Magdeburg: Neuer City-Tunnel für den Kfz-Verkehr freigegeben

Magdeburg: Neuer City-Tunnel für den Kfz-Verkehr freigegeben

Magdeburg: Neuer City-Tunnel für den Kfz-Verkehr freigegeben
Die feierliche Eröffnung des Magdeburger City-Tunnels. Copyright: Landeshauptstadt Magdeburg / Romy Buhr

Kein Aprilscherz: Nach rund achtjähriger Bauzeit wurde in Magdeburg am Mittag des 1. Aprils 2023 der City-Tunnel für den Kfz-Verkehr freigegeben. Damit ist eine wichtige Verbindung zwischen Innenstadt und Stadtfeld wiederhergestellt. Ein Rückblick...

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Vor dem Start für den Kfz-Verkehr hatten am Vortag im Rahmen einer feierlichen Tunnel-Eröffnung alle Interessierten ab 17 Uhr die Möglichkeit, die südliche Tunnel-Röhre zu Fuß zu erkunden. Oberbürgermeisterin Simone Borris begrüßte die zahlreich erschienenen Bürger in der Tunnelzufahrt am Damaschkeplatz und nahm sich Zeit für Gespräche.

Planung für neuen Magdeburger City Tunnel reicht ins Jahr 2006 zurück

Anlass für das Großbauprojekt mit der Deutschen Bahn als Kreuzungspartner war die notwendige Erneuerung der Eisenbahnbrücken am Magdeburger Hauptbahnhof. Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz musste der Verkehrsraum darunter angepasst werden, da die geforderten Durchfahrtshöhen und -breiten für sämtliche Verkehrsteilnehmer nicht gegeben waren. Nach Abwägen mehrerer Varianten entschied der Magdeburger Stadtrat im Jahr 2006 einen Tunnel für den motorisierten Individualverkehr zu bauen. Ende 2009 schloss die Stadt Magdeburg die Kreuzungsvereinbarung mit der Deutsche Bahn AG und seit April 2012 liegt der Planfeststellungsbeschluss vor.

Neben der Deutsche Bahn AG waren auf Seiten der Stadt die Städtischen Werke Magdeburg, die Abwassergesellschaft Magdeburg sowie die Magdeburger Verkehrsbetriebe an dem Großbauprojekt beteiligt. Den symbolischen ersten Spatenstich hatte am 15. Juni 2015 der damalige Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper gemeinsam mit Vertretern der Deutsche Bahn AG und des Landes Sachsen-Anhalt sowie in Anwesenheit der Projektbeteiligten, der bauausführenden Firma und zahlreicher Gäste vorgenommen.

Bereits im Vorfeld hatten die Projektpartner Städtische Werke Magdeburg und Abwassergesellschaft Magdeburg aufwändige vorgezogene Maßnahmen, insbesondere für die bessere Entwässerung der Ernst-Reuter-Allee, durchgeführt. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe hatten vor dem eigentlichen Baustart bereits die ehemalige Haltestelle an der Brandenburger Straße weiter in den Osten verlegt.

Aufwändige Bauarbeiten und zahlreiche Nebenbaustellen

Von 2015 bis 2018 wurden rund 2.000 Bohrpfähle bis zu 18 Meter tief in den Boden gebracht. Die Tunneldecke wurde zwischen diesen Bohrpfählen nach und nach hergestellt – in Deckelbauweise. Parallel dazu hatte die Deutsche Bahn AG in drei Sperrpausen von 2016 bis 2019 die alten Stahlbrücken gegen neue Betonfertigteil-Brücken ersetzt. Ab März 2019 konnte der Tunnel-Aushub beginnen, das heißt, die Erde unter der Tunneldecke wurde bis sieben Meter tief ausgegraben. Im Anschluss wurden Tunnelsohle und -wände hergestellt. Im Februar 2022 bekam der Tunnel den ersten Asphalt und im Sommer letzten Jahres begann die aufwändige technische Ausstattung.

Fahrt mit dem VW-Bulli durch den Magdeburger City-Tunnel. Copyright: Landeshauptstadt Magdeburg / Romy Buhr
Fahrt mit dem VW-Bulli durch den Magdeburger City-Tunnel. Copyright: Landeshauptstadt Magdeburg / Romy Buhr

Der Bau der neuen Straßenbahntrasse zwischen Damaschkeplatz und Willy-Brandt-Platz erfolgte seit Frühjahr 2019 durch die Magdeburger Verkehrsbetriebe. Seit August 2020 können die Bahnen in diesem Bereich wieder fahren. Die neue Haltestelle „Hauptbahnhof Nord“ mit Ausstieg zum Kölner Platz ist ebenfalls in Betrieb – zumindest die Nordseite. Die südliche Haltestelle muss ebenso wie der Kölner Platz selbst noch fertig gestellt werden. Der symbolische erste Spatenstich zur Umgestaltung des Platzes wurde im Oktober 2022 gesetzt und im Sommer 2024 soll der zur Deutschen Bahn gehörende Platz fertig werden.

Radfahrer und Fußgänger konnten seit Oktober 2019 durch den Baustellenbereich queren. Seit September 2022 ist der Radweg komplett fertig und gleichzeitig konnte Magdeburgs erste Radzählstelle eingeweiht werden. Der Gehweg auf der Südseite der Ernst-Reuter-Allee wird noch in diesem Jahr hergestellt, sodass auch die Fußgänger ausreichend Platz haben. Die Künstlerin Claudia Walde – international bekannt als MadC – wird die Gestaltung der Brücken-Widerlager, die sie im vergangenen Sommer angefangen hat, beenden.

Bauzeit und Baukosten des City-Tunnels

Das eigentliche Ende für die gesamte Baumaßnahme war für Oktober 2019 geplant. Die Deutsche Bahn konnte mit der Fertigstellung der Brücken dieses Ziel auch halten. Das gelang der Stadt aufgrund verschiedener Problemlagen nicht. So war gleich zu Beginn der Baumaßnahme eine komplette Umplanung notwendig, da die eigentlich vorgesehenen Bohrpfähle für den Bauzustand als womöglich zu klein eingestuft wurden. Dieser schwierige Start zog nicht nur geänderte und verzögerte Bauabläufe mit sich, sondern es entstanden daraus auch Mehrkostenforderungen des Hauptauftragnehmers, aber auch von Drittunternehmen.

Darüber hinaus spielten aber auch die komplizierte Innenstadtlage des Bauwerkes, die unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof als wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit allen Verkehrsbeziehungen, die beengten Platzverhältnisse sowie die herausfordernde Geologie und das Grundwasser eine Rolle bei der Bauzeitverlängerung. Die damit einhergehenden gestiegenen Baukosten sind zudem auch auf die Preisentwicklung der Bauwirtschaft und die Entwicklungen im Regelwerk zur Tunnelsicherheit zurückzuführen. Nicht zuletzt kam es durch Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sowie gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, aber auch Probleme in den Planungs- und Bauphasen zu Erhöhungen bei den Baukosten.

Mit der Drucksache DS0338/20 hat der Magdeburger Stadtrat die Gesamtbaukosten von rund 200 Millionen Euro beschlossen. Davon liegt der Eigenanteil der Landeshauptstadt Magdeburg bei rund 79 Millionen Euro. Von den kreuzungsbedingten Kosten trägt die Deutsche Bahn AG rund 72 Millionen Euro. Die Bauherren Städtische Werke Magdeburg, die Abwassergesellschaft Magdeburg sowie die Magdeburger Verkehrsbetriebe sind ebenfalls anteilig an den Gesamtkosten beteiligt. Mehr als 32 Millionen Euro kommen aus Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt.

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