Deutschlands Kleinstädte bekommen eine eigene Akademie. Wittenberge an der Elbe in Brandenburg wird ihr künftiger Standort sein. Diese erste bundesweite Vernetzungs- und Wissensplattform für Kleinstädte in Deutschland soll den Kleinstädten eine zusätzliche Stimme geben, um ihren Belangen und Ideen stärker Gehör zu verschaffen.
Klara Geywitz: „Die Kleinstädte bekommen zum ersten Mal ihre eigene Plattform, die sie dabei unterstützen soll, sichtbarer zu werden. Schließlich lebt und arbeitet fast ein Drittel der Bevölkerung in kleinen Städten. Menschen, die hier aufgewachsen sind, spüren eine große Verbundenheit mit ihrer Stadt. Die Kleinstadtakademie soll dabei helfen, die Interessen und aktuellen Themen der Kleinstädte zu benennen und ihre Wertschätzung und Vernetzung voranbringen. Mit Wittenberge hat die Jury eine sehr kompetente und engagierte Kommune ausgewählt, die bereits gut vernetzt ist und über vielfältige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Städten verfügt. Genau eine solche Stadt haben wir als Standort gesucht und gefunden!“
Wittenberge wird Standort der Geschäftstelle der Kleinstadtakademie
Über 2.100 Kleinstädte in Deutschland waren im Mai 2023 aufgerufen, sich um den Standort der Geschäftsstelle der Kleinstadtakademie zu bewerben. Eine Jury unter dem Vorsitz von Elisabeth Kaiser, parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), sollte die Auswahl treffen. Der Jury gehörten Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), des Deutschen Städtetages, aus der Wissenschaft sowie von Bund und Ländern an.
Die Kleinstadtakademie ist eine Initiative des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in Deutschland. Sie zielt darauf ab, die zukunftsfähige Entwicklung von Kleinstädten zu fördern.
Ziel und Zweck:
- Die Kleinstadtakademie ist speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Städte und Gemeinden zugeschnitten.
- Ihr Hauptziel ist es, vielfältige Beratungs- und Vernetzungsangebote zum Thema Stadtentwicklung bereitzustellen.
Entstehung und Pilotphase:
- Die Pilotphase der Kleinstadtakademie begann im Jahr 2019 und dauerte bis 2023.
- In dieser Zeit wurden Inhalte und Strukturen der Akademie in enger Zusammenarbeit mit Kleinstädten entwickelt und erprobt.
- Die Pilotphase diente dazu, die Kleinstadtakademie für den offiziellen Start im Jahr 2023 vorzubereiten.
Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch:
- Die Kleinstadtakademie bietet eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Kleinstädten.
- Sie fördert die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zu Themen der Stadtentwicklung.
44 Bewerbungen sind eingegangen, davon sind fünf Städte - Herzberg/Elster, Schlüchtern, Münnerstadt, Zwönitz und Wittenberge - in die engere Auswahl genommen worden, nachdem sie sich Vertreterinnen und Vertretern der Jury, des BMWSB und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) präsentiert hatten. So mussten sie unter anderem ihre Motivation, ihre Erfahrungen, eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Geschäftsstelle, Eigenleistungen der Kommune sowie Organisationsstruktur, Projektbeteiligte und einen Zeitplan vorstellen.
Im November 2023 hatte das Gremium die Stadt Wittenberge als künftigen Standort für die Geschäftsstelle der Kleinstadtakademie empfohlen. Dieser Empfehlung hatte sich die Bundesbauministerin angeschlossen. Für die Errichtung der Geschäftsstelle Kleinstadtakademie stehen im Bundeshaushalt 2024 bis zu zwei Millionen Euro im Einzelplan des BMWSB zur Verfügung. In der Aufbauphase wird die Stadt Wittenberge zudem durch das BBSR fachlich und organisatorisch unterstützt.
Kleinstädte benötigen andere Konzepte als Ballungszentren
Dr. Uwe Brandl, Präsident des DStGB, und Dr. André Berghegger, Hauptgeschäftsführer des DStGB: „Die Politik in Deutschland konzentriert sich häufig stark auf die Ballungszentren. Die Bedarfe und Probleme der Kleinstädte lassen sich aber nicht mit einer bloßen Adaption von Großstadtrezepten lösen. Stattdessen müssen Maßnahmen und Konzepte inhaltlich zu Kleinstädten und ihren spezifischen Herausforderungen passen und für sie auch umsetzbar sein.
Gerade auf dem Land brauchen die oftmals weniger verwaltungsstarken Kommunen mehr Unterstützung zur Bewältigung aktueller Herausforderungen wie Klimaschutz, demografischer Wandel, Fachkräftemangel oder Digitalisierung. Hier setzt die Kleinstadtakademie mit 'Hilfe zur Selbsthilfe' und einer Stärkung der eigenen Kräfte an. Der DStGB wird den Prozess der Kleinstadtakademie als Partner weiterhin eng begleiten.“