Spitzenmieten in Erkner: Südöstlicher Speckgürtel von Berlin unter Druck

Spitzenmieten in Erkner: Südöstlicher Speckgürtel von Berlin unter Druck

Spitzenmieten in Erkner: Südöstlicher Speckgürtel von Berlin unter Druck
Neubauvorhaben sind im brandenburgischen Erkner eher Mangelware. Copyright: Mara Kaemmel

Wohnungen in Berlin- und Tesla-Nähe werden gebraucht, sind aber mehr als knapp. Das spiegelt sich auch in den Mieten wieder. Die STRATEGIS AG konnte für ein Neubauvorhaben in verkehrsgünstiger Lage Mieten mit einem Spitzenwert von 22,53 Euro pro Quadratmeter vereinbaren.

Agentur

Diese Mieten lassen aufhorchen. Die STRATEGIS AG hat für ihr nahezu fertiggestelltes Projekt RIVERSIDE in Erkner durchschnittliche Nettokaltmieten von 17,80 Euro pro Quadratmeter erzielt. Der Spitzenwert beträgt 22,53 Euro. Das geht aus einer entsprechenden Pressemitteilung des Immobilienunternehmens hervor. Das Objekt mit 51 Wohnungen liegt am Ortsausgang der Gerhart-Hauptmann-Stadt, direkt an der Straße zur Autobahn A10 und weiter nach Grünheide. Das Tesla-Werk ist von hier mit dem Auto in acht Minuten erreichbar.

In Erkner und dem weiteren Umfeld am südöstlichen Stadtrand von Berlin mangelt es schon länger an Wohnungen, die Ansiedlung des E-Autoherstellers hat den Druck auf dem Wohnungsmarkt noch erhöht. Binnen drei Monaten war der RIVERSIDE-Neubau am Flüsschen Löcknitz laut STRATEGIS voll vermietet: Und das zu Preisen, die sonst nur aus Berlin bekannt waren und noch vor kurzem auch dort als ambitioniert galten.

Im Projekt Riverside in Erkner werden Spitzenmieten aufgerufen,
 die selbst Berlin erblassen lassen. Copyright: STRATEGIS
Im Projekt Riverside im brandenburgischen Erkner werden Spitzenmieten aufgerufen, die selbst Berlin erblassen lassen. Copyright: STRATEGIS

Erkner: „Keine Flächen für Wohnungen und Infrastruktur“

Doch diese Mieten werden aus Mangel an Alternativen gezahlt. Eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist aktuell nicht zu erwarten. Daniela Sell, Pressesprecherin von Erkner, erklärt: „Die Stadt kann nicht weiter in die Fläche wachsen, um uns herum liegen fünf Seen und Wälder.“ Es könne daher nur verdichtet oder in die Höhe gebaut werden. „Wir haben weder Flächen für den Wohnungsbau noch für die nötige Infrastruktur wie Kitas und Schulen. Wir kommen an unsere Grenzen.“ Derzeit sind in der Stadt noch 266 Wohnungen in Planung oder im Bau, das größte Projekt davon will die Covivio unmittelbar am S-Bahnhof Erkner mit 89 Wohnungen umsetzen. Die Fertigstellung war eigentlich für nächstes Jahr geplant, wegen der nötigen B-Planänderung verzögert sich das Projekt.

Über 600 Bewerber für 32 Wohnungen

Susanne Branding, die Geschäftsführerin der städtischen Wohnungsgesellschaft Erkner mbH, hat unlängst Daten erhoben, die das Problem verdeutlichen. Im zurückliegenden Sechsmonatszeitraum hatten sich 627 Bewerber auf insgesamt 32 freie Wohnungen beworben. „Wir konnten also gerade mal fünf Prozent der Interessenten mit Wohnungen versorgen.“ Dennoch hat sie ein geplantes Bauvorhaben in der Gartenstraße mit 24 Wohnungen vorerst auf Eis gelegt. Würde sie jetzt bauen, müsste sie eine Nettomiete von 20,45 Euro pro Quadratmeter verlangen.

„Das ist für uns keine Option, denn unser Auftrag ist es, Wohnungen für breite Schichten der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.“ Als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor kommt das geplante Gesetz zum Verbot von Öl- und Gasheizungen hinzu. „Ich halte einen Umstieg auf regenerative Energie grundsätzlich für richtig“, betont sie. „Aber wir können Geld nur einmal ausgeben und müssen jetzt zusehen, was da auf unseren Bestand zukommt und was wir uns dann noch an Neubau leisten können.“

Die städtische Wohnungsgesellschaft Erkner mbH cancelt bereits Neubauprojekte,
 da die aktuellen Nettomieten für die breite Bevölkerung nicht leistbar sind. Copyright: Mara Kaemmel
Die städtische Wohnungsgesellschaft Erkner mbH cancelt bereits Neubauprojekte, da die aktuellen Nettomieten für die breite Bevölkerung nicht leistbar wären. Copyright: Mara Kaemmel

Schwierige Wohnungslage rund um das Tesla-Werk

Ähnlich sieht es in den Kommunen im Umfeld aus. Es gibt wegen der Beschränkungen durch den Landesentwicklungsplan und den Natur- und Wasserschutz nur wenige große Areale zum Bauen. Im 15-Kilometer-Radius um die Tesla-Fabrik sollen vorerst nur in Grünheide und Spreenhagen Flächen für den Wohnungsbau ausgewiesen werden, die vom bestehenden Landesentwicklungsplan abweichen. Die beiden Gemeinden wollen in Kooperation bis Ende 2024 je einen neuen gemeinsamen Teilflächennutzungsplan zur Tesla-Umfeldentwicklung erarbeitet haben und ihre bestehenden Landschaftspläne aktualisieren.

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