Nach der Schließung des Flughafens Tempelhof wurde das Tempelhofer Feld als Erholungsgebiet genutzt. Ein Volksentscheid kippte im weiteren Verlauf jedwede Bebauungspläne des Areals. Doch angesichts der Wohnungssituation in der Hauptstadt hat sich die Stimmung gedreht. Wird das Tempelhofer Feld bald bebaut?
Berlin. Das riesige Tempelhofer Feld wurde über die Jahre höchst unterschiedlich genutzt. Unter anderem als Ackerfläche, als Parade- und Exerzierplatz sowie als Sport- und Flugplatz. 1922 begannen hier die Bauarbeiten für den Flughafen Tempelhof. 1928 wurde der Flughafen fertiggestellt und seitdem immer mehr erweitert. Mit dem Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER wurde der gesamte Flugbetrieb in Tempelhof ab 2008 eingestellt. Die Fläche wurde in der Folge als Erholungsgebiet genutzt und bildet die größte innerstädtische Freifläche der Welt.
Volksentscheid verbietet Bebauung des Tempelhofer Feldes
Die Nachnutzungspläne des Berliner Senats, die eine Bebauung des Tempelhofer Felds unter anderem mit der Landesbibliothek oder Wohn- und Gewerbeimmobilien vorsahen, wurden am 25. Mai 2014 durch einen Volksentscheid mit deutlicher Mehrheit gekippt. Das Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes wurde auf den Weg gebracht und die Bebauung des Areals damit de facto verboten.
Berliner stimmen für Randbebauung des Tempelhofer Feldes
Doch seitdem hat sich einiges verändert. Die Wohnsituation in Berlin ging vielfach durch die Medien. Die Mieten steigen. Mietendeckel und Enteignung sind zu debattenbestimmenden Schlagworten geworden. Das führte offensichtlich zu einer Verschiebung der Prioritäten bei den Berlinern. Denn wie eine repräsentative Umfrage des „Tagesspiegel“ unter 3018 Personen ergab, fänden es inzwischen 64,6 Prozent der Berliner gut, wenn zumindest der Rand des Tempelhofer Feldes mit Wohnungen bebaut würde. Nur 27,3 Prozent sind dagegen.
Der Vorstoß für eine sozialverträgliche Randbebauung kam aus den Reihen der SPD. Die SPD-Kreisvorsitzenden Harald Georgii und Lars Rauchfuß sowie der stellvertretende Kreisvorsitzende Sven Kohlmeier hatten Anfang Juli angeregt, dass östlich des Tempelhofer Damms und am südlichen Rand des Feldes hin zur Autobahn bezahlbare Wohnungen vornehmlich für Familien entstehen sollten. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass das Tempelhofer Feld vor 2021 „angefasst“ wird. Denn Linke und Grüne, Koalitionspartner der SPD in Berlin, lehnen eine Bebauung des 355 Hektar großen Areals kategorisch ab. Da neben der SPD auch CDU und FDP für eine Randbebauung sind, könnte das Thema mit Beginn der nächsten Legislaturperiode drängender werden.