Magdeburgs Werder wird zum Wohnquartier

Magdeburgs Werder wird zum Wohnquartier

Magdeburgs Werder wird zum Wohnquartier
Foto: Burkhardt-Architekten

Freytag & v. d. Linde planen den Bau einer Anlage für betreutes und generationsübergreifendes Wohnen auf Magdeburgs Werder. Das Großprojekt hätte schon wesentlich weiter sein können – wären da nicht die berühmt-berüchtigten Mühlen der Behörden.

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Die Elbinsel, mit dem Rotehorn- oder Stadtpark, ist eindeutig Magdeburgs grünes Herz. Außerhalb des eigentlichen Parkgeländes bleibt der Werder durch seine spärliche Bebauung und großzügigen Grünflächen mit alten Baumbeständen ein parkähnliches Stadtgebiet. Hier, auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Rundfunkgebäudes am Winterhafen, plant die Freytag & v.d. Linde Projekt-, Management- und Baugesellschaft mbH & Co. KG den Bau eines Quartiers für betreutes und generationenübergreifendes Wohnen.

Auf Magdeburgs Werder sollen ein Seniorenzentrum, eine Kita und Wohnungen entstehen

Wenn es nach dem Unternehmen der Ludwig Freytag Gruppe ginge, könnten die Bagger längst rollen. Allein: Die Baugenehmigung verschiebt und verschiebt sich immer wieder aufs Neue. Zugegeben, ganz unproblematisch erschien das Grundstück auf den ersten Blick nicht. Im Ersten Weltkrieg noch als Militärgelände genutzt, wurde hier später so einiges aufgeschüttet, was man andernorts ausgekoffert hatte. Wenig verwunderlich, galt das Areal dementsprechend als Verdachtsfläche.

Freytag & v.d. Linde hatten daher zunächst ein sehr ausführliches Bodengutachten erstellen lassen. Die Ergebnisse zeigten, dass mehrere Tausend Kubikmeter des mit Blasen durchzogenen Geländes ausgetauscht werden müssen. „Wir hatten großes Glück, dass der Boden keine nennenswerten Spuren von Kontamination aufwies, was für Magdeburg nicht selbstverständlich ist“, sagt Detlef Dörries, Prokurist bei Freytag & v.d. Linde.

Wenn die Blasen gestopft sind, sollen auf Magdeburgs Werder ein Seniorenzentrum inklusive Cafeteria, Therapie- und Sportzentrum, eine trilinguale Kita für 200 Kinder sowie Wohnungen für Familien und Studenten entstehen. Der Aspekt der Seniorenbetreuung schafft für die Landeshauptstadt etwa 100 neue Arbeitsplätze. Betreiber wird die Amaravia GmbH, für deren Leitung Freytag & v.d. Linde bereits mehrere Senioreneinrichtungen umgesetzt hat.

Große behördliche Hürden verhindern das Vorwärtskommen auf Magdeburgs Werder

Insgesamt nimmt die Baugesellschaft deutlich über 30 Millionen Euro in die Hand – eine ziemliche Hausnummer für Magdeburg. 12.000 Quadratmeter vermietbare Fläche und eine 10.000 Quadratmeter große Parkanlage werden für diese Summe geschaffen. Allein für letztere wird man einen siebenstelligen Betrag ausgeben. Das Seniorenzentrum soll zudem keine Wünsche offenlassen und auf dem höchsten technischen Stand sein. Dazu gehört die Integration moderner Telemedizin. Das heißt, Bewohner und Personal kommunizieren bei Bedarf über das Internet mit Ärzten, ohne physisch bei diesen vorstellig werden zu müssen.

Doch so ambitioniert das Projekt, so groß scheinen die behördlichen Hürden, mit denen es zu kämpfen hat. Das Bauordnungsamt empfahl zunächst, den Antrag auf einen Vorhaben- und Erschließungsplan abzulehnen. Grund war offenbar in erster Linie eine nicht hochwassersichere Zufahrt, über die bei Hochwasser, wie etwa 2002 und 2013 der Fall, das Quartier nicht evakuiert werden könnte. Dieses Problem wollen Freytag & v.d. Linde beseitigen, indem sie das Gelände um insgesamt 60 Zentimeter erhöhen und eine zusätzliche hochwassersichere Straße auf der Trasse der Kanonenbahn schaffen, womit die von der Stadt geforderten 7,80 Meter spielend erreicht wären. Die entsprechenden Maßnahmen sind mit dem Besitzer der Trasse grundsätzlich vereinbart.

Unter diesen Vorzeichen sollte der Stadtrat im September 2018 entscheiden, ob er dem Antrag zustimmt oder nicht. Überraschenderweise entschied er sich für letzteres. Dies jedoch nicht etwa wegen mangelnder Hochwassersicherheit, sondern aus politischen Gründen. Die Baugenehmigung wurde in Aussicht gestellt, sollte jedoch erst erfolgen, sobald ein neuer Bauplan für den gesamten Werder vorläge. Diesen wollte man allerdings nicht vor den Kommunalwahlen am 26. Mai veröffentlichen. Inzwischen sind die Wahlen längst vorüber. Einen B-Plan gibt es indes nicht. Der wird, wie sich nun herausstellt, erst bis 2020 erarbeitet.

Auch hier haben die Bauherren wieder Glück im Unglück. Normalerweise würde das Erstellen eines Bebauungsplans für ein so großes Stadtgebiet bis zu sechs Jahre dauern. Da die Stadt beziehungsweise die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbH (WOBAU) allerdings selbst ein Quartier mit circa 400 Wohnungen auf dem Werder plant, drehen sich die Räder ausnahmsweise ein ganzes Stück schneller. Detlef Dörries ist derweilen guter Dinge: „Wir haben einen Antrag auf einen vorhabenbezogenen Erschließungsplan gestellt und rechnen damit, dass dieser die entsprechenden Ämter positiv durchläuft.“

Baurecht im Jahr 2021?

Auch in Hinblick auf den Bebauungsplan für die Elbinsel hätten Freytag & v.d. Linde keinerlei Negativmerkmale zu erwarten. Details wie Art der Bebauung, Geschossigkeit oder Hochwasserschutz- und Evakuierungsmaßnahmen sind bereits vorbesprochen. „Wir warten eigentlich nur noch auf die behördlichen Schritte.“ Sobald der B-Plan 2020 erscheint, muss der Bauantrag bebauungsplankonform definiert werden. Auch hier ist das Unternehmen bestens vorbereitet. „Wir haben sowohl eine antragsfähige Entwurfsplanung als auch eine Baubeschreibung. Wenn alles gut läuft – so, wie es der Oberbürgermeister und der Baudezernent von Magdeburg einschätzen –, haben wir Baurecht im ersten Quartal 2021“, gibt sich Detlef Dörries weiterhin optimistisch.

 

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