Experimentierfeld Nachhaltigkeit: Huthmacher-Haus in Berlin wird transparent

Experimentierfeld Nachhaltigkeit: Huthmacher-Haus in Berlin wird transparent

Experimentierfeld Nachhaltigkeit: Huthmacher-Haus in Berlin wird transparent
Das Huthmacher-Haus wird nachhaltig saniert. Copyright: Bayerische Hausbau

Das Huthmacher-Haus in Berlin befindet sich in einer Teilsanierung und dient der Bayerischen Hausbau, EPEA und Madaster als Case Study. Der Projektentwickler stellt sich mit zwei Teams für die Zukunft auf und arbeitet an Nachhaltigkeitsstandards mit.

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Die Bayerische Hausbau saniert Teile des legendären Huthmacher-Hauses in Berlin. Seit Frühjahr 2021 laufen die Arbeiten in dem 16 Stockwerke hohen Teil des Bikini-Berlin-Ensembles. Die Nutzfläche beträgt etwa 15.800 Quadratmeter. Erneuert werden unter anderem der Brandschutz, die technische Gebäudeausrüstung, wie beispielsweise die Warmwasserleitungen sowie die Gewerbeflächen.

Das Huthmacher-Haus kurz & kompakt

Die Sanierung steht aber nicht für sich allein, sondern ist Teil einer Kooperation zwischen dem Projektentwickler und EPEA – Part of Drees & Sommer sowie Madaster. Erstere analysieren die bestehenden Bauteile und eingesetzten Baustoffe sowohl des Bestandes als auch der Teilsanierung und bilden die Daten in einem Gebäuderessourcenpass ab. Hierbei geht es vor allem um die Kreislauffähigkeit des Materials.

Die gewonnenen Erkenntnisse fließen dann bei Madaster ein, einer Gebäudedatenbank. Dort stehen sie allen relevanten Stakeholdern – auf unbestimmte Zeit – zur Verfügung. „Auslesen lassen sich dazu eine Vielzahl von Informationen zum Gebäude, insbesondere zum Thema Urban Mining: etwa der finanzielle Wert der Materialien, deren Zirkularitätspotenzial oder der CO2-Fußabdruck des Gebäudes“, heißt es dazu in der Case Study zu diesem Projekt.

Das Huthmacher-Haus direkt neben dem Berliner Zoo-Palast wird teilsaniert. Copyright: Bayerische Hausbau
Das Huthmacher-Haus direkt neben dem Berliner Zoo-Palast wird teilsaniert. Copyright: Bayerische Hausbau

Analyse der einzelnen Bauteile für komplette Transparenz

So wurden Tragwerk und Fassade des Huthmacher-Hauses auf Demontierbarkeit, Trennbarkeit, Rezyklierbarkeit von Bauteilen und -stoffen bei einer Ortsbegehung untersucht. In die Analyse flossen ebenfalls Informationen zu unterschiedlichen Fensterkonstruktionen, Dämmstoffen aus den 1950er-Jahren und vor allem die materialsparenden Rippendecken ein. Historische Detailzeichnungen lieferten wichtige Erkenntnisse über Bauteilschichten und Verbindungselemente. Die so im Building Circularity Passport erfassten Bauteile des Bestandes werden ergänzt durch die Materialien der geplanten Teilsanierung, um das Huthmacher-Haus als Gesamtgebäude abzubilden.

Nachhaltigkeit auch am Huthmacher-Haus nur mit digitaler Datenbasis möglich

EPEA und Madaster haben sich zusammengetan, um einen Einblick in die Kreislauffähigkeit von Bauteilen und Materialien zu geben. Die Verknüpfung der Material- und Produktdatenbank mit der Plattform macht es einfacher, die CO2-Emissionen und die Kreislauffähigkeit von Immobilien zu berechnen und in die Berichterstattung aufzunehmen.

„Als Environmental Protection Encouragement Agency (EPEA) arbeiten wir seit über 30 Jahren mit komplexen Umweltdaten. Um auf der Gebäudeebene die Umweltwirkungen überhaupt abschätzen zu können, sind aufbereitete, generische Daten zur einfachen Handhabung durch den Anwender ein wichtiger Schritt für die breite Anwendung“, erklärt Peter Mösle, CEO von EPEA. Genau deshalb ist das gemeinsame Projekt für die Bayerische Hausbau auch so wichtig: „Sinnvoll nachhaltig handeln kann nur, wer über eine breite, digitale Datenbasis verfügt“, sagt Marcel Wnendt, Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau.

Ableitungen und Szenarien für die Zukunft

Das Unternehmen hat zwei Teams in den Bereichen Digitalisierung/IT sowie Innovation installiert, die an der Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung arbeiten. So ist die Bayerische Hausbau beispielsweise Partner bei der BEFIVE, der Innovations- und Digitalisierungsplattform der Bau- und Immobilienbranche des UnternehmerTUMs, dem Zentrum für Innovation und Gründung an der TU München. Zuerst wurden dort Prozesselemente der Wertschöpfungskette identifiziert, die ein großes Potenzial für Veränderung haben.

„Hierzu gab es eine Vorphase, in der Studierende die Zukunftselemente initial klassifiziert haben. Im Anschluss haben wir Teilnehmer des Netzwerkes, über Deutschland verteilt, in fünf Ganztages-Workshops das Visionsbild erarbeitet, indem wir die Elemente und deren Einfluss bewertet und im Detail diskutiert haben“, erklärt Dr. Jochen Nicolai, der als Leiter des Innovationsteams das Projekt auf Seiten des Projektentwicklers leitete. Daraus erarbeiteten alle gemeinsam ein Szenario und mögliche Alternative. Als Entwicklungstreiber für die Branche konnten die Komponenten Industrialisierungsgrad und ökologisch-politischer Veränderungsdruck abgeleitet werden.

Blick in das Huthmacher-Haus. Copyright: Bayerische Hausbau
Blick in das Huthmacher-Haus. Copyright: Bayerische Hausbau

Nachhaltigkeitsbotschafter in jedem Team

Seit 2020 beteiligt sich die Bayerische Hausbau am Arbeitskreis ECORE. Diese Initiative umfasst 40 europäische Bestandshalter, die ein Immobilienvermögen von insgesamt 800 Milliarden Euro auf sich vereinen, sowie den Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und den Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Ziel: ein ESG-Scoring-Modell als praxistaugliches Steuerungstool, das die aktuelle Nachhaltigkeits-Performance von Objekten und Portfolios misst und aufzeigt. In den einzelnen Teams der Bayerischen Hausbau gibt es Nachhaltigkeitsbotschafter. „Nachhaltigkeit kann nur funktionieren, wenn die Belegschaft das Thema versteht und integriert“, sagt Jule Teresa Beck, die als Prozess- und Organisationsmanagerin tätig ist. Diese Botschafter sind Ansprechpartner und Multiplikatoren.

Natürlich hat das Unternehmen aber auch „ganz normale“ Ziele. Im Jahr 2019 verbrauchten die Immobilien des Projektentwicklers etwa 30.000 Tonnen CO2 (Scope 1-3). Hier lautet das Ziel: die Scope 1- und 2-Emissionen vor 2045 auf null zu reduzieren. Das soll durch Ökostrom, die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden und den Bau zusätzlicher Photovoltaik-Anlagen passieren.

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