Studentenwohnen: Wohnpauschale reicht nicht für die Kaltmiete

Studentenwohnen: Wohnpauschale reicht nicht für die Kaltmiete

Studentenwohnen: Wohnpauschale reicht nicht für die Kaltmiete
Im Osten und im Ruhrgebiet sind die Wohnpreise für Studenten am besten. Quelle: Alexandra_Koch/Pixabay

Obwohl der Bundestag vor einigen Wochen die Bafög-Förderung weiter angehoben hat, bleibt die erhoffte Entlastung für Studenten aus. Die erhöhte Wohnpauschale von 380 Euro, die einen Teil der Förderung ausmacht, reicht in 50 von 68 Hochschulstädten nicht einmal für die Kaltmieteeiner kleinen Studentenwohnung.

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Bei Berücksichtigung der Nebenkosten erhöht sich die Anzahl weiter. In München, der teuersten Stadt für Studenten, kosten Wohnungen mit 40 Quadratmetern Wohnfläche im Schnitt 725 Euro kalt, was beinahe doppelt so viel ist wie die Wohnpauschale vom Staat. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von immowelt, die in 68 ausgewählten Hochschulstädten das Verhältnis der Angebotsmieten von Studentenwohnungen (40 Quadratmeter, erster und zweiter Stock, Baujahr 1990er-Jahre) zum Bafög-Höchstsatz untersucht.

Eine aktuelle immowelt-Analyse der Mieten von Studentenwohnungen im Verhältnis zum erhöhten Bafög-Höchstsatz zeigt:

„Die Mietmärkte in den meisten deutschen Hochschulstädten sind extrem überlastet. Die Mieten steigen und es gibt kaum freien Wohnraum am Markt“, sagt Piet Derriks, Geschäftsführer von immowelt. „Die Erhöhung der Bafög-Förderung ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber nach wie vor nicht hoch genug, um die steigenden Wohnkosten zu decken. Besonders, da nicht jeder Student den vollen Höchstsatz bekommt. Viele junge Menschen müssen daher neben dem zeitaufwendigen Studium arbeiten gehen oder auf finanzielle Unterstützung der Eltern hoffen.“ Selbst bei Berücksichtigung des Bafög-Höchstsatzes von 992 Euro, den viele Studenten aufgrund der strikten Vergabe-Bedingungen nicht bekommen, muss ein hoher Anteil davon fürs Wohnen ausgegeben werden. Für die restlichen Lebenshaltungskosten bleibt hingegen wenig Geld übrig. In 66 von 68 Städtenmüssen Studenten mindestens ein Drittel des kompletten Bafög-Höchstsatzes für die Kaltmiete ausgeben. In der Spitze sind sogar 73 Prozent fällig. Ein Anteil von 30 Prozent gilt gemeinhin bei normalen Einkommen als Belastungsgrenze nach oben – mehr sollte nicht für die Wohnkosten verwendet werden.

München: Fast drei Viertel des Bafög-Höchstsatzes für Miete

Am höchsten ist der Anteil des Bafög-Höchstsatzes, den Studenten für die Kaltmiete ausgeben müssen, in München. In der bayerischen Landeshauptstadt kosten 40 Quadratmeter große Apartments im Durchschnitt 725 Euro pro Monat, was 73 Prozent der erhöhten Bafög-Förderung ausmacht. Hinzu kommt, dass Studenten am Wohnungsmarkt mit Pendlern und vielen Berufsgruppen im Niedriglohnbereich konkurrieren. Denn größere Wohnungen sind für viele Menschen mit geringem Einkommen kaum mehr leistbar. Theoretisch stehen Studenten zwar auch Wohnheime zur Verfügung, diese haben aber oft lange Wartelisten. Wer nach Studienplatzzusage schnell ein Dach über dem Kopf braucht, kann darauf nicht hoffen.

Neben München müssen Studenten auch in den anderen größten Städten am meisten fürs Wohnen ausgeben. In Stuttgart kosten Studentenwohnungen im Mittel 615 Euro. Das sind 62 Prozent des Bafög-Höchstsatzes – der zweithöchste Wert aller Hochschulstädte. In Frankfurt (564 Euro; 57 Prozent) und Hamburg (560 Euro; 56 Prozent) ist der Anteil nur geringfügig kleiner. Auch in Berlin (521 Euro; 53 Prozent) und Köln (520 Euro; 52 Prozent) muss über die Hälfte der Höchstförderung für die Kaltmiete ausgegeben werden. Die Wohnpauschale reicht in allen Städten nicht annähernd aus, um die monatlichen Wohnkosten zu stemmen.

Teure kleine Universitätsstädte

Hohe Miete sind aber nicht nur ein Problem der Metropolen. Auch in vielen kleineren Städten mit renommierten Universitäten frisst die Miete einen erheblichen Teil vom Bafög. Dazu zählt Konstanz, das sich auf Platz 5 der teuersten Städte einsortiert. 550 Euro kalt kosten in der Stadt am Bodensee 40 Quadratmeter Wohnraum. Dafür müssen Studenten 55 Prozent der Maximalförderungausgeben. Auch in Tübingen (514 Euro; 52 Prozent), Augsburg (506 Euro; 51 Prozent), Karlsruhe (499 Euro; 50 Prozent) sowie Mainz und Rosenheim (je 497 Euro; 50 Prozent) bleibt nach Abzug der Kaltmiete höchstens die Hälfte vom Bafög zum Leben übrig. 

Günstige Alternativen im Osten und Ruhrgebiet

Doch es geht auch günstiger. Besonders in Ostdeutschland und in Teilen Nordrhein-Westfalens können junge Menschen preiswert wohnen und an angesehenen Hochschulen studieren. Die niedrigsten Mieten gibt es in Chemnitz: Für eine Studentenwohnung werden im Schnitt 242 Euro verlangt, was weniger als ein Viertel (24 Prozent) des Bafög-Höchstsatzes ist. Selbst die Wohnpauschale reicht locker aus. Gleiches gilt für Magdeburg (291 Euro; 29 Prozent), Halle (322 Euro; 32 Prozent), Dresden (348 Euro; 35 Prozent) und Leipzig (350 Euro; 35 Prozent). Generell sind die Regionen im Osten aktuell im Aufwind, besonders bei jungen Menschen. Zuletzt haben sich einige Unternehmen in den neuen Bundesländern angesiedelt, die zukunftsträchtige Jobs in der Technologie-Branche versprechen. 

Neben den ostdeutschen Hochschulstädten lohnt es sich für angehende Akademiker auch im Ruhrgebiet zu wohnen. Aufgrund der dichten Besiedlung NRWs sind dort zahlreiche Universitäten in der Nähe und die Mieten sind ebenfalls günstig. In Gelsenkirchen kosten 40 Quadratmeter gerade einmal 307 Euro kalt, also 31 Prozent der Höchstförderung. In Iserlohn (325 Euro; 33 Prozent) am Rand des Ruhrgebiets und Duisburg (342 Euro; 35 Prozent) ist wohnen nur geringfügig teurer.