Die Stimmung auf dem Leipziger Wohnungsmarkt ist durchwachsen. Wie im Rest des Landes setzen Zinserhöhungen und Weltgeschehen der Branche stark zu. Dazu kommen die Einstellung von Bautätigkeiten sowie ein Stillstand bei der Projektentwicklung. Trotz eines klares Nachfragenrückgangs lässt sich festhalten: Leipzig lebt! Davon ist Peter Bischoff von FIDANIA Sachsen überzeugt und hat die Gründe dafür für IMMOBILIEN AKTUELL aufgeschrieben.
Wir erleben einen jährlichen Zulauf von 10.000 bis 12.000 Menschen, vorwiegend Studenten und junge Familien aufgrund vieler Studienangebote und einer guten Kindergartendichte. Vor einigen Jahren noch bewarben sich nur wenige Interessenten auf eine Wohnung – nun sind es 30 bis 40 Anfragen pro Tag.
Bestand beliebter als Neubau
In den letzten Jahren nahm die Nachfrage in bestimmten Teilbereichen des Immobilienmarktes stark ab. Noch rettet uns der Gebrauchtmarkt vor einem Zusammenbruch. Im Vergleich zu den Vorjahren verlor der Kauf einer Immobilie deutlich an Attraktivität, besonders seit der Zinswende überlegen Interessenten lieber noch ein zweites und drittes Mal bevor sie einen Kaufvertrag, unterschreiben. Dennoch erleidet das Segment keinen Einbruch, da Interessenten von anderer Stelle nachrücken: Eine Vielzahl an potenziellen Hausbauern entscheidet sich lieber für ein bestehendes Objekt als für einen Neubau. Sie hegen Zweifel an dessen rechtzeitiger Fertigstellung hervorgerufen durch Schwierigkeiten mit Lieferketten und Fachkräftemangel. Zudem fehlt es an finanzieller Planbarkeit: Zeitliche Verzögerungen und Materialmangel treiben die Kosten beim Hausbau immer weiter in die Höhe. Somit strömen Käufer vom Neubaumarkt auf den Gebrauchtmarkt und federn die Verluste ab.
Eigentum gegen steigende Mieten
Dieses Konstrukt steht auf wackeligen Beinen. In 2024 wurden kaum neue Bauprojekte begonnen. Setzt sich dieser Trend 2025 fort, leert sich der Gebrauchtmarkt schnell, ohne eine Ausweichmöglichkeit für Wohneigentumssuchende zu eröffnen. Logischerweise folgt daraus eine Preissteigerung, die auch Mieten betrifft. Diesen Anstieg sehen wir vor allem in Leipzig und Dresden. Verstärkt wird dieser Vorgang dadurch, dass in Leipzig nur wenige Menschen Wohneigentum besitzen. Der Gedanke an Immobilien als Kapitalanlagen ist den meisten noch fern.
Wertsteigerung steht im Fokus
Deswegen lege ich meinen Kunden den Kauf von Eigentum immer wieder ans Herz. Die jüngeren Generationen haben eine andere Lebensplanung als die vorherigen. Früher war die Reihenfolge meist so, dass ein Haus unter der Annahme gekauft wurde, im Laufe der Zeit führe besserer Verdienst zu besseren Lebensumständen. Heutzutage läuft die Überlegung eher andersherum: Wenn ich mir zu diesem Zeitpunkt einen Kredit für eine Immobilie leiste, wie viel bleibt dann noch für meinen Lebensstil übrig? Bedingt durch hohe Zinsen ist die Antwort auf diese Frage meist ernüchternd. Daher entscheiden sich junge Leute öfter gegen ein Eigenheim. Dazu kommen häufigere Jobwechsel und der Wunsch nach Flexibilität. Immobilien passen so nur unter bestimmten Bedingungen in die Lebensplanung. Häufig liegt der Fokus darauf, welche Investitionen am besten getätigt werden können, um eine Wertsteigerung zu erzielen. Das kann bereits eine Kleinigkeit wie eine Solaranlage sein.
Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade wegen dieser Entwicklungen sehe ich dem Immobilienjahr 2025 positiv entgegen. Die Zinsmärkte zeigen bereits Anzeichen einer Erholung und viele potenzielle Käufer stehen in den Startlöchern. Eine Senkung der Zinsen ist sehr wahrscheinlich, selbst wenn es nur einen halben Prozentpunkt nach unten geht, wird die Nachfrage dadurch enorm steigen. Denn niemand möchte auf die nächste Erhöhung warten. Zudem bereitet die aktuelle Weltlage den Menschen Sorgen und ein Eigenheim ist und bleibt ein Stückchen Sicherheit.
Über den Autor
Peter Bischoff ist Leiter für den Vertrieb bei der FIDANIA Sachsen in Leipzig. Der Familienvater arbeitet seit über 25 Jahren in der Immobilienbranche und ist mit dem Standort Leipzig fest verwurzelt. Die 2021 in Hamburg gegründete FIDANIA AG verfolgt das Ziel, eine Alternative zu klassischen Franchise-Systemen im Immobilien-Business zu schaffen. Das Netzwerk umfasst derzeit 5 Büros in Hamburg, Ahrensburg, Leipzig, Nürnberg und Lübeck/Ostholstein. Eine Expansion in die Schweiz ist in Planung.