Die Verunsicherung bei Verkäufern und Käufern bestimmt in diesem Jahr die Situation am deutschen Wohnimmobilienmarkt. Dabei haben die längere Vermarktungsdauer und die stark rückläufige Anzahl der Kauffälle einen größeren Einfluss auf den Rückgang des Transaktionsvolumens als sinkende Abschlusspreise.
Der jetzt veröffentlichte IVD-Wohn-Preisspiegel 2023 zeigt, dass die Kaufpreise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen in diesem Jahr fast überall nachgeben. „Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich in einer Krise. Die Gründe sind bekannt: Gestiegene Zinsen, spürbare Inflation, stark verteuertes Baumaterial und die durch die weltweiten Konflikte ausgelöste allgemeine Verunsicherung. Das würgt besonders den Neubau ab“, sagt IVD-Präsident Dirk Wohltorf.
Abwarten beim Kauf oder Verkauf von Wohneigentum nicht sinnvoll
Menschen, die ihre Immobilie veräußern oder Wohneigentum erwerben wollen, sollten mit ihren Absichten jedoch nicht zögern. „Abwarten ist nicht sinnvoll – weder für Verkäufer, die auf wieder steigende Immobilienpreise setzen, noch für Käufer, die auf weitere Preisnachlässe hoffen. Der Hebel sind die Zinsen! Solange die Zinsen nicht spürbar sinken, womit in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, wären potenzielle Verkäufer schlecht beraten, ihre Verkaufsabsichten aufzuschieben“, sagt Dirk Wohltorf.
Der IVD-Präsident weist in diesem Zusammenhang auf die wichtige Rolle und Verantwortung der Banken hin, Finanzierungen neben Neubauten auch vermehrt für den Erwerb von Bestandsimmobilien zu ermöglichen. „Wir können ausschließen, dass sich eine Immobilienblase bildet. Denn der Bedarf ist hoch und stößt auf ein durch die geringe Neubautätigkeit begrenztes Angebot am Immobilienmarkt.“
Wohneigentum in München am teuersten
In den Top-14-Städten liegen die Preise für Einfamilienhäuser im Schnitt bei 618.000 Euro (mittlerer Wohnwert). Am teuersten waren Einfamilienhäuser in München mit einem Durchschnittspreis von 1.280.000 Euro bei mittlerem Wohnwert und 2.075.000 Euro bei gutem Wohnwert. Der durchschnittliche Preis je Quadratmeter bei Eigentumswohnungen lag bei 4.310 Euro (mittlerer Wohnwert). Auch hier war München die teuerste Stadt mit 7.300 Euro je Quadratmeter bei mittlerem Wohnwert und 9.000 Euro je Quadratmeter bei gutem Wohnwert.
Im IMMOBILÉROS-Podcast spricht Dirk Wohltorf vom IVD über Regulierung, die Politik der Ampel, antimarktwirtschaftliche Reflexe und die AfA:
Energieeffizienz stabilisiert Preise
Der IVD-Wohn-Preisspiegel 2023 zeigt auch auf, dass das Angebot von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern deutlich gestiegen ist. Das steigende Angebot an Häusern und Wohnungen bietet Chancen besonders für eigenkapitalstarke Käufer“, erläutert Dirk Wohltorf.
„In den Fokus rücken modernisierte oder neu gebaute Wohn-Immobilien, die mit den Klassen A oder B in hohem Maße energieeffizient sind und sich daher vergleichsweise preisstabil zeigen. Bestandsimmobilien leiden darunter, dass Kaufinteressenten oft von hohen Sanierungskosten ausgehen.“
Moderater Anstieg der Mieten
Kaufwillige, die derzeit kein passendes Angebot finden, drängen auf den Mietwohnungsmarkt. Die Entwicklung der Mietpreise bleibt wie in den vergangenen Jahren jedoch moderat und deutlich hinter der allgemeinen Teuerung zurück. Liegt die Inflationsrate derzeit um fünf Prozent, stiegen die Mieten nur um rund zwei Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Die Miete für eine Wohnung mit gutem Wohnwert liegt im bundesweiten Schnitt bei 11,10 Euro je Quadratmeter, bei mittlerem Wohnwert nur bei 9,50 Euro je Quadratmeter.
Preiserholung nicht vor Herbst 2024
Insgesamt sind die tatsächliche Marktentwicklung und die Aussichten am Wohn-Immobilienmarkt positiver als die derzeitige Stimmung, stellt der IVD-Präsident fest. Im Ausblick erwartet Dirk Wohltorf: „Die größten Preiskorrekturen sind fast durch, wir rechnen mit Seitwärtsbewegungen von fünf Prozent in den kommenden zwölf Monaten. Die Preise steigen, wenn die Zinsen wieder sinken, vermutlich aber nicht vor dem vierten Quartal 2024.“