Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland: Die LWB in Leipzig

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland: Die LWB in Leipzig

Kommunale Wohnungsunternehmen in Mitteldeutschland: Die LWB in Leipzig
Der LWB-Unternehmenssitz in der Leipziger Wintergartenstraße 4. Copyright: Volkmar Heinz

In dieser Serie stellen wir Ihnen die großen kommunalen Wohnungsunternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. Den Anfang macht die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, das größte Unternehmen seiner Art in Sachsen und Mitteldeutschland.

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Von der ältesten Messe der Welt über das höchste Denkmal Europas bis zum größten Stadtplatz Deutschlands – Leipzig ist für viele Superlative bekannt. Den folgenden Rekord aber dürfte kaum jemand kennen: Die Messestadt ist auch der Sitz des größten kommunalen Wohnungsunternehmens in Sachsen und Mitteldeutschland. Mit 36.350 Einheiten verwaltet die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) so viele Wohnungen, dass darin sämtliche Einwohner einer Stadt wie Gera (91.000) oder Zwickau (88.000) unterkommen könnten. Doch damit nicht genug: Mit fast elf Prozent Marktanteil ist die LWB auch der größte Wohnungsanbieter in Leipzig.

Einst fast pleite, heute gesund und stabil

Geführt wird das rund 490 Mitarbeiter zählende Tochterunternehmen der Stadt Leipzig von einer Doppelspitze: Doreen Bockwitz ist zuständig für den Geschäftsbereich Wohnungswirtschaft und Bau, Kai Tonne verantwortet den Geschäftsbereich Finanzen und Vermögenssteuerung. Gemeinsam haben sie die gesellschaftsvertragliche Aufgabe der LWB umzusetzen, für eine „sichere und sozial verantwortbare Wohnraumversorgung breiter Schichten der Bevölkerung“ zu sorgen.

Doppelspitze: LWB-Geschäftsführer Doreen Bockwitz und Kai Tonne. Copyright: Anja Jungnickel
Doppelspitze: LWB-Geschäftsführer Doreen Bockwitz und Kai Tonne. Copyright: Anja Jungnickel

Das gelingt offenbar gut. Als die LWB im Juni 2022 ihre Bilanz vorlegte, konstatierte Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg zufrieden: „Die Investitionsdynamik ist beeindruckend. Sowohl das Engagement für den Bau von gefördertem Wohnraum als auch für die Sanierung des Bestandes sind beispielhaft.“ Die LWB hatte trotz Corona-Einschränkungen ihre Bauausgaben nochmals um rund ein Zehntel auf 113 Millionen Euro gesteigert. Auch der Instandhaltungsaufwand pro Quadratmeter Wohnfläche erreichte mit 24 Euro einen neuen Rekordwert.

Laut Geschäftsführer Kai Tonne ist die LWB „gesund und stabil“ und „einer der größten Wohnungsbauinvestoren und Auftraggeber in der Region“. Das war nicht immer so. Fast wäre die aus dem VEB Gebäudewirtschaft Leipzig (GWL) hervorgegangene LWB schon bald nach ihrer Gründung am 10. Dezember 1990 wieder untergegangen. Die Gründe: hohe DDR-Altschulden, großer Leerstand und teure Investitionsfehler.

Hilfe in der Not kam von der Stadt Leipzig, sie bürgte für Kredite. Zwar dauerte es lange, bis sich das kommunale Wohnungsunternehmen erholte. Doch seit 2011 sind die Geschäftsergebnisse wieder positiv und die Bauausgaben steigen. Insgesamt hat die LWB seit ihrer Gründung rund 1,5 Milliarden Euro in den Erhalt und die Entwicklung des Bestandes investiert.

Die LWB: Geschichte und Zahlen
  • Die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft LWB wurde am 10. Dezember 1990 gegründet. Sie ging aus dem VEB Gebäudewirtschaft Leipzig (GWL) hervor, der seinerseits 1971 aus dem VEB Kommunale Wohnungsverwaltung (KWV) und dem VEB Maschinen- und Heizungsbetrieb Leipzig gebildet worden war.
  • Nach ihrer Gründung 1990 bekam die LWB als 100-prozentige Tochter der Stadt Leipzig rund 136.900 städtische Wohnungen übertragen. Die GWL wurde aufgelöst.
  • 1991 und 1992 beauftragte die LWB großangelegte Sanierungen und investierte knapp 800 Millionen D-Mark, um rasch zeitgemäßen Wohnraum zu schaffen.
  • Von 2000 bis 2009 baute die LWB rund 10.000 Wohnungen zurück und verkaufte bis 2011 knapp 3.000 Objekte mit circa 26.000 Wohnungen.
  • Insgesamt investierte die LWB seit 1990 bis heute rund 1,5 Milliarden Euro in den Erhalt und die Entwicklung ihres Wohnungsbestandes.
  • Mit aktuell rund 36.350 Wohnungen ist die LWB das größte kommunale Wohnungsunternehmen in Sachsen und Mitteldeutschland.

Von Gründerzeit bis Plattenbau  

Apropos Bestand: Auch wenn die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft erst 32 Jahre alt ist – der kommunale Wohnungsbau in der Pleißestadt hat bereits eine mehr als 100-jährige Geschichte. Entsprechend reicht der LWB-Bestand von Gründerzeithäusern über Bauten der Moderne bis hin zu Plattenbausiedlungen. Sogar architektonische Superlative gehören dazu, etwa die „Lange Lene“, mit 333 Metern Ostdeutschlands längster Plattenbau, und das Wintergartenhochhaus, mit 32 Etagen einst das höchste Wohngebäude der DDR.

Somit ist architektonisch für jeden Mietergeschmack etwas dabei. Ebenso für jeden Geldbeutel. Denn die Wohnungen der LWB sind, so wie es ihr Auftrag verlangt, vergleichsweise günstig. Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Kaltmiete 5,59 Euro pro Quadratmeter – stadtweit waren es 6,47 Euro.

Aktuelle Projekte der LWB

Die LWB investiert trotz der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen durch erhöhte Bau- und Lieferkosten weiter in den Wohnungsneubau. Insgesamt sind Neubauvorhaben mit mehr als 800 Wohnungen in Vorbereitung, gut drei Viertel davon gefördert durch den Freistaat Sachsen.

Ihr größtes Neubauvorhaben hat die LWB gerade in der Saalfelder Straße im Stadtteil Neulindenau realisiert. Die Investitionssumme beträgt rund 60 Millionen Euro. Das Projekt umfasst 300 Wohnungen, verteilt auf sechs Baukörper mit 18 Hauseingängen. Die neue Wohnanlage ist das derzeit größte geförderte Wohnungsbauprojekt in Leipzig. Wer hier Mieter wird, zahlt dank Förderung nur 6,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Die Grundrisse sind auf Familien, Singles und Senioren zugeschnitten. Im Juni 2022 wurden die ersten Wohnungen bezugsfertig.

Leipzigs größtes gefördertes Wohnungsbauprojekt: 300 LWB-Wohnungen in der Saalfelder Straße. Copyright: Peter Usbeck
Leipzigs größtes gefördertes Wohnungsbauprojekt: 300 LWB-Wohnungen in der Saalfelder Straße. Copyright: Peter Usbeck

Im Gegensatz zur Wohnanlage Saalfelder Straße ist das jüngste LWB-Projekt von der Bezugsfertigkeit noch weit entfernt. Es handelt sich um 123 geförderte Ein- bis Fünfraumwohnungen in der Gaußstraße im Leipziger Stadtteil Leutzsch. Die Grundsteinlegung erfolgte am 4. November 2022 im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Dank Förderung durch den Freistaat Sachsen zahlen Wohnungsscheinberechtigte auch hier nur 6,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Die Fertigstellung der beiden Baukörper, die mit erneuerbaren Energien unter anderem aus Photovoltaikanlagen versorgt werden, ist für Mitte 2024 geplant. Investiert werden hier mehr als 30 Millionen Euro.

Grundsteinlegung für das LWB-Projekt Gaußstraße im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (vorn Mitte). Copyright: Anja Jungnickel
Grundsteinlegung für das LWB-Projekt Gaußstraße im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (vorn Mitte). Copyright: Anja Jungnickel

Hinzu kommen weitere acht Neubauprojekte, die die LWB derzeit realisiert oder in Kürze startet, sowie neun Sanierungsprojekte, in denen Bestandshäuser mit mehr Komfort, mehr Energieeffizienz, neuen Balkonen und frischer Farbe aufgewertet werden. Mit Modernisierungen sorgte die LWB schon in der Vergangenheit für Aufsehen.

Ein vielbeachtetes Projekt der letzten Jahre war die Sanierung des Plattenbaugebietes Kreuzstraßenviertel. Innerhalb von fünf Jahren wurden 1.058 Wohnungen energetisch saniert sowie familien- und seniorenfreundlich modernisiert. Hierfür erhielt die LWB die Silbermedaille im Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen“.

Besonderheiten der LWB

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