Ein Ende des Wohnraummangels in Berlin ist nicht in Sicht und private Wohnungsbauunternehmen, die bislang einen Großteil der Neubautätigkeit gestemmt haben, fahren ihre Aktivitäten zunehmend runter. Das belegt eine aktuelle Umfrage innerhalb der Mitglieder vom BFW Landesverband Berlin/Brandenburg.
Demnach sind die ungünstigen Rahmenbedingungen mitverantwortlich, dass zahlreiche Mitgliedsunternehmen laufende Projekte zurückstellen und neue gar nicht erst beginnen. Schaut man in die Projektpipeline der befragten Wohnungsbauunternehmen, ist die Anzahl der prognostizierten Fertigstellungen um ein Drittel gesunken. Abhilfe könnte hier zum Beispiel das geplante „Schneller-Bauen-Gesetz“ schaffen, das in diesem Monat für eine erste Lesung ins Abgeordnetenhaus eingebracht wird.
Die Zahlen sind dramatisch. Die Berliner Bevölkerung wächst Jahr für Jahr, während der Wohnungsneubau mit dieser Entwicklung nicht Schritt hält. Gleichzeitig hält der Berliner Senat am jährlichen Neubauziel von 20.000 Wohnungen fest, das in den letzten Jahren nie erreicht wurde und unter den momentanen Voraussetzungen auch nicht erreichbar ist. Auch die aktuelle Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des BFW Landesverband Berlin/Brandenburg verspricht keine Entspannung der Lage.
Ganz im Gegenteil. Während die privaten Mitgliedsunternehmen des BFW in den zurückliegenden Jahren regelmäßig zwischen 5.000 und 6.000 neue Wohnungen für die Hauptstadt geschaffen haben, sind die Fertigstellungszahlen um nahezu 50 Prozent eingebrochen: Bereits im Jahr 2022 wurden deutlich weniger neue Wohnungen von den mittelständischen Unternehmen gebaut. 2023 wurde mit 2.601 fertiggestellten Neubauwohnungen ein historischer Tiefpunkt erreicht. Noch schlimmer: Die Anzahl der Wohnungsbauprojekte für die nächsten Jahre wird sogar noch weiter zurückgehen. Beim Blick in die Planungen der Unternehmen im vergangenen Jahr hieß es noch, dass bis 2028 über 15.000 Wohnungen fertiggestellt werden sollen. In diesem Jar ist dagegen nur noch von gut 10.000 die Rede, nach aktuellem Stand also nur noch rund 2.000 Wohnungen pro Jahr. Gleichzeitig hat sich die Zahl von Projekten, die aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen zurück- oder komplett eingestellt werden, innerhalb eines Jahres versechsfacht.
„Es bedarf endlich radikaler Maßnahmen, um den Unternehmerinnen und Unternehmern in Berlin Mut zu machen, für mehr Wohnraum zu sorgen“, sagt Susanne Klabe, Geschäftsführerein vom BFW Landesverband Berlin/Brandenburg. „Ohne starke Impulse werden die Zahlen weiter zurückgehen. Die Verunsicherung ist hier einfach zu groß, die Planungs- und Genehmigungsverfahren aufgrund der bürokratischen Hürden und immer komplexeren Anforderungen zu lang. Wir brauchen einen kräftigen Schub, wenn wir anfangen wollen, den Wohnungsmangel in Berlin zu lindern. 20.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen sich nicht von selbst. Dazu braucht es auch die privaten Wohnungsbauunternehmen. Das Schneller-Bauen-Gesetz, so wie es in weiten Teilen derzeit dem Berliner Abgeordnetenhaus vorliegt, könnte hierfür genau der richtige Ansatz sein. Unsere Mitglieder sehen der Verabschiedung mit vorsichtigem Optimismus entgegen. Mit dem vorliegenden Entwurf ist Berlin bundesweit Vorreiter bei der Verschlankung und Beschleunigung von Verfahren. Wenn es so kommt, würde das erste Mal nicht nur über Bürokratieabbau geredet, sondern tatsächlich gehandelt.“
Auf Nachfrage nannten die BFW-Mitgliedsunternehmen neben den aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor allem zu hohe technische Anforderungen und Umweltstandards, einen Mangel an sinnvollen Fördermaßnahmen und die zu langen Genehmigungsverfahren als Gründe für die ausbleibende Bautätigkeit. Hier muss der Gesetzgeber mit entsprechenden Initiativen für Abhilfe sorgen, um mittelfristig wieder eine Belebung des Wohnungsmarktes zu erreichen. Das Schneller-Bauen-Gesetz ist hier ein wichtiger Schritt, um mithilfe einer effizienten Verwaltung mehr und schneller neue Wohnungsbauprojekte in Berlin auf den Weg zu bringen und ein dringend benötigtes Signal an die Unternehmen zu senden, die in Berlin zusätzlichen Wohnraum schaffen wollen.