Die Zehentner und Seidel Immobiliengesellschaft aus Weimar will in den kommenden Jahren auf dem Areal einer der letzten innerstädtischen Industriebrachen Halles ein modernes Einkaufszentrum mit kulturellen und sozialen Einrichtungen bauen.
Der wohl größte innerstädtische Schandfleck der Stadt Halle (Saale) soll beseitigt werden: Die Zehentner und Seidel Immobiliengesellschaft aus Weimar will in den kommenden Jahren auf dem Areal des Alten Schlachthofes ein modernes Einkaufszentrum errichten. „Geplant sind eine Vielzahl von Einzelhandelsgeschäften kombiniert mit Freizeitangeboten und sozialen Einrichtungen“, kündigt Geschäftsführer Karl-Heinz Zehentner an. Dabei werden denkmalgeschützte Gebäude saniert und mit Neubauten ergänzt. Das Thüringer Unternehmen hatte das etwa neun Fußballfelder große Gelände (66.000 Quadratmeter) im Jahr 2017 gekauft.
Hallenser Markthallen und Schlachtanlagen verwandeln sich in ein Einkaufszentrum
Der Alte Schlachthof liegt in der Nähe des Hauptbahnhofes. Auf dem Areal, das seit 1992 nicht mehr genutzt wird, befinden sich ehemalige Markthallen und Schlachtanlagen, die durch mehrere Brände in den vergangenen Jahren stark beschädigt worden. Das Gelände selbst ist mit Bauschutt und Plastik vermüllt. Karl-Heinz Zehentner geht dennoch davon aus, dass die „denkmalgeschützten Strukturen, soweit wie möglich, erhalten bleiben“.
Der erfahrene Profi stellt sich für die Verbindungshalle mit dem identitätsstiftenden Wasserturm eine „Multifunktionshalle mit verschiedensten temporären Nutzungen“ vor. Der Immobilien-Entwickler nennt als Beispiele eine Oldtimer-Ausstellung oder einen sogenannten Food-Court. Die anderen Markthallen dienen nach Sanierung und Umbau als Einzelhandelsflächen, im nördlichen Teil finden sie Ergänzung durch Neubauten. Zu einem genauen Zeitplan und möglichen Mietern äußert sich Karl-Heinz Zehentner allerdings noch nicht. Das Areal soll in einem – also ohne Bauabschnitte – entwickelt und der Großteil der Flächen gewerblich genutzt werden.
Tagespflege für Senioren und Kita ergänzen die Planungen
Laut Planung entsteht daneben im ehemaligen Verwaltungsgebäude eine betreute Wohneinrichtung beziehungsweise Tagespflege für Senioren. „Als Gegenstück“, so Karl-Heinz Zehentner, „sehen wir für das ehemalige Restaurantgebäude eine Kindertagesstätte als sinnvolle Nutzung an.“ Der Handelsplatz werde „über die reinen Einkaufsmöglichkeit hinausgehen“. Mit dem Konzept will der Investor die Stadtverwaltung und den Stadtrat überzeugen.
Anfang 2019 befand sich der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes in Vorbereitung, der dann in den Gremien des Stadtrates beraten und beschlossen wird. Dort stellt Karl-Heinz Zehentner wohl vermutlich zuerst die Einzelheiten des Projektes vor. Insgesamt will er einen mehrstelligen Millionenbetrag investieren. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit schon mehrere große Handelsimmobilien entwickelt. Aktuell laufen die Arbeiten am Einkaufszentrum am „Roten Berg“ in Erfurt, Anfang 2019 erwarb man ein Nahversorgungszentrum in Dessau-Roßlau.
1893 eröffneter Schlachthof in Halle liegt in Ruinen
Der Alte Schlachthof wird eines der größten Projekte, das die Thüringer bisher in Angriff genommen haben. Der ehemalige Vieh- und Schlachthof wurde 1893 auf dem Gelände des alten Rittergutes Freiimfelde eröffnet; der Viehhof bestand aus vier Markthallen. Er sicherte die Versorgung Halles mit Fleisch, die Stadt vervierfachte innerhalb von 100 Jahren ihre Bevölkerung auf 200.000 Einwohner im Jahr 1930. Zum Vergleich: Heute zählt Halle knapp 240.000 Einwohner. Mit dem Ende der DDR endeten auch die Schlachtungen. Der Betrieb erfuhr eine Privatisierung, doch 1992 war Schluss mit der Wurstherstellung. Seither wechselte das Gelände mehrmals den Besitzer und wurde zwangsversteigert. Noch finden sich auf dem Areal des Schlachthofes Ruinen und Müll.