Nachverdichtung: Potenzial von 625.000 Wohnungen

Nachverdichtung: Potenzial von 625.000 Wohnungen

Nachverdichtung: Potenzial von 625.000 Wohnungen
Zu 100 Prozent muss an der aktuellen Wohnungssituation gearbeitet werden. Quelle: geralt/Pixabay

Eine von der Berlin Hyp bei bulwiengesa in Auftrag gegebene Kurzstudie hat für die deutschen Wachstumsstädte und -regionen ein theoretisches Nachverdichtungspotenzial von 625.000 Wohnungen errechnet. Im Zentrum der Untersuchung standen Wohnquartiere aus den 1950er- und 1960er-Jahren.

Agentur

Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist weiterhin angespannt – aller Unternehmungen zum Trotz, die Lage zu verbessern. „Rentabel und zugleich bezahlbar zu bauen ist unter den momentanen Rahmenbedingungen häufig nur mit enormen Anstrengungen machbar. Das ist nicht nur für die Branche ein Problem, denn die aktuelle Gemengelage gefährdet auch den sozialen Zusammenhalt in unserem Land“, sagt Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender des gewerblichen Immobilienfinanzierers Berlin Hyp AG. „Daher gilt es jetzt umso mehr, verschiedenartige Lösungsansätze für eine Entspannung des Wohnungsmarktes zu prüfen und dabei auch vermeintliche Randdisziplinen wie die Nachverdichtung in den Blick zu nehmen.“

Gemeint ist damit der Neubau von Wohngebäuden auf bereits bebauten Grundstücken, die über geeignete Freiflächen verfügen. Die von der Berlin Hyp bei bulwiengesa in Auftrag gegebene Kurzstudie „Nachverdichtung: Wieviel Potenzial steckt in den Wohnsiedlungen der 1950er- und 1960er-Jahre?“ zeigt den Beitrag, den eine solche Nachverdichtung dazu leisten könnte, das Angebot auf dem Mietwohnungsmarkt zu verbessern.

Das Potenzial bei den Wohnbeständen der 1950er- und 1960er-Jahren ist erheblich: Knapp 6,8 Millionen Wohnungen sind zwischen 1949 und 1968 gebaut worden, viele der Siedlungen entstanden am damaligen Stadtrand und sind mit großzügigen Frei- und Grünflächen versehen. André Adami, Bereichsleiter Wohnen bei bulwiengesa: „Konkret könnten nach unseren Berechnungen deutschlandweit etwa 625.000 Geschosswohnungen an nachgefragten Standorten im Rahmen von Nachverdichtungsmaßnahmen gebaut werden. Wenn auch nur ein Teil dieses Potenzials für den Wohnungsneubau ausgeschöpft würde, wäre das bereits ein signifikanter Beitrag zur Erhöhung des Wohnraumangebotes.“

Die Vorteile liegen auf der Hand: eine Kostenersparnis durch bereits vorhandene Grundstücke, weniger zeitaufwendige Genehmigungsverfahren und weniger Zersiedelung der Städte. Zugleich dürfen die entstehenden Belastungen für die Bestandsmieter aber nicht unterschätzt werden. Diese können jedoch durch eine gute Kommunikation zumindest abgemildert werden. Zudem profitieren die Bestandsmieter von der mit der Nachverdichtung einhergehenden Qualitätssteigerung des Quartiers und meist einem breiteren Wohnungsangebot.

Die Studie prognostiziert somit für die nächsten Jahre einen wachsenden Anteil der Nachverdichtungsmaßnahmen an der Neubautätigkeit in Deutschland. Sascha Klaus: „Der Anteil der Finanzierungen für Nachverdichtungsprojekte ist zurzeit trotz vieler erkennbarer Vorteile noch überschaubar. Bestandshalter sollten daher intensiv prüfen, ob es in ihrem Portfolio nicht vielleicht doch noch ungenutzte Potenziale gibt, die ein wirtschaftliches Bauen an Standorten mit bereits vorhandener Infrastruktur ermöglichen und so einen kleinen Beitrag zur Entlastung des Wohnungsmarktes leisten.“