Han Joosten, Leiter Gebietsentwicklung bei der Bouwfonds Property Development (BPD) Immobilienentwicklung GmbH, hat für die Zukunft ein paar Vorschläge. In seinem Heimatland funktionieren sie schon mal.
„Verbote, Verbote, Verbote statt Chancen, Chancen, Chancen“: So fasst Han Joosten seine Sicht auf die derzeitige Situation der Immobilienbranche in Deutschland zusammen. Der gebürtige Holländer leitet den Bereich Gebietsentwicklung bei der Bouwfonds Property Development (BPD) Immobilienentwicklung GmbH. In einer Keynote blickte er bei der Real Estate Mitteldeutschland, dem größten Standortkongress von IMMOCOM für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf Deutschland und zeigte den Unterschied zu seinem Heimatland auf.
"Jeder Wunsch von Politik und Verwaltung kostet Geld"
„Wir fangen bereits an unsere Erfahrungen einzuschränken, wenn wir mit Verwaltungen diskutieren“, so Han Joosten. „Mein Gott, was ihr in Deutschland für Vorschriften habt!“ Dabei müsse nicht nur jetzt – in einer Krisensituation klar sein – dass jeder Wunsch von Politik und Verwaltung Geld kostet. Zudem dauerten die Prozesse viel zu lange. „In der Zeit haben wir in der Niederlande schon hunderte Wohnungen gebaut.“ Niemand dürfe aber die Hoffnung aufgeben, sondern es gehe immer darum neue Wege zu suchen. „Selbst wenn sich nur zehn Prozent ändern, um es besser zu machen, geht es schon einfacher.“
Han Joosten verwies in seinem Vortrag beispielsweise auf die Stratologie, eine wissenschaftliche Befragung von Menschen. Dabei zeige sich sehr häufig, dass sie ganz andere Dinge wollen als oft angenommen. „Wir brauchen immer als erstes eine Vision.“ In den Niederlanden beispielsweise werden E-Bike-Autobahnen geplant, dazu gebe es in Deutschland noch nicht mal eine Idee. BPD legte vor kurzem eine Studie zu Seilbahnen vor – als Beförderungsmittel für Touristen und als bequemen Weg, den nächsten Gipfel komfortabel zu erreichen und eben auch in ihrer alltäglichen Funktion als vollwertiger Bestandteil des ÖPNV. Bekannte Beispiele sind die urbanen Seilbahnen in Medellin, Bogota oder der bolivischen Hauptstadt La Paz.
"Lebendigkeit eines Quartiers kann nicht durch Bauvorschriften festgelegt werden"
Zudem stellte Han Joosten die Festlegung von Nutzungen in Frage: „Warum müssen wir das schon vorher alles so genau wissen?“ Vielleicht mache ja ein Café neben einem Gewächshaus an einem Gemeinschaftsgarten Sinn. „Die Lebendigkeit eines Quartiers kann man nicht über Bauvorschriften festlegen.“ In den Niederlanden gibt es seit Anfang des Jahres keine Bebauungspläne mehr, sondern lediglich Umgebungspläne mit allen wichtigen Daten und Fakten. „Jeder kann die Daten abrufen und sich anschauen. Das eröffnet ganz neue Perspektiven.“ Damit könne auch das fehlende Personal in den Verwaltungen teilweise kompensiert werden. „Künstliche Intelligenz würde das Problem zu einem großen Teil beheben.“ Ein paar Änderungen brauche es in Deutschland auf jeden Fall.
Und Han Joosten ist über die Diskussionen über die Höhe der Mieten in Deutschland „gelangweilt“. Die Die Eigentumsquote sei viel gesünder und sollte unbedingt gesteigert werden. Wieder wäre ein Problem gelöst.