Das Objekt in Berlin-Marzahn entstand in Zusammenarbeit des landeseigenen Wohnungsunternehmens berlinovo mit dem privaten Immobilienentwickler KIM Kilian Immobiliengruppe und Nöfer Architekten.
Wenn alle an einem Strang ziehen, dann kann auch in Berlin schnell und architektonisch ansprechend gebaut werden. Das beweist ein Wohnhaus mit 85 Apartments in Berlin-Marzahn, Marchwitzastraße 33. Das landeseigene Wohnungsunternehmen berlinovo hat als Bauherr den Projektentwickler KIM Kilian Immobiliengruppe beauftragt, eine Unterkunft für Obdachlose und schutzbedürftige Menschen sowie Alleinerziehende mit Kindern zu bauen. Mit dem Entwurf für das Haus wurde das Büro Nöfer Architekten betraut. Die Planung dauerte drei Monate, die Baugenehmigung wurde innerhalb von sechs Wochen erteilt.
4.000 Quadratmeter auf acht Etagen
Das achtgeschossige Wohnheim mit einer Bruttogeschossfläche von rund 4.000 Quadratmetern liegt inmitten von Plattenbauten aus der DDR-Zeit. Es soll dazu dienen, Wohnungslose und Schutzbedürftige vorrübergehend für ein paar Tage oder Monate unterzubringen. Die sechste und siebente Etage sind Schutzbedürftigen vorbehalten, Alleinerziehenden mit Kindern oder Frauen, die vor gewalttätigen Partnern fliehen. In den Apartments für Wohnungslose stehen insgesamt 161 bis 175 Betten zur Verfügung.
Architekt Tobias Nöfer betont: „Das Haus ist etwas Besonderes. Durch die effiziente Zusammenarbeit der öffentlichen Hand mit privaten Partnern war es möglich, trotz knappen Budgets ein Haus mit würdiger Architektur zu errichten." Es war den Architekten wichtig, dass das Objekt nicht wie eine Notunterkunft wirkt. So hat es dank einer großzügigen Verglasung im Eingangsbereich eine helle und einladende Lobby. Sie wird 24 Stunden am Tag durch einen Concierge besetzt sein.
Keine Angaben zu den Baukosten
Die Fassade wurde gegliedert: durch einen Klinkersockel, einen Dachabschluss und mit verschiedenen hellen Putzen. Im Kontrast dazu stehen die dunklen Fensterrahmen. Die Apartments verfügen zudem über Balkons. „Entstanden ist ein Haus mit Gesicht", sagt Tobias Nöfer. Der Architekt zitiert als Betätigung Passanten, die gefragt hätten, ob in dem Haus Eigentumswohnungen angeboten würden. Über die Baukosten haben die Partner Stillschweigen vereinbart.
Objekte wie dieses werden in Berlin dringend gebraucht. Während der bislang einzigen Zählung im Februar 2020 wurden rund 2.000 Wohnungslose erfasst. Es stehen ganzjährig jedoch nur 380 Plätze in Notunterkünften bereit. Im Winter bietet die Berliner Kältehilfe weitere 800 Schlafplätze. Das Projekt in Marzahn passt zu den Aufgaben der berlinovo. Als landeseigenes Unternehmen fokussiert es sich auf das Schaffen von Wohnraum für Menschen mit besonderem Bedarf, etwa für Studenten, Geflüchtete und Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Die berlinovo wird das neue Wohnheim an das Unionhilfswerk als Betreiber vermieten.
Wie der Planungsprozess geht jetzt auch der Bau zügig voran. Der Rohbau war nach sechs Monaten vollbracht. Jan Kleinebecker, geschäftsführender Gesellschafter der KIM, betont: „Das Projekt kann von uns wahrscheinlich deutlich vorfristig fertiggestellt werden. Trotz zahlreicher übergeordneter Widrigkeiten, wie Lieferkettenengpässe oder Baupreissteigerungen geht es in hohem Tempo weiter." Allen Beteiligten sei bewusst, wie wichtig dieses Gebäude sei. „Entsprechend haben sich alle ins Zeug gelegt.“