Der in Dresden geborene Architekt Peter Kulka erhielt 1995 den Deutschen Architekturpreis für das Gebäude des Sächsischen Landtages. Nun stehen die Zeichen auf Fortsetzung, denn der zwischen 1991 und 1994 errichtete Gebäudekomplex muss dringend saniert und erweitert werden.
Die gesamte Technik ist veraltet und desolat. Das komplette IT-Leitungsnetz und die Elektro- und Medientechnik sind zu erneuern. Zudem wird aufgrund der größeren Parteienvielfalt mehr Platz benötigt. Auch die Barrierefreiheit muss hergestellt werden. Ursprünglich war dazu ein kompletter Auszug in einen zu errichtenden Neubau zwischen Devrientstraße und Ostra-Allee in unmittelbarer Nähe vorgesehen. Nach Protesten nahm der Landtag jedoch im September 2022 von diesen Plänen Abstand. Nun soll bei laufendem Betrieb saniert und erweitert werden.
Erstmals stellte Peter Kulka, der vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement beauftragt worden war, Ende April die Neubaupläne in der Gestaltungskommission der Stadt Dresden vor. Der im Juli 1937 geborenen Architekt schwärmt vom behutsamen Weiterbauen, einer „Stadt in der Stadt“. Er wolle sanieren und beschützen. Schon Anfang der 1990er Jahre hatte Peter Kulka noch erhaltene Teile des einstigen Landesfinanzamtes einbezogen. Jener Gebäudekomplex mit einem quadratischen Eckturm, der bis 1989 die SED-Bezirksleitung beherbergte, war 1928 bis 1931 im Stil der Neuen Sachlichkeit entstanden. Mit seinem transparenten Landtagsneubau schuf der Architekt ein neues Karree, in dessen Mitte Wasserfläche und Gartenhöfe zum Verweilen einladen.
„Kraftzentrale“: Das ist für den Sächsischen Landtag geplant
In jenen Innenhof will er nun einen 21 Meter hohen und weitgehend gläsernen Kubus mit Fraktionsräumen setzen. Kulka spricht von einer „Kraftzentrale“ des Landtages. Auf dessen Dach sollen Bäume mit großen Kronen wachsen. Gemeinsam mit seinen Landschaftsplanern hat sich der renommierte Architekt bereist in Baumschulen nach geeigneten Pflanzen umgesehen. Wie ein historisches Kupferdach wird dieses neue Gründach weithin sichtbar sein. Mit den beschnittenen Bäumen, die auf dem Lindenau-Platz vor dem Landtag ein Gründach bilden, sowie der kleinen Linden-Allee an der Elbe bilden sie später eine harmonische Einheit. Das Wasserbecken im Innenhof bleibt erhalten, das Kunstobjekt wird jedoch in Richtung Elbe verschoben und damit auch für Passanten besser sichtbar.
Neben dem Landtag, auf einer Fläche vor dem 1914 geschaffenen Erlweinspeicher, will Peter Kulka einen dreigeschossigen Erweiterungsbau errichten. Er soll, so der Architekt, „eine bescheidene, schlichte Fassade“ erhalten und „ein komplett uneitler Bau“ werden. Damit würde er dem als Hotel genutzten Erlweinspeicher keine Konkurrenz machen, sondern dessen Würde unterstreichen. Zwischen Hotel und Neubau könnte ein lebendiger Platz entstehen. Der sehr große Treppenaufgang zum Congress Center Dresden würde zugleich ein wohltuendes Gegenstück erhalten.
Bebauungsplan muss nicht geändert werden
Bei solch brisanten Gebäuden wie dem Landtag seien eine Vielzahl von Vorschriften und unzählige Absprachen mit dem Landeskriminalamt zu beachten. Der Neubau nimmt neben den Abgeordnetenbüros auch die neue Technik für den gesamten Komplex auf. Über unterirdische Gänge gelangen die Parlamentarier später in das Plenarsaalgebäude. Damit würde auch der Zugang zur Elbe erhalten bleiben. Für die Erweiterung ist kein neuer Bebauungsplan erforderlich. Dennoch rechnet Peter Kulka, dass bis zur Vollendung ein Jahrzehnt vergehen könnte. Auch zur Kostenfrage gibt es derzeit noch keine Angaben, bisher war von 100 Millionen Euro für einen Neubau die Rede.
Gestaltungskommission bewertet Entwurf positiv
Aus dem Kreis der Mitglieder der Gestaltungskommission kam Zustimmung. Deren Vorsitzender Prof. Wolfgang Lorch sprach vom Weiterbau für Dresden und für den Landtag, bei dem das Ringen um die Demokratie Teil des Projektes sei. Kritischer sahen es anwesende Stadträte. Einer verglich den geplanten Neubau mit einer Schule aus DDR-Zeiten. Dem widersprach Architekt Peter Kulka. Sein Neubau wolle nicht gegen den „Prunk der Altstadt“ angehen. Unterstützung erhielt er von Gestaltungskommissionsmitglied Prof. Christoph Mäckler: „Die Gebäude werden sehr fein ausgearbeitet sein und funktionieren. Es ist ein Bürohaus.“
Landeskonservator Alf Furkert, der seinerzeit die 39 Meter hohen Neubaupläne auf dem Grundstück an der Devrientstraße heftig kritisiert hatte, lobte den Vorschlag. Es seien „sich einfügende Gebäude“ an dieser Stelle. Der Neubau bilde keine Konkurrenz zum Erlweinspeicher und zum Landtag. Am 28. Juni sollen die Ideen von Peter Kulka in seinem Symposium im Plenarsaal des Landtags vorgestellt und diskutiert werden. Nach der Sommerpause wird sich auch die Gestaltungskommission in einer Sondersitzung erneut mit dem Vorhaben befassen.