Trotz Wohnungsmangel und steigender Mieten ist die Zahl der Baugenehmigungen in Mitteldeutschland drastisch gesunken. Das ergab eine Analyse des BFW Mitteldeutschland.
Der BFW Landesverband Mitteldeutschland e. V. zeigt sich alarmiert über die aktuellen Baugenehmigungszahlen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Nach Angaben der jeweiligen Statistischen Landesämter wurden in den mitteldeutschen Bundesländern im Jahr 2023 nur noch 15.828 Baumaßnahmen für Wohnungen im Neubau und im Bestand genehmigt – ein Rückgang von 6.247 Genehmigungen oder 28,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders dramatisch ist der Einbruch im Wohnungsneubau: Hier sanken die Genehmigungen von 20.376 im Jahr 2022 auf 12.713 im Jahr 2023 – ein Minus von 37,6 Prozent.
Etwas mehr als die Hälfte aller in Mitteldeutschland erteilten Genehmigungen für Wohnungen im Bestand und im Neubau entfielen auf Sachsen (11.713 von 22.075). Mit einem Minus von 24,3 Prozent ist der Rückgang der Baugenehmigungen im sächsischen Freistaat zwar beträchtlich, aber im direkten Vergleich mit Thüringen und Sachsen-Anhalt noch am geringsten. Im Bereich des Wohnungsneubaus verringerte sich die Zahl der Genehmigungen in Sachsen um 30,5 Prozent von 10.759 auf 7.475.
Einen deutlichen Rückgang gab es auch in Sachsen-Anhalt. Hier ging die Zahl der Baugenehmigungen von Wohnungen von 5.807 im Jahr 2022 auf 3.689 im Jahr 2023 zurück, was einem Minus von 2.118 Genehmigungen oder 36,5 Prozent entspricht. Damit ist Sachsen-Anhalt im Dreiländervergleich mit Sachsen und Thüringen am stärksten von einem Rückgang der Baugenehmigungen betroffen. Bei den Genehmigungen für den Neubau von Wohnungen sank die Zahl von 5.001 im Jahr 2022 auf 2.954 im Jahr 2023, was ein Minus von 40,9 Prozent bedeutet.
Auch in Thüringen ist die Lage im Wohnungsbau äußerst kritisch. Die Zahl der Genehmigungen sank von 4.555 im Jahr 2022 auf 3.267 im Jahr 2023, was einem Minus von 28,3 Prozent entspricht. Besonders gravierend traf es den Wohnungsneubau: Hier halbierte sich die Zahl der Genehmigungen sogar um 50,5 Prozent von 4.616 auf 2.284.
„Der drastische Rückgang der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr ist ein alarmierendes Signal und bestätigt einmal mehr einen seit Jahren anhaltenden Trend“, kommentiert Dr. Ingo Seidemann, Vorstandsvorsitzender des BFW Mitteldeutschland, die aktuellen Zahlen. Steigende Baukosten und konjunkturelle Unsicherheiten belasteten derzeit die Bau- und Immobilienbranche sehr. Viele genehmigte Projekte würden gar nicht erst realisiert, weil die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben sei. Vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum – nicht zuletzt durch die hohe Zuwanderung – sei dies eine dramatische Situation, deren Ende derzeit noch nicht absehbar sei.
Der BFW-Vorsitzende ergänzt: „Jetzt kommt es darauf an, dass die Politik schnell und gezielt Maßnahmen ergreift, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln. Die notwendigen Lösungen liegen auf der Hand: Steuererleichterungen für Bauherren und Investoren, um die Baukosten zu senken und Neubauprojekte attraktiver zu machen, der entschlossene Abbau bürokratischer Hürden, die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und die verstärkte Förderung von öffentlich-privaten Partnerschaften. Wenn mittelständische Unternehmen durch verlässliche und realistische Rahmenbedingungen Planungssicherheit erhalten, können sie auch wieder bezahlbaren Wohnraum schaffen. Weniger Auflagen und Vorschriften geben den Unternehmen zudem die notwendige Flexibilität, um die ambitionierten Klimaschutzziele im Gebäudebereich zu erreichen.“