte Planungsphase mit weniger Verschleiß, geringerem CO2-Ausstoß und günstigeren Bau-, Sanierungs- und Entwicklungskosten.

„Industrielle Digitalisierung benötigt standardisierte Plattformen und Datenformate, um das volle Potenzial digitaler Methoden und KI-Algorithmen ausschöpfen zu können”, sagt Uwe Rechkemmer, Senior Sales Specialist bei NVIDIA. Das Unternehmen bietet mit der skalierbaren NVIDIA Omniverse-Plattform eine bahnbrechende Technologie für Anwendungen zur Modellierung, Visualisierung, Simulation und Optimierung von Prozessen. „Unsere Partner und Kunden sind in der Lage, auf dieser Plattform Gebäude, Fabriken und ihre Prozesse digital realitätsgetreu zu simulieren und verfügen damit über Systeme, die ideal sind für den Einsatz kollaborativer Zusammenarbeit und Künstlicher Intelligenz.” Drees & Sommer bringt dabei seine umfassenden Erfahrungen bei der Planung und dem Bau von Werken ein.

Netzwerke als Schlüssel zur KI-Transformation

Auch für Dr. Jan Zipp, Verantwortlicher für die KI-Strategie und Innovationsthemen der KI-Allianz Baden-Württemberg eG sowie Community Manager am Standort Tübingen, ist die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups essenziell, um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen. „In einem Netzwerk können wir Synergien nutzen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die über das individuelle Know-how hinausgehen“, so Zipp. Die KI-Allianz Baden-Württemberg ist ein hervorragendes Beispiel für ein solches Netzwerk. Sie bringt Akteure aus verschiedenen Branchen zusammen und fördert den Austausch von Best Practices sowie die Entwicklung gemeinsamer Projekte. „Wir sehen, dass Unternehmen durch den Zugang zu einem breiten Spektrum an Kompetenzen und Technologien in der Lage sind, ihre KI-Strategien schneller und effizienter umzusetzen“, erläutert Zipp.