Premier Inn expandiert weiter: Acht Neueröffnungen sind 2023 geplant. Mitte Juni eröffnete das Haus in Dresden, im Juli in Darmstadt, es folgen noch Heilbronn und Frankfurt am Main. Die Hotelkette hat damit 53 Standorte und rund 11.000 Zimmer bis Ende dieses Jahres. 37 Objekte sind in der Pipeline. Um diese Zahl weiter zu erhöhen, gibt es verschiedene Ansätze, die Michael Hartung, Geschäftsführer Development von Premier Inn Deutschland, im neuen Hotel in Dresden erklärt. „Wir haben beispielsweise ein Portfolio mit sechs No-Brand-Hotels, in Berlin wurde ein Mietvertrag übernommen, in Köln bauen wir eine Denkmalimmobilie um.“
Wachstum mittels einer Mischung von Neubau, Übernahmen und Sanierungen
Premier Inn arbeitet dabei mit zwei Teams: eines für den Neubau, eines für den Bestand. „Das sind Experten auf ihrem Gebiet und jedes Gebiet erfordert sehr unterschiedliches Wissen.“ Im kompletten Portfolio befinden sich aktuell über 30 Refurbishments. „Der Neubau dauert einfach zu lange“, nennt Michael Hartung neben dem Nachhaltigkeitsansatz einen weiteren Grund. In Dresden entstand das Hotel anstelle eines Bekleidungskaufhauses als Neubau. „Den Mietvertrag haben wir vor über vier Jahren unterschrieben.“
Bei Übernahmen versucht das Unternehmen sein Konzept ohne Schließung auszurollen. Das funktioniert nicht immer, wie das Kölner Beispiel zeigt. Dabei handelt es sich um eine etwa um das Jahr 1920 errichtete Immobilie. „Der Denkmalschutz gilt für außen, beispielsweise bei den Fassadenelementen, genau wie innen, unter anderem bei den Treppen.“ Das mache eine verstärkte Abstimmung mit den entsprechenden Ämtern sowie dem Eigentümer notwendig.
Premier Inn Deutschland rückt den Modulbau in den Fokus
Um die vom angelsächsischen Mutterkonzern vorgegebene Expansion zu bewerkstelligen, will Michael Hartung sich noch stärker als bisher dem Modulbau widmen. Momentan werden die Badzellen bereits so produziert. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Qualität ist extrem hoch, es geht schneller.“ Einen Nachteil spricht der Experte direkt mit an: „Noch ist es zu teuer, es fehlt einfach an der Hochserienproduktion.“ Trotzdem will er sich im nächsten Schritt mit der Fertigung ganzer Zimmer beschäftigen. Anhand eines BIM-Modells sollen dann alle notwendigen Daten und Fakten abgebildet werden. „Normalerweise sprechen Bauleute, Architekten und Büros für die Haustechnik nicht wirklich miteinander. So könnten dann alle die Daten abrufen und haben einen einheitlichen Wissensstand.“
Inge Van Ooteghem im IMMOBILÉROS-Podcast über das System Premier Inn, Hotel-Investments und guten Schlaf als USP:
Jedes Haus soll es komplett virtuell geben. „Wir benötigen hinsichtlich ESG einfach viel mehr Daten, die wir abrufen können.“ Da geht es um Analysen zur Anlieferung, um den Energie- und Wasserverbrauch. Gerade hat Premier Inn verschiedene Duschköpfe getestet, sich nun für eine Variante entschieden, die bei hohem Duschkomfort wesentlich weniger Wasser verbraucht. „Wir probieren permanent neue Geräte und Techniken aus“, so Michael Hartung. Er zählt Themen wie Warmwasserrückgewinnung und Wärmepumpen auf. Für das neue Haus in Dortmund sind vertikale Solarflächen in Planung. „Was ESG und Innovation angeht, wollen wir vor der Welle sein und nicht dahinter“, so Michael Hartung.
Mixed-Use und die Reparatur der Innenstädte
Auf das Thema zahlt auch das Dresdner Haus ein. Die Rezeption befindet sich auf der fünften Etage, die Zimmer darunter. „Früher gab es Mixed-Use nicht, da wurde streng nach Assetklassen getrennt.“ Nun sei das ganz normal und vor allem sinnvoll. „Damit kann man wunderbar die Innenstädte reparieren“, sagt Michael Hartung. „Natürlich muss das Objekt eine bestimmte Größe haben und einen finanzstarken Developer.“ Kombiniert werden kann alles. In der sächsischen Landeshauptstadt wird das Hotel durch Retail ergänzt. Strategisch werde sich Premier Inn auch als Investor an solchen Projekten beteiligen. „Die Innenstädte brauchen wieder ein wenig von dem Dorfcharakter“, so Michael Hartung. „Hotels gehören dazu, denn sie bringen Leben. Und sobald Menschen da sind, stellt sich ein Sicherheitsgefühl ein.“