Wohnungsunternehmen in Sachsen Anhalt wollen Unterkünfte für 10.000 Flüchtlinge bereitstellen

Wohnungsunternehmen in Sachsen Anhalt wollen Unterkünfte für 10.000 Flüchtlinge bereitstellen

Wohnungsunternehmen in Sachsen Anhalt wollen Unterkünfte für 10.000 Flüchtlinge bereitstellen
Peter Arlt, Vorstand der Bernburger Wohnungsgenossenschaft, versucht schnell Hilfe zu leisten. Copyright: (links) 497608 auf Pixabay; (rechts) Steffen Höhne

Zweimal wöchentlich trifft sich Peter Arlt mit dem Bernburger Krisenstab. Dienstags und donnerstags um 7.30 Uhr. „Wir besprechen dann mit Vertretern der Stadt und der Hochschule Anhalt die aktuelle Flüchtlingssituation“, sagt der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Bernburg. Nach Schätzungen der Stadt sind bis Ende März bereits mehr als 400 Ukrainer in der Kreisstadt angekommen. Für Peter Arlt ist klar: „Die benötigen eine angemessene Unterkunft.“ Nach seinen Worten hat die Genossenschaft bereits 25 Wohnungen zur Verfügung gestellt, weitere 15 könnten hinzukommen.

Agentur

So wie die Bernburger stellen viele kommunale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen in Sachsen-Anhalt schnell Unterkünfte für Flüchtlinge zur Verfügung. „Unsere Mitgliedsunternehmen haben signalisiert, dass sie mittelfristig rund 2.500 Wohnungen bereitstellen können, beziehungsweise bereitgestellt haben", sagt Ronald Meißner, Vorstand des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt. Dort könnten etwa 7.500 bis 10.000 Flüchtlinge unterkommen.

Wohnungsunternehmen in Sachsen-Anhalt bereit, ukrainischen Flüchtlingen schnell zu helfen

Von den bisher mehr als 12.000 Ukrainern, die sich in Sachsen-Anhalt registriert haben – die tatsächliche Zahl dürfte noch deutlich höher liegen –, gehen die meisten in die Großstädte Halle (Saale) und Magdeburg. „Nach meinen Informationen kommen die Flüchtlinge, es sind zumeist Frauen, Kinder und Alte, aus ukrainischen Großstädten. Diese zieht es auch wieder in größere Städte“, sagt Ronald Meißner. Zudem würden die Ukrainer, die hier schon länger leben, auch häufig in größeren Städten leben.

Verteilungsschlüssel muss zum Einsatz kommen

Nach seiner Ansicht sollten die staatlichen Stellen schnell überlegen, „wie die Menschen verteilt werden“. Denn gerade in Halle und Magdeburg sei der Leerstand niedrig. „Unsere Wohnungsunternehmen in ländlichen Regionen hätten mehr Kapazitäten für eine Aufnahme“, so der Verbandschef weiter, der für die rund 200 kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen spricht, die zusammen mehr als 320.000 Wohnungen im Land verwalten. Nach früheren Angaben haben vor allem kommunale Wohnungsfirmen in ländlichen Regionen Leerstandsquoten von mehr als 15 Prozent.

Bei den Kosten der Unterkunft liegt nun eine Regelung vor. „Es zeichnet sich ab, dass es für die Ukrainer eine Wohnkostenerstattung auf Höhe des Hartz IV-Niveaus gibt“, sagt Ronald Meißner. Eine Herausforderung ist die Renovierung und Möblierung der Unterkünfte. Der Bernburger-Genossenschaftschef Peter Arlt berichtet: „Wir richten die Wohnungen jetzt auf eigene Kosten erst einmal ein.“ Nach seinen  Worten gebe es eine enorme Hilfsbereitschaft. „Unsere Mitarbeiter haben Möbel, die sie nicht mehr brauchen, bereitgestellt. Auch aus der Bevölkerung gibt es Angebote.“ Die Zeitzer Wohnungsgenossenschaft hat Spendenmobiliar entgegengenommen. Freiwillige statten nun an den Wochenenden die Wohnungen aus. Die Koordination hat der Zeitzer Stadtmarketingverein übernommen.

Unternehmen gehen in Vorleistung, Kooperationen mit Städten erwünscht

Nach Ronald Meißners Angaben würden etliche Wohnungsunternehmen erst einmal in Vorleistung gehen, indem sie Küchen und Betten kaufen. „Inzwischen schließen die Unternehmen auch Vereinbarungen mit den Kommunen ab, dass diese die Wohnungen anmieten und die Ausstattung vornehmen. Diesen Weg präferieren wir, weil so schnell Wohnraum zur Verfügung steht“, so der Verbandschef. Langfristig, im Zeitraum von ein bis drei Jahren, könnten etwa 5.000 Wohnungen für 15.000 Menschen zur Verfügung stehen. „Mit dieser Aufgabe kann man uns aber nicht allein lassen, wir brauchen hier eine nachhaltige wirtschaftliche Unterstützung durch den Staat.“

Dass die großen Wohnungsunternehmen, die noch über viele DDR-Plattenbauwohnungen verfügen, schnell Kapazitäten zur Verfügung stellen können, haben sie nach 2015 gezeigt, als tausende Syrer und Afghanen in Sachsen-Anhalt Asyl erhielten. Die Flüchtlinge damals kamen zuerst in die Aufnahme-Zentren, die die Kommunen angemietet hatten. Nach zwei Jahren waren die aber leer. Viele fanden eine Unterkunft in kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen, die noch vergleichsweise günstige Unterkünfte anbieten konnten.

Planungen über Länge des Aufenthaltes der ukrainischen Flüchtlinge schwierig

Ronald Meißner hält die Situation dennoch nicht für vergleichbar: „Wir sehen, dass jetzt vor allem viele Frauen und Kinder kommen. Doch haben diese vor, auch langfristig zu bleiben? Das lässt sich jetzt noch nicht genau abschätzen“, sagt der Immobilienexperte. Viel hänge von der Entwicklung des Krieges ab. Das beschäftigt auch den Bernburger Peter Arlt: „Viele ukrainische Frauen und Kinder würden nach einer tagelangen Fahrt entkräftet hier ankommen.“ Daher sei eine schnelle Hilfe notwendig.

Einige würden aber bereits nach einigen Tagen zu Freunden in anderen Teilen Deutschlands weiterreisen. „Planungen sind daher schwierig“, sagt er. Peter Arlt geht aber auch davon aus, dass die Ukrainer aufgrund des Arbeitskräftemangels in der Region schnell wirtschaftlich Fuß fassen könnten und dann ganz normal Wohnungen anmieten würden. Es gebe hier auf jeden Fall eine Perspektive für sie. 

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