Dresdner Königsufer: Verkauf statt Vision?

Dresdner Königsufer: Verkauf statt Vision?

Dresdner Königsufer: Verkauf statt Vision?
Es geht um den Bebauungsplan Nr. 3018 für den Neustädter Markt und das Königsufer. Quelle: Stadtplanungsamt Dresden

Der Freistaat Sachsen zeigt sich verkaufsbereit, doch statt einer klaren städtebaulichen Vision herrscht in Dresden Uneinigkeit: Während der Stadtrat Kulturprojekte ausbremst, fordert die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. eine Rückbesinnung auf die Vorkriegsbebauung. Steht Dresden vor einer einmaligen Chance – oder vor einer verpassten Gelegenheit?

Agentur

Der Freistaat Sachsen zeigt sich unter bestimmten Bedingungen offen für den Verkauf landeseigener Grundstücke am Königsufer in Dresden. Wie Finanzminister Christian Piwarz (CDU) auf eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Thomas Löser mitteilte, könnten betroffene Flächen an die Stadt übergehen, sobald die endgültige Nutzungsart festgelegt ist. Dabei handelt es sich um Teile der Elbwiesen, den Elberadweg zwischen Finanzministerium und Augustusbrücke sowie den Parkplatz des Ministeriums und angrenzende Wege. Baugrundstücke stünden allerdings nicht zum Verkauf – lediglich Flächen, die an städtische Baugrundstücke angrenzen. Thomas Löser begrüßte diese Verkaufsbereitschaft als positives Signal für die Stadt, die seit 2018 eine Bebauung des Königsufers plant.

Die Diskussion um die städtebauliche Entwicklung am Königsufer erhielt zusätzlichen Schwung, nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages im September 2024 eine Fördersumme von 15 Millionen Euro für den Neubau einer Richard-Wagner-Akademie mit Kammermusiksaal bewilligte. Das von Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele, initiierte Projekt müsste auf einem städtischen Grundstück realisiert werden. Der Stadtrat erteilte den Plänen jedoch eine Teilabsage und stellte klar, dass Jan Vogler seine Idee zwar weiterentwickeln könne, jedoch nicht mit städtischen Geldern und Ressourcen rechnen dürfe. Christian Piwarz ließ offen, ob der Freistaat eine finanzielle Beteiligung leisten würde, da die Planungen für den Doppelhaushalt 2025/2026 noch nicht abgeschlossen sind.

Während Thomas Löser für eine gemeinsame städtebauliche Lösung plädiert und eine Nutzung durch die Technische Universität Dresden oder die Sächsische Akademie der Künste ins Gespräch bringt, verfolgt die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. eine andere Vision für das Areal. Der Verein setzt sich für eine historisch inspirierte Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung am Königsufer ein und sieht in einer behutsamen Wiederherstellung der alten Strukturen eine Chance für die Wiedergewinnung der historischen Stadtgestalt. Dies steht in einem Spannungsfeld mit modernen Neubaukonzepten und Kulturprojekten, die ebenfalls für das Königsufer diskutiert werden.

Mit der potenziellen Übertragung von Flächen an die Stadt könnte sich der Spielraum für eine langfristige Entwicklung des Königsufers erweitern. Die Debatte über eine zeitgemäße Nutzung zwischen Denkmalpflege, Stadtentwicklung und kultureller Nutzung wird somit weiter an Fahrt aufnehmen.