Neues Messingwerk Finow: Neues gemischtes Wohnquartier in Eberswalde

Neues Messingwerk Finow: Neues gemischtes Wohnquartier in Eberswalde

Neues Messingwerk Finow: Neues gemischtes Wohnquartier in Eberswalde
Die Ruinen eines alten Messingwerkes (hier die Tiegelfabrik) in Eberswalde werden zum Quartier Neues Messingwerk Finow. Quelle: DVI Gruppe / Copyright RKA Architekten

Die DVI Gruppe entwickelt zusammen mit PWR Development das gemischte Wohnquartier „Neues Messingwerk Finow“ in Eberswalde bei Berlin. Das Wohnquartier im Ortsteil Finow wird auf dem fast 80.000 Quadratmeter großen historischen Gelände eines ehemaligen Messingwerkes entwickelt und rund 400 Wohneinheiten für alle Generationen umfassen.

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Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Eberswalde hat am 24. Oktober 2023 dem Aufstellungsbeschluss für einen richtungsweisenden Bebauungsplan zugestimmt. PWR Development fungiert für die DVI Gruppe als Projektentwickler. Der Baustart ist für 2026 geplant, die Fertigstellung für 2030.

Mietwohnungen und öffentliche Plätze im Quartier „Neues Messingwerk Finow“

Das Areal „Neue Messingwerk Finow“ soll einen ortsüblichen, städtischen, offenen und grünen Charakter erhalten. Den weit überwiegenden Teil der Wohnungen machen unterschiedlich große Mietwohnungen für Familien, Paare, Singles und ältere Menschen aus. Das eng mit der Stadt abgestimmte Planungskonzept sieht unter anderem rund 400 Miet- und Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern sowie Townhouses, Gartenhäuser und Lofts vor. Die DVI Gruppe wird die Mietwohnungen langfristig und dauerhaft im Bestand halten. Im „Neuen Messingwerk Finow“ soll es zudem mehrere Quartiers- und Nachbarschaftsplätze sowie möglicherweise auch touristische Angebote am Treidelpfad geben.

Der denkmalgeschützte Baubestand, unter anderem mit Knüppelgießhalle, Drahthütte, Kurzwalmdach-Haus und Abfallmagazin wird unter Wahrung seiner architektonischen Besonderheiten saniert, ergänzt und neugenutzt. Durch die geplanten Wohn- und in geringen Maße auch Gewerbenutzungen soll keine Wettbewerbssituation zum Ortskern von Finow entstehen.

„Wir freuen uns sehr über den Aufstellungsbeschluss und können nun in die Ausarbeitung des Planungsentwurfs gehen. Für den Eigentümer, die DVI Gruppe, wollen wir in Eberswalde bei Berlin ein durchmischtes, nachhaltiges und außergewöhnliches Wohnquartier [...] entwickeln. Zum ‚Neuen Messingwerk Finow‘ sollen auch Co-Working- und Gastronomieflächen [...] gehören“, erläutert Silvana Ott von PWR Development.

Die Überreste des Abfallmagazins des Messingwerkes in Eberswalde. Quelle: DVI Gruppe / Copyright RKA Architekten
Die Überreste des Abfallmagazins des Messingwerkes in Eberswalde. Quelle: DVI Gruppe / Copyright RKA Architekten

Ziel ist ein durchmischtes und nachhaltiges Wohnquartier

 „Wir retten die industrielle Geschichte des Finower Messingwerkes vor dem weiteren Verfall und machen sie, eingebettet in ein zukunftsfähiges Gesamtkonzept, sichtbar. Dabei wird stark versiegeltes Gelände am ‚grünen Treidelweg‘ künftig weitaus weniger versiegelt sein als heute“, so Sebastian Klatt, Geschäftsführer von PWR Development. Das Neue Messingwerk soll zudem möglichst CO2-neutral entwickelt werden.

„Es ist eine fantastische Chance für Eberswalde und die Menschen in der Region, gemeinsam mit leistungsfähigen Investoren diese historische Fläche aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Lage am Finowkanal ist toll, die Geschichte tief mit der industriekulturellen Vergangenheit der Stadt und der Firma Hirsch verwoben. Das sind große Potenziale, die aber auch einen langen Atem brauchen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die DVI Gruppe und PWR Development die richtigen Partner für dieses Projekt sind“, sagt Anne Fellner, Baudezernentin und Erste Beigeordnete der Stadt Eberswalde. „Das Projekt wird breit getragen von der Eberswalder Stadtpolitik, wie der mit großer Mehrheit gefasste Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung zeigt.“

Über das Messingwerk, das zum Wohnquartier wird

Im Jahr 1700 veranlasste Kurfürst Friedrich III. den Bau des ersten brandenburgisch-preußischen Messingwerkes, das 1721 an den heutigen Standort am Finowkanal verlegt wurde. Das Messingwerk fertigte Messingkessel, Messingbleche, Messingdraht, unterschiedliche Fertigwaren und später auch Rüstungswaren. 1863 erwarb die jüdische Unternehmerfamilie Hirsch das Messingwerk samt Werkssiedlung. Beide erlebten in den folgenden Jahrzehnten ein enormes Wachstum, die Produkte wurden über den Finowkanal bis nach Übersee verschifft. Die Mitarbeiterzahl steig bis 1907 auf 950 Angestellte. 1918 arbeiteten 2.390 Menschen im Messingwerk.

Der Beginn der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre führte allmählich zu einem Niedergang des Messingwerks. 1929 verlor die „Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG“ die Hälfte ihres Aktienkapitals. Anfang der 1930er Jahre wurde unter anderem zusammen mit Walter Gropius in Finow an Fertigwohnhäusern aus Kupferblechen experimentiert. 1932 wurde das Unternehmen der Familie Hirsch liquidiert, einige Familienmitglieder emigrierten und entgingen so einer Enteignung durch die Nationalsozialisten. Andere Familienmitglieder, die nicht flohen, wurden, wie die meisten jüdischen Mitarbeiter der Firma, deportiert und ermordet. Die größten Anteile des Messingwerks wurden von der Ludwig Löwe & Co AG erworben, 1942 wurde das Werk Bestandteil der AEG-Werke. Mit der Neugründung stieg das „Neuwerk“ zu einem der größten und modernsten Messingwerke innerhalb Deutschlands auf.

Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Gebäude weitestgehend unbeschadet und entgingen auch der Demontage industrieller Anlagen durch die sowjetische Armee. Zu DDR-Zeiten verfiel das Gelände, was sich auch nach der Wende fortsetzte. Große Teile der Gebäude und Industrieanlagen sind heute nur noch Ruinen.

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