In Magdeburg ist ein spektakuläres Bauvorhaben in Planung. Auf der stillgelegten Eisenbahnbrücke über die Alte Elbe, lokal auch „Kanonenbahnbrücke“ genannt, sollen exklusive Wohnungen entstehen. Noch sind allerdings viele Fragen zu klären.
Rolf Onnen und Olaf Kuhn haben eine Vision. Die beiden Investoren wollen der bereits kurz vor dem Abriss stehenden „Kanonenbahnbrücke“ im Herzen Magdeburgs neues Leben einhauchen. Ihren Plänen zufolge sollen künftig auf der Eisenkonstruktion, die mit einer Länge von mehr als 200 Metern von den Stadtteilen Brückfeld und Cracau im Osten über die Alte Elbe nach Westen zur Elbinsel Rotehorn führt, etwa 20 Eigentumswohnungen thronen.
Wohnvision mit grünem Dach
Erste Visualisierungen zur möglichen Bebauung hat das Magdeburger Architekturbüro Sattler + Täger Architekten GmbH angefertigt. Die Bilder zeigen einen futuristisch anmutenden Ständerbau mit drei Wohnebenen und einem begrünten Dach. Der Weg über den Brückenkörper ist frei und könnte von Fußgängern und Radfahrern als Übergang genutzt werden. Auch die Feuerwehr hätte so eine Chance, das historische Bauwerk im Notfall zu überqueren.
Die „Kanonenbahnbrücke“ stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Gebaut wurde sie als Teil der Bahnstrecke Biederitz-Magdeburg-Buckau. Ihr Name rührt von den vielen Militärtransporten her, die einst über sie hinweg rollten. Seit 1998 ist die Brücke stillgelegt und für den Verkehr geschlossen.
Medienecho und offene Fragen
Die Resonanz auf das visionäre Wohnprojekt ist enorm. Die Magdeburger „Volksstimme“, die erstmals darüber informiert hatte, berichtet von einer Vielzahl an Leserbriefen. Laut Investor Rolf Onnen, Geschäftsführer Onnen & Onnen Immobilien Magdeburg GmbH sowie Eigentümer der „Kanonenbahnbrücke“, habe es „sehr viele positive Rückmeldungen“ gegeben, die von allgemeiner Zustimmung bis zum konkreten Interesse am Einzug in das Projekt reichen würden.
Konkrete Angaben zur Investitionssumme kann Mitinvestor Olaf Kuhn hingegen keine machen. Der Geschäftsführer der Kuhn Immobilienmanagement GmbH erklärt, dass die Planungen längst nicht abgeschlossen seien. Offen seien vor allem Fragen zu Eigentum, Statik und Umwelt.
Zum Beispiel sei zu klären, wie das Bauwerk mit dem Grundstück des Bundes, auf dem es sich befindet, zusammengeführt werden könne. Dass die Brücke mitten im Flora-Fauna-Habitat „Elbaue“ steht, einem Naturschutzgebiet der EU, verlange ebenfalls Lösungen, so Olaf Kuhn. Seriöse Aussagen dazu, wie das Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird, seien frühestens in zwei Jahren möglich.
Bewohnte Brücken haben lange Tradition
Ganz neu ist die Idee einer bewohnbaren Brücke nicht. Die Menschen nutzen den Raum auf den Überführungen schon seit dem Mittelalter auch zum Wohnen. Die Ponte Vecchio in Florenz und die Pont au Change in Paris sind die wohl berühmtesten Beispiele. Erfurt verfügt mit der Krämerbrücke über Europas längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke.
Neuere große Wohnprojekte über dem Wasser scheiterten allerdings zuletzt vielfach. Aufgrund der Finanzierung wurden etwa entsprechende Pläne in Hamburg und Limburg verworfen. Auch wenn die Magdeburger Vision von Rolf Onnen und Olaf Kuhn kleineren Ausmaßes ist – sollte sie Realität werden, dürfte der Neubau ziemlich einzigartig in Deutschland sein.