Checkpoint Charlie: Zähes Ringen um die Bebauung, Diskussion über Fassaden und eine Wand

Checkpoint Charlie: Zähes Ringen um die Bebauung, Diskussion über Fassaden und eine Wand

Checkpoint Charlie: Zähes Ringen um die Bebauung, Diskussion über Fassaden und eine Wand
Seit Jahren wird um die Zukunft des gesamten Areals am Checkpoint Charlie diskutiert. Copyright: RedTusk auf Pixabay

Der Investor GOLD.STEIN hat zum zweiten Mal seine Pläne für die Bebauung mit Wohn- und Bürogebäuden am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße vorgestellt. Die Zustimmung blieb aus.

Agentur

Der Investor GOLD.STEIN plant westlich der Friedrichstraße zwischen Mauerstraße und Zimmerstraße den Bau von Wohnungen und Büros rund um einen begrünten Innenhof. Seit Jahren wird bereits um die Zukunft dieses und des gesamten Areals am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie diskutiert. Der Berliner Senat wünscht hier einen verkehrsberuhigten Bildungs- und Erinnerungsort mit Stadtplatz und Museum. Das Denkmalamt macht Auflagen für die Gestaltung der Fassaden und den Erhalt historischer Brandwände.

In einem Dialogverfahren wurden Leitlinien erarbeitet. Darin steht unter anderem festgeschrieben: „Private Alltagsnutzungen sollen sich nicht in den Fassaden niederschlagen, so dass diese nicht störend in den Erinnerungsort eingreifen“. Kurzum: Hier soll Ruhe herrschen und ein Bruch in der deutschen Geschichte spürbar werden. Auch Außengastronomie ist für neu zu Bauendes westlich und östlich der Friedrichstraße untersagt – an einem Ort, den Abertausende Touristen jedes Jahr besuchen. Das Architekturbüro Meixner Schlu?ter Wendt aus Frankfurt am Main hat jetzt im Baukollegium zum zweiten Mal Ideen für das GOLD.STEIN-Vorhaben präsentiert: Und zwar mit einer schlichten Fassadengestaltung, die sich mit Putz, Naturstein und Fensterreihung am Umfeld orientiert – sowie einer Brandwand aus Glas.

Verbot einer Fassade mit Fenster zum Stadtplatz

Die Wand gehört zum geplanten Bürogebäude und bildet den Abschluss zum künftigen Stadtplatz, wo bereits ein Gebäude mit denkmalgeschützter Brandwand steht. Die Vorgabe der Leitlinien besagt, dass sie mindestens bis zu einer Höhe von elf Metern geschlossen zu sein hat, also keine Fenster haben darf. Die Architekten wollen sie ganz aus Glas fertigen lassen, quasi als durchgehende Scheibe vom Boden bis zum Dach. Nach ihren Vorstellungen könnte diese Scheibe aus Opakglas bestehen und bedruckt werden. Die Büros dahinter wären allenfalls zu erahnen.

Wegen der Tiefe des Gebäudes, den Anforderungen an die Belichtung von Arbeitsplätzen und des Verbotes einer Fassade mit Fenster zum Stadtplatz scheint den Kreativen dies eine brauchbare Lösung zu sein, um allen Vorgaben gerecht zu werden. Die Architektin Claudia Meixner, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Florian Schlüter die Ideen erläuterte, betonte: „Das Spannende daran ist, dass die Wirkung dieser Fassade vielfältig sein kann.“ Und darin liegt für das Gremium das Problem.

Rund um diesen Bestand sollen Wohnungen und Büros entstehen. Copyright: Mara Kaemmel
Rund um diesen Bestand sollen Wohnungen und Büros entstehen. Copyright: Mara Kaemmel

Glasfassade für die Bebauung am Checkpoint Charlie lässt zu viel Leben erahnen

Anders als Erhard Ellenberger, Geschäftsführer von GOLD.STEIN, erwartet hatte, fanden die Vorschläge zum wiederholten Mal keine Zustimmung der Mitglieder. Ihrer Ansicht nach lasse die Glasfassade zu viel Leben erahnen. Insbesondere am Abend, wenn die Angestellten in ihren Büros das Licht anschalten. Dann würde die Fassade viel zu lebendig wirken. Claudia Meixner wandte ein, die Scheibe könne hinterleuchtet werden, um Einblicke zu verwehren. Doch das überzeugte die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt und ihre Mitstreiter nicht.

Der Architekt und Professor Jörg Springer betonte, das Baukollegium wolle noch nicht abschließend zur Brandwand Stellung beziehen. Man wolle den Architektenwettbewerb für die Bebauung auf der östlichen Friedrichstraßenseite abwarten, wo der Senat gern ein Museum sähe. Klar sei, es dürfe nicht der Eindruck einer Fassadenhaftigkeit entstehen. Auch eine Glasfassade sei eine Fassade, mit der sich das Haus in den öffentlichen Raum hinein präsentiere. Und das sei nicht die Rolle, die die Neubauten gegenüber diesem Raum einzunehmen hätten.

Doch da geht Erhard Ellenberger nicht mit. „Ich habe hier ein Bürogebäude, das kann ich nicht verschließen. Ich kann da jetzt nicht eine Betonwand bauen“, sagte er. Nicht nur, dass Büros Licht brauchen. „Das würde die Wirtschaftlichkeit einschränken und für uns die Nutzung kaputt gehen. Wir setzen da keine neue Brandwand hin.“ Dass das Argument Wirtschaftlichkeit in Berlin allerdings wenig bis nichts zählt, ist hinlänglich bekannt. Klipp und klar erklärte Erhard Ellenberger auch: „Es wird keinen Bezug zum Gegenüber geben.“ Der Grund dafür liegt auf der Hand. Es gibt noch kein östliches Gegenüber, auf das die Architektur zum jetzigen Zeitpunkt Bezug nehmen könnte. „Und ob sich da eine Fassade für ein Museum entwickeln wird, das wird in Berlin in den nächsten 30 Jahren nicht der Fall sein. Insofern gibt es gar keinen Bezug zu einer konkreten Fassade im Osten.“

Geschlossene Betonfassade wäre falsch

Der frühere SPD-Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, der als Berater für GOLD.STEIN tätig ist, argumentierte für die Glasfassade so: „Ich glaube, dass eine geschlossene Betonfassade falsch wäre, weil sie den Eindruck erwecken würde, als solle an dieser Stelle irgendwann weitergebaut werden.“ Und genau dieser Eindruck solle aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes nicht entstehen. Jörg Springer sieht das anders. Er will weitere Vorschläge sehen. Die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt erklärte zum Abschluss, es sei eine Herausforderung und eine Riesenchance, die beiden Giebelwände am Stadtpatz zu erforschen. „Was leistet der Giebel auf dem Ostgrundstück, der nach Westen zeigt, und was leistet der Südgiebel auf dem östlichen Grundstück. Ich glaube, diese Zeit müssen wir uns nehmen.“ 

Ohnehin hat Jörg Springer den Architekten einen kniffligen Auftrag mit auf den Weg gegeben. „Es wäre außerordentlich wünschenswert, wenn es gelänge, eine einspurige Tiefgarage zu planen.“ Denn eine zweispurige Einfahrt nimmt viel Platz im Erdgeschoss ein, der dann für andere öffentliche Erdgeschossnutzungen nicht zur Verfügung steht. Allerdings ist an dieser Stelle nur Gewerbe gewünscht, deren Schaufenster nicht mit viel Dekoration und Blingbling um Aufmerksamkeit heischen. Nichts soll die Besucher an diesem Ort vom Gedenken ablenken.

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