Bündnis für bezahlbares Wohnen soll Leipzigs Wohnungsmarkt entspannen

Bündnis für bezahlbares Wohnen soll Leipzigs Wohnungsmarkt entspannen

Bündnis für bezahlbares Wohnen soll Leipzigs Wohnungsmarkt entspannen
Burkhard Jung drängt auf ein "Bündnis für bezahlbares Wohnen" für Leipzig. Copyright: W&R IMMOCOM

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung möchte ein "Bündnis für bezahlbares Wohnen" auf den Weg bringen, in dem Vertreter der Mieterinteressen, der Wohnungswirtschaft, der Wohnungsbaugenossenschaften sowie der Zivilgesellschaft und Wissenschaft den zukünftigen Wohnungsmarkt der Messestadt fernab von Mietendeckeln mitgestalten sollen. Wichtigen Input für sein Vorhaben holte er sich bei einem Branchentreffen der Immobilienwirtschaft.

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Berliner Verhältnisse in Leipzig? Nein! Wer so etwas behauptet, wisse nicht, was er sagt, so Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, in seinem Vortrag am 9. Dezember 2019 beim Immobiliengespräch Leipzig der W&R IMMOCOM. „Der Berliner Weg vom Mietendeckel ist komplett falsch und für unsere Stadt indiskutabel.“ Der Wohnungsmarkt der Mieterstadt Leipzig (85 Prozent der Einwohner wohnen in Mietverhältnissen) sei nicht angespannt, sondern so vielfältig wie die Menschen, die darin leben. Probleme bestünden allein bei günstigen, großen Wohnungen für Familien.

 Burkhard Jung drängt in Diskussion mit Immobilienbranche auf Leipziger "Bündnis für bezahlbares Wohnen"

Nach einer knappen Skizze der vergangenen Erfolgsentwicklung – „Leipzig ist eine blühende Metropole“ – beschwichtigte der Rathauschef bei zentralen Branchenthemen. Ohne hohen Konsens gäbe es mit ihm keinen Milieuschutz. Das "Buzzword" Klimanotstand sei nur eine Begrifflichkeit, von der sich die Branche nicht verrückt machen lassen solle - wichtiger sei, was die Menschen bewegt. Nicht nur im Zuge dessen dürften radikale Meinungen nicht den gesellschaftlichen Diskurs bestimmen. Burkhard Jungs Lösung dafür: Ein Bündnis für bezahlbares Wohnen, zu dem er das gesamte Publikum des Immobiliengesprächs einlud.

Wie könnte ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum funktionieren?

Im Podium war die Resonanz auf dieses Angebot groß. „Ein Bündnis ist möglich und machbar“, konstatierte Torsten Kracht, Geschäftsführer Instone Real Estate Leipzig GmbH, der sich zugleich beschleunigte Genehmigungsverfahren wünschte. Stefan Wulff, Geschäftsführender Gesellschafter Otto Wulff Projektentwicklung GmbH, verwies auf Hamburg als Orientierungspunkt. Dort gebe es „ganz klare Rahmenparameter“ – „ein Drittel Sozialwohnungen, ein Drittel Miete, ein Drittel Eigentum.“ So hätten Stadt und Bauträger ein hohes Maß an Verlässlichkeit. „Aber es muss ein rechtsgültiger Vertrag sein, der beide Seiten bindet. Eine Absichtserklärung reicht nicht.“ Alexander Happ, Geschäftsführer BUWOG Bauträger GmbH, warnte hingegen davor, dass es nicht zu einer „Situation des Abpressens“ kommen dürfe. Till Schwerdtfeger von der AOC Immobilien AG begrüßte das Angebot Jungs ebenfalls, machte aber auch unmissverständlich klar, dass weiterhin viel Wohnraum für Leipzig geschaffen werden müsse. „Nur dann werden sich auf die Mietpreise auf einem normalen Niveau stabilisieren.“

Burkhard Jung diskutiert mit Vertretern der Immobilienbranche ein mögliches Bündnis für bezahlbares Wohnen. Bildquelle: W&R IMMOCOM
Burkhard Jung diskutiert mit Vertretern der Immobilienbranche ein mögliches Bündnis für bezahlbares Wohnen. Bildquelle: W&R IMMOCOM

Burkhard Jung bekräftigte im Laufe einer lebhaften Diskussion stets mit Vehemenz, dass es ihm um ein Mit-, nicht um ein Gegeneinander gehe. Der Markt müsse über eine rege Bautätigkeit aktiviert werden. „Aber wir müssen uns auch darüber verständigen, wie wir bauen. Wir müssen in der Kommunikation eindeutig sein, politisch verlässlich und in den Regularien klar werden.“ Einen Dialog mit allen Beteiligten der Branche, so auch dem Mieterbund, stellte das Stadtoberhaupt für Anfang Februar in Aussicht.

"Wir müssen einen Wohnungsmarkt schaffen, der auch von einem Recht auf Wohnen ausgeht." (Burkhard Jung) 

Am Tag nach der Veranstaltung im Salles de Pologne ließ Jung seinen Worten Taten folgen, wie folgende Pressemitteilung aus dem Rathaus Leipzig belegt:

"Bündnis für bezahlbares Wohnen" soll Lösungen für enger werdenden Wohnungsmarkt diskutieren

Ein „Bündnis für bezahlbares Wohnen“ soll sich in Leipzig mit den Herausforderungen des enger werdenden Wohnungsmarktes auseinandersetzen. Dem Bündnis, das Oberbürgermeister Burkhard Jung im Januar erstmals an einen Tisch bringen will, sollen Vertreter der Mieterinteressen, der Wohnungswirtschaft, der Wohnungsbaugenossenschaften sowie der Zivilgesellschaft und Wissenschaft angehören.

Oberbürgermeister Jung: „Wohnen muss in Leipzig bezahlbar bleiben, da sind wir uns einig. Ich bin der Überzeugung, dass wir dieses Ziel nur erreichen, wenn wir gemeinsam an Lösungen arbeiten und auch bereit sind, unterschiedliche Instrumente anzuwenden. Wenn wir auf die Debatte in Deutschland schauen, dann sehen wir die extremen Positionen von Gewinnmaximierung auf der einen und Enteignungsdrohung auf der anderen Seite. Eine Lösung werden wir aber nur finden, wenn wir bereit sind, uns pragmatisch auf die Situation in unserer Stadt einzulassen. Wenn alle mitziehen, halte ich den Bau von 10.000 Sozialwohnungen in den nächsten zehn Jahren in Leipzig für möglich; gleichzeitig müssen wir auch denen Raum geben, die bereit sind, mehr Geld für ihre Wohnung auszugeben. Wir dürfen mit zu starken Reglementierungen die Bautätigkeit nicht abwürgen.“

Mit dem rasanten Wachstum Leipzigs ist seit Jahren auch eine stärkere Dynamik auf dem Wohnungsmarkt zu verzeichnen. So stiegen die Nettokaltmieten zwischen 2013 und 2017 um rund zehn Prozent auf 5,62 Euro pro Quadratmeter. Bei Neubauten (seit 1991) ist der Anstieg deutlicher, der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt hier bei 6,59 Euro pro Quadratmeter. Gleichzeitig steigt aber auch das durchschnittliche Nettoeinkommen der Bevölkerung: das monatliche Haushaltsnettoeinkommen kletterte zwischen 2014 und 2018 von 1662 auf 1832 Euro. Der Anteil, den die Leipzigerinnen und Leipziger prozentual für das Wohnen aufbringen müssen liegt im statistischen Mittel seit Jahren gleichbleibend bei rund 30 Prozent. 

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