Am Harzweg 12 in Quedlinburg sind große Teile der einstigen Farbenfabrik Wilhelm Brauns verschwunden. Auf dem Gelände entsteht das neue Viertel Brauns Quartier. Es liegt direkt an der Bode und kombiniert die verbliebenen historischen Gebäude mit neu gebauten Stadthäusern. Im Sommer 2023 sollen die letzten Wohnungen fertiggestellt sein.
Seit dem ersten Spatenstich im Jahr 2018 hat sich die einstige Industriebrache am Quedlinburger Harzweg 12 deutlich verändert. Vier neue Stadthäuser mit 36 modernen Wohnungen sind seither auf dem historischen Areal entstanden. Für das fünfte Haus mit neun Wohnungen wurde im April 2021 der Grundstein gelegt. Am sechsten Haus mit sechs Wohnungen haben vor kurzem die Fundamentarbeiten begonnen. Und ab Sommer oder Herbst 2022 will der Bauträger Brauns Quartier GmbH weitere zwei Häuser in Angriff nehmen, die im Sommer 2023 fertigstellt werden sollen.
Eigentlich sahen die Planungen sogar ein neuntes Haus vor. Doch laut Carl W. Finck, geschäftsführender Gesellschafter der Brauns Quartier GmbH, ist derzeit noch offen, ob dieses Haus tatsächlich entsteht. Der Grund: „Die Kunden, die jetzt die neuen Wohnungen kaufen, fragen vermehrt Stellplätze für ihre Autos nach.“ Darum überlege man, statt des neunten Hauses mehr Pkw-Stellplätze und E-Ladestationen zu bauen.
Brauns Quartier: Aus Quedlinburger Farbenfabrik wird Wohnviertel
Die Errichtung von Brauns Quartier erfolgt in fünf Bauabschnitten mit einem Investitionsvolumen von 18 Millionen Euro. Ziel ist es, das ehemalige Industriegrundstück zu revitalisieren und in ein attraktives Wohnquartier für die Welterbestadt Quedlinburg umzugestalten. Die Geschichte des Standorts Harzweg 12 reicht zurück bis in die späten 1870er-Jahre. Damals hatte sich dort der Apotheker Wilhelm Brauns mit seinem Geschäftspartner Josef Weller angesiedelt und eine Anilin-Farbenfabrik eröffnet, die zu DDR-Zeiten als Wilbra Chemie und später als VEB Farbchemie fortbestand. 2004 wurde der Standort aufgegeben.
Durch Nichtnutzung und Vandalismus kam ein Teil der historischen Fabrikgebäude so stark zu Schaden, dass eine Weiternutzung nicht möglich und ein Abbruch unausweichlich war. Die übrigen backsteinroten Gebäude werden nun saniert und in das Ensemble der neugebauten Stadthäuser einbezogen. Erhalten bleiben auch das ehemalige Laborgebäude sowie der Fabrikschornstein, der symbolträchtig auf die Historie des Standorts verweist. In den denkmalgeschützten Fabrikgebäuden wie auch im ehemaligen Verwaltungsgebäude an der Straßenfront sind Eigentums- und Mietwohnungen sowie nicht störendes Gewerbe vorgesehen.
Zeitgemäße Architektur steht nicht im Gegensatz zu historischen Bestandsgebäuden
Umgeben werden die historischen Fabrikgebäude von neuen Stadthäusern mit je sechs bis 15 Eigentumswohnungen. Vier Häuser stehen bereits, mindestens vier weitere folgen. Die ersten Bewohner haben sich schon gemütlich eingerichtet. Von den Proportionen und Dachhöhen her sind die drei- bis vierstöckigen neuen Häuser an die historischen Gebäude angepasst. Die Erdgeschosswohnungen verfügen über Terrassen, die Obergeschosse haben großzügige Balkone. In den Viergeschossern gibt es Maisonettewohnungen mit Dachterrassen. Der Wohnungsmix reicht von 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen. Einige davon sind barrierefrei für ein komfortables Leben im Alter. Zwischen den Häusern werden großzügig gestaltete Grünflächen angelegt.
So wie die Größe der neuen Häuser steht auch deren zeitgemäße Architektur nicht im Gegensatz zu den historischen Bestandsgebäuden. Dafür sorgen zum einen die Lochfassaden, die eine Reminiszenz an die historischen Industriebauten sind, und zum anderen die reduzierte Formensprache der Neubauten, deren Putzfassaden überdies Bezug nehmen auf die ortstypischen Fassadenoberflächen.
Mit Brauns Quartier bekommt die mehr als 1.000 Jahre alte Fachwerkstadt Quedlinburg ein attraktives Angebot an individuellem, modernem Wohnraum in unmittelbarer Nähe zum Zentrum. Einrichtungen des täglichen Lebens sind von dem neuen Wohngebiet aus fußläufig gut zu erreichen. Quedlinburg zählt mit 1.300 Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten zum UNESCO-Weltkulturerbe.