Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 2: Die GGG in Chemnitz

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 2: Die GGG in Chemnitz

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland - Teil 2: Die GGG in Chemnitz
Der Firmensitz der GGG: Das Steinhaus in der Clausstraße 10-12 in Chemnitz. Copyright: GGG

In dieser Serie stellen wir Ihnen die großen kommunalen Wohnungsunternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. Nach der Leipziger LWB porträtieren wir in Teil 2 das größte Wohnungsunternehmen in Chemnitz und zweitgrößte in Sachsen: die Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG).

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Wer hat’s erfunden? Die Schweizer? Von wegen. Das erste Feinwaschmittel der Welt, das Prinzip der Thermoskanne oder auch der Nullenzirkel mit feststehender Achse wurden im sächsischen Chemnitz erfunden. Auch viele bahnbrechende Innovationen in der Textilindustrie, im Maschinenbau und im Automobilbau stammen aus Chemnitz. Sachsens drittgrößte Stadt nach Leipzig und Dresden blickt auf eine mehr als 200-jährige Industriegeschichte zurück. Das einstige „sächsische Manchester“ ist bis heute ein Industrie- und Technologiestandort.

Von den rund 247.000 Chemnitzern leben rund 40.000 in Wohnungen der Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H., kurz GGG. Die kommunale Wohnungsgesellschaft hat einen Bestand von 25.000 Wohnungen und ist damit der größte Vermieter in Chemnitz und der zweitgrößte in Sachsen nach der Leipziger LWB mit 36.350 Wohnungen. Doch die GGG bewirtschaftet nicht nur ihre eigenen Mietwohnungen, sondern verwaltet über eine Tochtergesellschaft auch rund 700 Wohneinheiten für Dritte. Außerdem saniert sie historische Gebäude, agiert als Bauträger und ist mit 140.000 Quadratmetern Gewerbefläche in 600 Einheiten auch der größte Eigentümer von Gewerbeimmobilien in Chemnitz.

GGG feiert bald 100-jähriges Jubiläum

Die Chemnitzer Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. wurde unter ihrem heutigen Namen zwar erst 1990 ins Handelsregister eingetragen, ihre Ursprünge reichen aber fast ein Jahrhundert zurück. 1928 als Wohnhausbau Chemnitz gegründet, nannte sich das Unternehmen ab 1959 Kommunale Wohnungsverwaltung Karl-Marx-Stadt und ab 1972 VEB Gebäudewirtschaft Karl-Marx-Stadt.

Simone Kalew,
 Geschäftsführerin der Chemnitzer Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG). Foto: GGG
Simone Kalew, Geschäftsführerin der Chemnitzer Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG). Foto: GGG

Seit 2005 leitet Simone Kalew als Geschäftsführerin die Geschicke der GGG, die mit ihren 171 Mitarbeitern und 14 Azubis eine 100-prozentige Tochter der Stadt Chemnitz ist. Als solche hat die GGG kommunale Bauvorhaben vorzubereiten und durchzuführen, Maßnahmen zur Infrastrukturverbesserung umzusetzen, Bauvorhaben als Bauherr auf eigene oder fremde Rechnung zu realisieren sowie ausgewählte Immobilien der Stadt Chemnitz zu betreiben, vor allem in den Bereichen Sport, Kultur und Gewerbe.

Ein Konzern mit sechs Tochtergesellschaften

Diesen vielfältigen Aufgaben wird der GGG-Konzern mit Hilfe von sechs Tochtergesellschaften gerecht: Die WiC (Wohnen in Chemnitz) vermietet die Wohn- und Gewerberäume der GGG. Die RWF (Röhrsdorfer Wohnungsbauförderungsgesellschaft) kümmert sich um Verwaltung, Hausmeisterdienste und Instandhaltung. Für die Vermietung und Verpachtung eigener oder geleaster Wohngrundstücke und -gebäude sorgt die CWH (Chemnitzer Wohn- und Heimstätten-Gesellschaft). Die KBC wiederum (KommunalBau Chemnitz) unterstützt die Stadt beim Umsetzen von Bauvorhaben, insbesondere im Schul- und Hortbereich.

Hinzu kommen die beiden Projektierungs- und Verwaltungsgesellschaften Tietz und Schocken. Sie wurden gegründet, um die ehemaligen Chemnitzer Warenhäuser TIETZ und SCHOCKEN zu erwerben, zu entwickeln und zu vermarkten und sich um alle damit im Zusammenhang stehenden Rechtsgeschäfte zu kümmern. Aus dem TIETZ-Warenhaus wurde so das heutige Kulturzentrum „DAStietz“ mit Volkshochschule, Stadtbibliothek, Naturkundemuseum, Galerie sowie Geschäften und Cafés. Das SCHOCKEN-Gebäude beherbergt seit 2014 das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz, kurz „smac“.

Die GGG: Geschichte und Zahlen
  • Die Chemnitzer Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft m.b.H. (GGG) wurde am 17. April 1990 ins Handelsregister eingetragen. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Chemnitz und hat zurzeit 171 Mitarbeiter und 14 Auszubildende.
  • Mit einem Bestand von rund 25.000 Wohnungen und einem Anlagevermögen von rund einer Milliarde Euro ist die GGG das größte Wohnungsunternehmen in Chemnitz sowie das zweitgrößte in Sachsen nach der Leipziger LWB.
  • Die Ursprünge der GGG liegen in der 1928 gegründeten Wohnhausbau Chemnitz. Aus dieser ging 1959 die Kommunale Wohnungsverwaltung Karl-Marx-Stadt hervor, die 1972 in VEB Gebäudewirtschaft Karl-Marx-Stadt umbenannt wurde. Unter diesem Namen firmierte das kommunale Wohnungsunternehmen bis zur Wende 1990.
  • Der GGG-Konzern hat sechs Tochtergesellschaften, die jeweils spezifischen Aufgaben nachkommen wie Vermieten, Instandhalten, Projektieren, Bauen usw.

Wesentlicher Anteil an Stadtentwicklung

Dass sich die GGG für die Stadtentwicklung engagiert, davon zeugen nicht nur die beiden Ex-Warenhäuser. 1998 rettete die GGG durch den Kauf der maroden Villa Esche samt Park ein Denkmal von europäischem Rang. Nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten steht die Jugendstilvilla des einstigen Chemnitzer Strumpffabrikanten Herbert Esche seit 2001 für Tagungen, Firmenfeiern, Konzerte und Empfänge zur Verfügung. Auch die Pelzmühle, 1999 von der GGG erworben, ist nach Neuerrichtung und Gestaltung der Außenanlagen seit Ende 2001 wieder als Ausflugsziel mit Restaurant, Bistro, Veranstaltungen und Abenteuerspielplatz zugänglich.

Darüber hinaus engagiert sich die GGG als Pate von Sport und Kunst. So veranstaltet sie jedes Jahr das CFC-Fußballcamp, ein einwöchiges Training, zu dem alle GGG-Mieter ihre Kinder und Enkel anmelden können. Überdies lässt sie Fassaden und Giebel an ihren Objekten mit Kunstwerken verschönern. Die malerische Bandbreite reicht von einer blühenden Sommerwiese auf der Rückwand einer Garagenanlage über Illusionsmalereien auf Straßenfassaden bis hin zu dem ringsherum bemalten Hochhaus Georgstraße 24/26, das mit 5.000 Quadratmetern gestalteter Fassadenfläche das größte Gesamtkunstwerk in Sachsen darstellt.

Sachsens größtes Gesamtkunstwerk: die künstlerisch gestalteten Fassaden des Chemnitzer GGG-Hochhauses Georgstraße 24/25. Foto: Heinz Patzig
Sachsens größtes Gesamtkunstwerk: die künstlerisch gestalteten Fassaden des Chemnitzer GGG-Hochhauses Georgstraße 24/25. Foto: Heinz Patzig

Mietwohnungen der Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft zurzeit kautionsfrei zu haben

Neben der Stadtentwicklung ist die Vermietung des eigenen Wohnungsbestandes eine zentrale Aufgabe der GGG. Hierum kümmert sich die Tochtergesellschaft „WiC - die Vermieter der GGG“. Die Mitarbeiter betreuen Wohnungssuchende von der ersten Besichtigung bis zum Mietvertragsabschluss. Zahlreiche GGG-Wohnungen werden inzwischen mit Einbauküche angeboten, viele verfügen über Glasfaseranschlüsse und Gäste-WCs. Zudem sind etliche Häuser barrierearm umgebaut worden, haben Aufzüge und oft auch einen Spielplatz im Umfeld.

„Von 1991 bis 2022 hat die GGG rund 1,7 Milliarden Euro in Sanierung, Modernisierung und Werterhaltung ihrer Wohnungsbestände investiert. Für das Jahr 2023 planen wir weitere Investitionen von rund 42 Millionen Euro“, sagt Erik Escher, Leiter der GGG-Konzernkommunikation. Trotz ihres sanierten Zustands und der modernen Ausstattung sind Wohnungen der GGG relativ günstig. Laut Erik Escher lag die Durchschnitts-Kaltmiete zum Jahresende 2021 bei 5,05 Euro pro Quadratmeter. Stadtweit waren es zum selben Zeitpunkt laut Chemnitzer Mietspiegel 5,53 Euro.

Aktuelle Projekte der GGG

Seit Januar 2022 baut die GGG ihren neungeschossigen Wohnblock in der Carl-von-Ossietzky-Straße 163-169 um. Das Gebäude im östlichen Stadtteil Gablenz wird von Gasversorgung auf Elektrik umgestellt und erhält eine neue Fassadengestaltung, veränderte Wohnungsgrundrisse und einen zeitgemäßen Brandschutz. Außerdem werden die Fahrstühle erneuert und neue Haltepunkte in der obersten Etage eingerichtet. Die GGG investiert 6,5 Millionen Euro in das Vorhaben, das bis Frühjahr 2023 abgeschlossen sein soll.

Ähnliches geschieht zurzeit in den sechsgeschossigen Plattenbauten in der Albert-Köhler-Straße 49-55 und 57-63 im südlichen Stadtteil Morgenleite. Durch Wohnungszusammenlegungen und neue Grundrisse entstehen hier individuelle Ein- bis Sieben-Raum-Wohnungen mit Größen von 24 bis 136 Quadratmetern sowie Maisonettes mit fünf Wohnräumen auf 108 Quadratmetern. Zudem werden die Fassaden neugestaltet, die Dächer neu eingedeckt, die Haustechnik und der Brandschutz erneuert und jede Wohnung mit mindestens einem Balkon ausgestattet. Der Abschluss der Bauarbeiten, die 5,7 Millionen Euro kosten, soll im Sommer 2023 erfolgen.

Frisch abgeschlossen wurde gerade die Sanierung des Wohnblocks in der Friedrich-Viertel-Straße 66 im Stadtteil Hutholz am südlichen Rand von Chemnitz. Seit Januar 2023 beziehen die ersten Mieter die modernisierten Wohnungen mit neuen Grundrissen und Blick ins Erzgebirge. An die Wohnungen wurden großzügige Balkone angebaut. Die größeren Einheiten haben jetzt zwei Bäder. Zudem wurden die Aufzüge erneuert, die Fassaden neugestaltet und die Außenanlagen durch Anpflanzungen und familienfreundliche Aufenthaltsmöglichkeiten aufgewertet. Die GGG investierte hier 4,4 Millionen Euro.

Seit kurzem bezugsfertig: frisch sanierter GGG-Wohnblock in der Friedrich-Viertel-Straße 66 in Chemnitz-Hutholz. Quelle: GGG
Seit kurzem bezugsfertig: frisch sanierter GGG-Wohnblock in der Friedrich-Viertel-Straße 66 in Chemnitz-Hutholz. Quelle: GGG

Besonderheiten der Grundstücks- und Gebäudewirtschafts-Gesellschaft

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