ECC KÖLN und Grant Thornton untersuchen Verfügbarkeiten im Handel in Folge der Krisen. Produktengpässe im Lebensmittelhandel keine Seltenheit. Die Folge: Verändertes Kaufverhalten von Konsument:innen und hohe Erwartungen an den Handel, Verfügbarkeiten zu sichern. Trends im Kaufverhalten: Einkaufsplanung, Eigenmarken, Regionalität.
Wie krisenfest ist der Handel in Sachen Produktverfügbarkeit aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten? Dieser Frage geht das ECC KÖLN im Auftrag von Grant Thornton in einer neuen Studie nach. Fazit: Fast 80 Prozent der befragten Konsumenten bemängeln Verfügbarkeiten im Lebensmittelhandel, insbesondere bei den Frischesortimenten Obst, Gemüse, Milch- und Getreideprodukten. Vor allem Jüngere sind in Sachen Verfügbarkeiten sensibel und erwarten stets die volle Produktpalette.
„Die letzten vier Jahre sind weder am Handel noch an den Konsumenten spurlos vorüber gegangen. Lieferengpässe und Sparverhalten waren die großen Themen und haben das Kaufverhalten stark verändert. Das zunehmende Konsumentenbewusstsein rund um ihr Kaufverhalten – ob Preis, Herkunft oder Verfügbarkeit – verlangt vom Handel entsprechende Anpassungen. Ansonsten droht Kundenabwanderung“, mahnt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH KÖLN und Gründer des ECC KÖLN.
Veränderte Kaufgewohnheiten im Lebensmittelhandel
Durch die Krisenjahre von Corona, Krieg in Europa und Inflation haben viele ihr Einkaufsverhalten angepasst. So haben sich rund 80 Prozent eine Bevorratung ihrer Lieblingsprodukte angewöhnt und tendieren mehr zu Händlern, bei denen sie in Sachen Verfügbarkeit gute Erfahrungen gemacht haben (60 %). Mehr als jeder Zweite (54 %) plant damit Einkäufe heute vorausschauender als vor der Krise. Dieses gesteigerte Einkaufsbewusstsein zeigt sich auch bei der Wahl der Produkte: Zwei Drittel der Deutschen greifen seit den Krisen mehr zu lokalen und regionalen Produkten – bei den Über-40-jähringen sind es sogar knapp drei Viertel (71 %). Am stärksten zeichnet sich altersgruppenübergreifend der Trend zu den Eigenmarken ab. 74 Prozent geben an, vermehrt zu den No-Name-Marken zu greifen und konstatieren nicht nur ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis als bei Markenprodukten (72 %), sondern auch eine bessere Verfügbarkeit (61 %).
Die Anspruchshaltung ist hoch, vor allem bei Produktengpässen: Bei nicht verfügbaren Produkten, wechselt rund jeder Zweite das Geschäft. Besonders groß ist die Abwanderungsgefahr als Reaktion auf fehlende Produkte in den Branchen Hygieneartikel (47 %) sowie Obst und Gemüse (46 %). Für eine verlässliche Verfügbarkeit würden die Hälfte der Befragten sogar einen Aufpreis zahlen, insbesondere für schwer verfügbare Produkte oder eine lokale/regionale Herkunft. „Die Wichtigkeit der Produktverfügbarkeit für Verbraucher ist zunehmend auf der Agenda der Hersteller und Händler angekommen. Entsprechende Positionierungen, beispielsweise in Richtung Eigenmarken und Eigenproduktion, sind erkennbar, da die Produktverfügbarkeit dadurch oftmals besser gesteuert werden kann“, so Stefanie Nattkämper-Scholz, Leiterin der Branchengruppe Retail & Consumer Products und Partnerin bei Grant Thornton.