Der im Dezember 2023 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenarbeit mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) ausgelobte Wettbewerb für Wohn- und Geschäftshäuser an der Breite Straße in Mitte ist entschieden. Kritik kommt nun von der Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine.
Bereits im Juli entschied eine Jury unter Vorsitz des Architekten Meinrad Morger den im Dezember 2023 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenarbeit mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) ausgelobten Wettbewerb für Wohn- und Geschäftshäuser an der Breite Straße in Berlin-Mitte. „Trotz Verbesserungen gegenüber anderen innerstädtischen Neubauprojekten sind die ausgewählten Entwürfe aufgrund ungenügender Vorgaben und der begradigenden Überbauung historischer Grundrisse eine weitere vertane Chance, ein Stück der zerstörten und fragmentierten historischen Mitte Berlins wiederzugewinnen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Allianz baukulturell engagierter Berliner Bürgervereine. Das ist ein Zusammenschluss aus Berliner Historische Mitte, Errichtungsstiftung Bauakademie, Forum Stadtbild Berlin, Gesellschaft Historisches Berlin, Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin sowie Stadtbild Deutschland Ortsverband Berlin.
Einer der Kritikpunkte ist die Fassade. Hier wurde Keramik zugelassen, das in mehreren Entwürfen auch Verwendung findet. „Hierdurch und durch die für Berlin gänzlich untypische grünliche Farbe erhalten die Häuser einen für diesen Ort fremdartigen Charakter“, heißt es. Zudem habe keines der Häuser das für die Hauptstadt und für die Gegend typische Flachdach, das für die „harmonische Gesamtwirkung“ wichtig sei. Die Bemühungen um ein Maximum an Geschossfläche lasse die „Sockelzonen teils eigenartig gestaucht“ aussehen. Loggien und Bullaugenfenster gehören laut der Allianz ebenfalls nicht Entwürfe. „Insgesamt fehlt den Neubauten die baukünstlerische Individualität und die ausgeglichene Proportionierung der Vorgängerbauten. Den Verzicht auf die Rekonstruktion des Ermelerhauses halten wir für einen Fehler“, heißt es in der Pressemitteilung.
Der Preisgerichtsvorsitzende Meinrad Morger ist jedoch davon überzeugt, dass der Wettbewerb exemplarisch zeige, „wie der jahrhundertalte Bautypus Stadthaus zeitgemäß interpretiert zu einer datierbaren Zeitlosigkeit führt“. Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt ließ sich wie folgt zitieren: „Es ist beglückend zu erleben, wie für dieses Quartier bezahlbare Wohnungen, Raum für Kulturschaffende, attraktive Büro- und Gewerberäume und eine Integration von archäologischen Stätten auf den Weg gebracht werden konnten.“
Die WBM realisiert an exponierter Stelle im Berliner Stadtzentrum ein anspruchsvolles Neubauensemble, welches der prominenten, innerstädtischen Lage, der Bedeutung und historischen Vorprägung des Standortes und besonders auch gemeinwohlorientierten Anforderungen gerecht wird. Der Wettbewerb sollte als Ergebnis Entwürfe für fünf individuelle Häuser haben, die den Straßenraum zwischen Humboldt-Forum und Petriplatz mit den benachbart entstehenden Projekten House of One und dem Archäologischen Besucherzentrum aufwerten. Maßgaben waren unter anderem gute Umsetzbarkeit, ein gemischt genutztes Ensemble mit Möglichkeiten für Gastronomie und Einzelhandel, die archäologischen Funde als Teil eines zukünftigen „Archäologischen Pfades“ vor Ort zu erhalten und in die zukünftige Nutzung zu transformieren. Die Häuser sollen in den Erdgeschossen attraktive Angebote der Gastronomie und des Einzelhandels bieten. Die Wohnungen sollen später preisgebunden vermietet werden und unterschiedliche Größen haben.