„Der Bauboom ist vorbei“: Schonungslose Analyse der Branche bei der Real Estate Mitteldeutschland

„Der Bauboom ist vorbei“: Schonungslose Analyse der Branche bei der Real Estate Mitteldeutschland

„Der Bauboom ist vorbei“: Schonungslose Analyse der Branche bei der Real Estate Mitteldeutschland
Das Auftaktpanel der Real Estate Mitteldeutschland analysierte die Immobilienbranche mit geschultem Blick. Copyright: IMMOCOM

IMMOCOM veranstaltete am 29. Juni 2023 den größten Standortkongress der Immobilienbranche für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Leipzig. Im hochkarätig besetzten Auftaktpanel der Real Estate Mitteldeutschland gab es eine schonungslose Analyse der Multi-Krisen und der Politik.

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Über 300 Gäste konnte IMMOCOM in Leipzig bei der Real Estate Mitteldeutschland begrüßen. Die Immobilienbranche steht vor großen Herausforderungen: etwa hohe Baukosten und Zinsen, vorsichtige Investoren, politische Forderungen und gesellschaftliche Ansprüche. Die einen nennen das eine respektable Krise, andere lediglich eine Änderung. „Wir sehen gerade eine Marktkorrektur, die sehr hart gekommen ist“, sagte Christoph Gröner, CEO der Gröner Group AG. In den vergangenen Jahren hätten keine realen Zustände geherrscht, „das war ein Bauboom und der ist jetzt vorbei“. Der Markt hole sich nun das, was er brauche: bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum. Womit die zwei Hauptthemen bereits auf den Punkt genau benannt waren.

„Investoren im Behörden-Ping-Pong zerrieben“

Christoph Gröner bei der Real Estate Mitteldeutschland 2023. Copyright: IMMOCOM
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„Die Themenstellungen, die Land und Bund vorgeben, fallen auf die Kommunen herab. Wir müssen damit irgendwie umgehen“, sagte der Leipziger Baubürgermeister Thomas Dienberg. Doch das beleuchtet nur eine Seite. „Je länger die Genehmigungsprozesse dauern, desto teurer wird es für die Nutzer“, sagte Eva Weiß von der BUWOG Bauträger GmbH. Das Unternehmen will in Leipzig das Projekt Bayerischer Bahnhof realisieren: am Dösner Weg mit 220 Mietwohnungen, im Quartier Lössniger Straße mit rund 1.200 Mietwohnungen, dazu einen Stadtteilpark von etwa sechs Hektar. Die Baugenehmigung für den Dösener Weg habe - trotz Paragraph 34 - drei Jahre gedauert. „Wir als Investoren werden im Behörden-Ping-Pong zerrieben.“

Ähnlich äußerte sich Saidah Bojens, verantwortlich für die Niederlassungen Berlin und Sachsen bei der Instone Real Estate Development GmbH. „Leipzig und Berlin liefern sich ein Wettrennen, sie nehmen sich nichts. Sie versuchen sich eher noch gegenseitig in den Genehmigungslängen zu überbieten.“

Kommune lediglich „Wegbereiter“ für Projekte

Baubürgermeister Thomas Dienberg widersprach: „Wir sind fix hinsichtlich der Baugenehmigungen. Wir arbeiten mit einem dreistufigen Beratungskonzept und die, die davon Gebrauch machen, merken auch, dass es schnell geht.“ Als Beispiel führte er die Umwidmung des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses mit nur sieben Monaten und eine Wohnanlage der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) an.

Moderator Christian Hunziker sprach noch ein weiteres Großprojekt an, den Eutritzscher Freiladebahnhof. Auf die Frage nach dem aktuellen Eigentümer konnte oder wollte Thomas Dienberg nicht richtig antworten, hatte aber eine Erklärung für die Verzögerungen parat: „Das ist wirklich ein schlechtes Beispiel. Es gab drei Mal neue Eigentümer und damit drei Mal Verhandlungen. Ich hoffe sehr stark, dass es jetzt realisiert wird. Wir sind auf dem letzten Meter in den Verhandlungen.“

Thomas Dienberg bei der Real Estate Mitteldeutschland 2023. Copyright: IMMOCOM
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Noch vor der Sommerpause entscheide der Stadtrat. „Ich kann nicht in eine Glaskugel schauen“, so der Baubürgermeister. „Wir können als Kommune nur den Weg bereiten und die rechtlichen Grundlagen schaffen.“ Christoph Gröner, selbst ein ehemaliger Eigentümer des Areals, entgegnete: „Man muss schon über Wasser laufen können, um solch ein Projekt realisieren zu können.“

„Mietwohnungsbau funktioniert nicht mehr wirklich“

Dann doch lieber zurück zum Dauerthema Wohnungsbau. Eva Weiß von der BUWOG goss direkt Öl in das schon lodernde Feuer. „Mietwohnungsbau funktioniert nicht mehr wirklich.“ Zu hoch seien die Kosten sowie die Abfederungskosten für den preisgebundenen Wohnraum. Während die BUWOG mit 4.500 bis 5.000 Euro pro Quadratmeter im Eigentum eine gute Zukunft voraussagt, sieht das bei Ulrike Wessel, Geschäftsbereichsleitung Projektentwicklung bei OTTO WULFF Projektentwicklung und damit für das Löwitz Quartier am Leipziger Hauptbahnhof zuständig, anders aus: „Die Käuferschicht ist im vergangenen Jahr komplett weggebrochen. Wir schauen trotzdem nach vorn, sind nicht in Schockstarre, sondern machen weiter.“ Instone-Chefin Saidah Bojens sieht eine sehr viel höhere Dynamik im Denkmal-AfA-Bereich als im Neubau. Insgesamt befänden sich die Investoren in einer Art „eingefrorenem Abwarten“.

In einer solch komplexen Situation heißt es dann, Mut bewahren. CG-Chef Christoph Gröner sieht zwar, dass „die Verunsicherung der Investoren noch groß ist“, sagte aber trotzdem einen noch in diesem Jahr anziehenden Markt voraus. Und was wünscht sich Leipzigs Baubürgermeister? Kostengünstigen Wohnraum. Es brauche dafür verlässliche und auskömmliche Förderungen.

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