Während es in Jena an Flächen fehlt, lässt sich im Umland offenbar noch so mancher Schatz heben. Zum Beispiel in Dornburg-Camburg.
Das Jenaer Umland als Flächenquelle für Wohnraum
Jena zählt unter den mitteldeutschen Metropolen zweifellos zu den erfolgreichsten und begehrtesten Standorten. Dies und seine Kessellage führen jedoch zwangsläufig zu einem Problem: Flächen werden immer knapper. Dabei legt eine weitere Perspektive womöglich auch ganz andere Quellen der Versorgung nahe: das Jenaer Umland. Hier lässt es sich mitunter höchst idyllisch wohnen, bei bester ÖPNV-Anbindung zur Großstadt. Die Immobilienentwicklerin JenAsset GmbH mit Sitz in Jena wagte einen solchen Blick über den Tellerrand und wurde im beschaulichen Dornburg-Camburg fündig. Nun steckt das Unternehmen hier Millionen in eine ehemalige Lederfabrik.
Die Lage könnte kaum attraktiver sein: direkt an der Saale, Blick ins Grüne und auf die für den Ort namensgebende Burg Camburg. Ein paar hundert Meter weiter südlich erstreckt sich ein dichtes Waldstück des mittleren Saaletals. Und dann ist da diese schlicht außergewöhnliche Immobilie: Ein gewaltiger Backsteinbau aus den 1920ern, der mit seinem altindustriellen Charme in größeren Städten zweifellos Begehrlichkeiten wecken würde.
Dem maroden Zustand zum Trotz – das Dach stand kurz vor dem Einsturz, die Fenster waren zugenagelt – kann man sich gut vorstellen, wie begeistert Dr. Kilian Lange, Geschäftsführer von JenAsset, beim Anblick der alten Lederfabrik gewesen sein muss. Kurze Zeit vorher noch hatte er sich eigentlich um ein anderes Objekt im Ort, das sogenannte Schießhaus, beworben. Hier wurden seine Pläne für altersgerechte Mietwohnungen zwar abgelehnt, doch lernte er dabei immerhin Bürgermeisterin Dorothea Storch kennen, die ihn schließlich mit den Eigentümern der alten Lederfabrik zusammenbrachte.
Alte Lederfabrik in Dornburg-Camburg wird zum Wohngebäude umgenutzt
Die Fabrik ließ zu DDR-Zeiten ihre Abwässer ungeklärt in die Saale ab und galt daher als einer der größten Umweltverschmutzer. Nichtsdestotrotz führte sie ihren Betrieb selbst nach der Wende mit einer 1984 erneuerten Gerbmaschine noch eine kurze Weile fort. Zwischendurch erfolgte eine Interimsnutzung als Lager. 2014 brachten dann zwei junge Leute erstmals die Idee einer Umnutzung als Wohngebäude ins Spiel. Damals scheiterte das Vorhaben noch an der Finanzierung. Für JenAsset scheint die nun kein Problem zu sein.
Noch während der Verkaufsverhandlungen wurde bereits das Baugenehmigungsverfahren eingeleitet und das Dach notgesichert. Nach erfolgreichem Kauf und erteilter Baugenehmigung gründete Dr. Kilian Lange die Saaleblick Immobiliengesellschaft mbH & Co. KG, die das Projekt seither betreut.
18 Zwei- bis Sechs-Raum-Wohnungen mit 62 bis 185 Quadratmetern sollen nun in dem maroden Altbau entstehen. Etwa die Hälfte davon wird barrierefrei sein. Dabei handelt es sich um die Einheiten, die im Zentrum des Gebäudes um den Fahrstuhl herum liegen, sowie um jene im neu ausgebauten und rundum verglasten Dachgeschoss des künftig dreigeschossigen Baus. Alle weiteren Wohnungen sind als Maisonnette konzipiert. Auf diese Weise erhält jede Wohneinheit einen Balkon mit Blick auf Saale und Burg.
Neue Bewohner haben es nicht weit bis Jena Paradies
Die neuen Bewohner erwartet eine hochwertige Ausstattung mit großen Fenstern, Dielenböden, Fußbodenheizung und Granitbädern. Anfänglich war noch unklar, ob es nun Miet- oder Eigentumswohnungen werden sollen. Offenbar scheint diese Entscheidung nun gefallen: In einem Exposé des Maklerunternehmens Engel & Völkers ist von „zukünftigen Mietern“ die Rede. Dies weist immerhin darauf hin, dass zumindest ein Teil als Mietwohnungen angeboten wird.
Über die Höhe der Miete ist indes ebenso wenig bekannt wie darüber, in wessen Eigentum die Immobilie nach ihrer Fertigstellung einmal übergehen soll. Die Saaleblick Immobiliengesellschaft hält sich völlig bedeckt. „Wir möchten derzeit keine Fragen zu unseren Projekten beantworten“, sagt Projektleiter Philipp Freier. Auch Bilder werden keine an die Presse herausgegeben. Ähnlich zugeknöpft zeigt sich Bürgermeisterin Dorothea Storch, die im Einklang mit dem Projektentwickler nichts preisgeben möchte. Immerhin gibt sie zu Protokoll, dass sie sich sehr über die neue Nutzung der Immobilie freut.
Wer sich noch und wann über die neuen Wohnungen in der alten Lederfabrik freuen kann, bleibt reine Spekulation. Ein wiederum gegebener Grund zur Freude, um noch einmal auf Jena zu sprechen zu kommen, ist auf jeden Fall die ÖPNV-Anbindung: Vom Bahnhof Camburg (Saale) braucht es gerade mal elf Minuten bis Jena Paradies. Einziges Manko dieser paradiesischen Dorf-Stadt-Win-Win-Situation: Die lokale Feuerwehr residiert genau nebenan. In dem ruhigen Städtchen dürfte die sporadische Lärmbelästigung allerdings immer noch wesentlich geringer ausfallen als der permanente Lärmpegel einer Großstadt.