Die Akteure der Immobilienwirtschaft haben überwiegend ein großes Interesse daran, die Herausforderungen rund um das Themenfeld ESG zu meistern. Allerdings besteht eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Im Wesentlichen halten folgende sieben Aspekte die Branche davon ab, ihre Motivation in konkrete Lösungen zu übersetzen:
- die fehlende Datenbasis,
- variierende Rollen und Aufgaben,
- die komplexe Zusammenarbeitsstruktur der zahlreichen Stakeholder,
- eine noch im Frühstadium befindliche ESG-Integration in Unternehmensprozesse,
- die Priorisierung der finanziellen Performance,
- das geringe Wissensniveau im Bereich ESG und unzureichende fachliche Ausbildung,
- niedrige ESG-Standards an Gebäuden, wenige Zertifizierungen und unzureichende Maßnahmen.
Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der beiden Ökosystempartner Run this place und Susteco, einem Tochterunternehmen der Bosch-Gruppe, für die ein detailliertes User Research inklusive 30 Tiefeninterviews mit verschiedenen Stakeholdern rund um Gewerbeimmobilien mit überwiegender Büronutzung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in dem Whitepaper "ESG im Gebäudesektor" zusammengestellt. Zentrales Anliegen der Untersuchung war es, Einblicke in die Bedürfnisse, Schmerzpunkte und Erwartungen der verschiedenen Zielgruppen zu gewinnen und die Relevanz des Themas seitens der einzelnen Zielgruppen zu beleuchten.
„Portfolio-, Asset-, Property-, Facility- und ESG-Manager, mietende Unternehmen sowie Gebäudenutzer – sie alle und viele Stakeholder mehr sind in die Abläufe in und um Immobilien eingebunden. Daraus erwachsen auch mehr oder weniger ausgeprägte Berührungspunkte mit dem Themenkomplex ESG. Unsere Untersuchung zeigt, dass es hier noch viele Fragezeichen gibt und tradierte Herangehens- und Betrachtungsweisen einer erfolgreichen ESG-Integration oftmals im Wege stehen“, sagt Lars Scheidecker, CEO von Run this place.
Blinde Flecken bei der Zielgruppenbetrachtung verhindern Hebung von ESG-Potentialen
Zu den gelernten Denkarten gehört auch, dass die immobilienwirtschaftliche Wertschöpfungskette oftmals spätestens bei den Mietern endet. Nicht nur sie werden viel zu wenig adressiert. Nahezu vollständig unter dem Radar bewegen sich die Nutzer der Gebäude. „In beiden Gruppen – Mieter wie Gebäudenutzer – schlummert immenses Potential, wenn es darum geht, ESG-Potentiale zu heben“, ergänzt Laura Bohnenkamp, Product Strategy Manager bei Run this place, zu einem weiteren Untersuchungsergebnis.
Es zeige sich, dass Mieter ein Grundverständnis von ESG haben, dass ESG-Maßnahmen aber eher oberflächlich behandelt werden. Eine engere Integration von ESG in die Unternehmensstrategie und eine gezielte Aufklärung der Mitarbeiter könnten die Akzeptanz und Wirksamkeit steigern. „In diesem Zusammenhang könnte es zudem Sinn ergeben, eine digitale Lösung einzusetzen, um die Anliegen der Mieter anzugehen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zu ESG-Themen zu leisten. Dies wiederum könnte dazu beitragen, die Mieter aktiv in den Prozess der nachhaltigen Immobilienentwicklung einzubinden“, so Laura Bohnenkamp.
Die Gebäudenutzer als weitere Zielgruppe entwickeln den Interviews zufolge ein gesteigertes Bewusstsein für ESG. Sie sind offen für Veränderungen und die Umsetzung von Maßnahmen, solange diese sinnvoll und komfortabel in der Nutzung sind. Es besteht jedoch auch hier ein Bedarf an Bildung und Aufklärung, um das Verständnis und die Umsetzung weiter zu fördern. Insgesamt zeigt das Whitepaper, dass die Immobilienbranche vor erheblichen Herausforderungen steht, aber auch Chancen für Innovation und Fortschritt bietet, insbesondere im Hinblick auf die Integration von ESG. Dazu sind ein Umdenken und verstärkte Anstrengungen erforderlich, um die Nachhaltigkeit und Effizienz der Branche voranzutreiben.