Das Superwahljahr 2021 bescherte uns nicht nur eine neue Regierung für ganz Deutschland. Auch in der Hauptstadt wurde gewählt. Wie geht es in den Bezirken nach dem "Neustart" weiter? Das wollen wir in unserer Serie "Drei Fragen, drei Antworten" anreißen. Für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt die Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) Auskunft.
Clara Hermann über klimaresiliente Bauvorhaben und die Berliner Mischung
Welches sind aktuell die größten und wichtigsten Wohnbauprojekte im Bezirk und welche Bauvorhaben liegen Ihnen darüber hinaus am Herzen?
Clara Herrmann: Neue Wohnungen werden in Friedrichshain-Kreuzberg in den nächsten Jahren vor allem im Bereich Rathausblock (Dragonerareal), rund um das ehemalige Postscheckamt und in Friedrichshain-West entstehen. Auch im Rudolfkiez wird in den nächsten Jahren viel gebaut, hier entstehen allerdings, ähnlich wie an der Modersohnbrücke/Revaler Straße vor allem Gewerbeflächen.
Wichtig ist für uns als Bezirksamt, nicht nur, wie gebaut wird, sondern auch für wen. Wir setzen uns für den Erhalt der Berliner Mischung in unseren Kiezen ein, mit einer diversen Bewohnerstruktur, lokalem inhabergeführtem Gewerbe und sozialen Einrichtungen für die Bevölkerung, von der kleinen Bäckerei über Handwerksbetriebe hin zu Kinderläden.
Welches sind die größten Herausforderungen, vor denen Sie stehen?
Clara Herrmann: Die größte Herausforderung in unserem Bezirk beim Bauen ist die dichte Besiedlung von Friedrichshain-Kreuzberg. Wir sind der kleinste und am dichtetesten besiedelte Bezirk in Berlin. Entsprechend wenig freie Flächen zur Bebauung gibt es noch. Beton macht keinen Klimaschutz. Wir brauchen weiterhin freie Flächen in unserem Bezirk. Daher spielen die Themen Versiegelung und Schutz von Stadtgrün bei Bauprojekten hier immer eine besondere Rolle. Laut Bevölkerungsprognose werden bis zum Jahr 2030 rund 177.000 Menschen mehr in Berlin leben.
"Wir setzen uns für den Erhalt der Berliner Mischung in unseren Kiezen ein."
Für bezahlbare Mieten braucht es in der wachsenden Stadt neuen Wohnraum. Dabei ist es geboten, dass wir Grünflächen bestmöglich schützen und vorhandene Potentiale nutzen, etwa durch Aufstockung flacher Gebäude. Aufgrund der klimatischen Veränderungen in Berlin ist es wichtig, dass wir darauf achten, unsere Innenstadt künftig klimaresilient zu gestalten. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sollten öffentliche Verwaltung und private Bauunternehmen ihrer Verantwortung gleichermaßen gerecht werden.
Was wünschen Sie sich von der Immobilienbranche?
Clara Herrmann: Die Immobilienbranche ist ein wichtiger Partner bei der Erreichung unserer engagierten Klimaziele. Durch eine ökologische und nachhaltige Bauweise kann ein wesentlicher Beitrag für weniger Energieverbrauch der Haushalte beigetragen werden. Bei Neubau und Umbau können wir auf Gründächer und Fassadenbegrünung setzen und uns gemeinsam dafür einsetzen, dass so wenig Fläche wie möglich versiegelt wird und so viel Stadtnatur wie möglich erhalten bleiben kann. Das führt nicht nur zu mehr Biodiversität, sondern trägt auch zu einem besseren Mikroklima während der immer heißer werdenden Sommermonate bei.