600 Wohnungen auf dem ehemaligen Areal einer Berliner Nervenklinik geplant

600 Wohnungen auf dem ehemaligen Areal einer Berliner Nervenklinik geplant

600 Wohnungen auf dem ehemaligen Areal einer Berliner Nervenklinik geplant
Ein Bestandsgebäude auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Copyright: GrislyFrank/Shutterstock.

In Berlin werden derzeit ungewöhnliche Standorte für Wohnungsbau aktiviert. Grundstücke neben der Autobahn, der S-Bahn, nicht mehr genutzte Friedhofsflächen und ehemalige Krankenhausareale. Dazu zählt auch das Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (KBoN) in Wittenau im Bezirk Reinickendorf.

Agentur

Bereits 2006 hatte die landeseigene Krankenhausgesellschaft Vivantes den Klinikbetrieb aufgegeben. Seit Jahren war das Areal als Standort für Wohnungsbau im Gespräch. Jetzt steht fest, dass die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gesobau hier ein neues Quartier mit 600 Wohnungen entwickeln wird. Dafür wurde ein Städtebauliches Werkstattverfahren initiiert, in dem vier Architekturbüros Vorschläge für ein autoarmes Stadtviertel machen sollen. Dieses Gelände bietet sich dafür an, weil es über den U-Bahnhof Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik der Linie U8 an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Der Alexanderplatz ist in 18 Minuten erreichbar.

Senatsverwaltung sieht begrenztes Neubaupotenzial

Nach einer städtebaulichen Untersuchung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen war das gesamte Klinikgelände 2017 nur als teilweise geeignet für Wohnungsbau eingestuft worden. In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Tim-Christopher Zeelen (CDU) hieß es: „Im Ergebnis wurde festgestellt, dass das Neubaupotenzial auf dem 46 Hektar großen Areal auf Grund des am Standort verbleibenden landeseigenen Krankenhauses des Maßregelvollzuges, der Wunsch nach einer dauerhaften Flüchtlingsunterbringung, der Sicherung von Infrastrukturflächen für den Bezirk, des bestehenden Denkmalschutzes und des alten, wertvollen Baumbestandes begrenzt ist. Zudem können die denkmalgeschützten ehemaligen Bettenhäuser nur mit umfangreichen Eingriffen in die Bausubstanz zu Wohnzwecken umgenutzt werden.“

Abriss der Sternenhäuser und Rückbau der Tempohomes

Für Mietwohnungsbau kommt daher nur der westliche Teil in Frage, der an den Olbendorfer Weg grenzt. Das vorgesehene Grundstück ist rund 72.000 Quadratmeter groß und unlängst von der Gesobau erworben worden. Im Plangebiet stehen unter anderem zwei ehemalige Bettenhäuser. Die sogenannten Sternenhäuser entwarf Architekt Gerd Hänska. Das erste wurde Ende der 1960er Jahre gebaut, das zweite 1982. Den Namen verdanken sie ihrem ungewöhnlichen Grundriss.

Angrenzend entstanden erst 2020 Tempohomes für das Berliner Ankunftszentrums für Flüchtlinge. Um Platz für die neuen drei- bis viergeschossigen Wohnhäuser zu schaffen, sollen die Sternenhäuser abgerissen und die Tempohomes rückgebaut werden. Das Ankunftszentrum für Flüchtlinge in der Oranienburger Straße bleibt bestehen.

Gebäude mit langer Historie

Die Lage des Grundstücks ist in mehrfacher Hinsicht reizvoll. Es schließt an den Hauptteil des Klinikgeländes an, das von einer Reihe denkmalgeschützter Klinkerbauten, der 1880 eröffneten Irrenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf, geprägt ist. Anfangs bestand sie aus zehn Kranken-Pavillons, einer Küche, einem Maschinenhaus, einer Wäscherei, einem Verwaltungsgebäude, Gärten und Werkstätten. Später kamen weitere Gebäude hinzu.

Nach der Teilung Berlins war die Klinik jahrelang das einzige psychiatrische Krankenhaus Westberlins und wurde von den Berlinern Bonnys Ranch getauft. Das Krankenhaus des Maßregelvollzugs liegt im Norden des Areals. Der Süden zeichnet sich dagegen durch waldähnlichen Baumbestand aus.

Parkähnlicher Charakter bleibt erhalten

Die Architekten müssen sich bei ihren Entwürfen neben dem Ankunftszentrum und dem Krankenhaus des Maßregelvollzuges mit dem alten Baumbestand befassen. Zu den Vorgaben gehört der Erhalt des parkähnlichen Charakters des Areals. Die Freiflächen sollen multifunktional und barrierefrei gestaltet werden. Wie inzwischen bei jedem Projekt der landeseigenen Wohnungsunternehmen ist für das Quartier eine Mischung von Menschen verschiedenen Alters und mit unterschiedlicher Einkommensstruktur gewünscht. Das setzt verschiedene Wohnungsarten voraus.

Rund 50 Prozent der Wohnungen werden gefördert sein. Auch eine Kita sowie eine oder zwei Quartiersgaragen mit Mobilitätsangeboten, etwa Carsharing oder Lastenräder, sind zu planen. Im Erdgeschoss soll es Gewerbeflächen für Arztpraxen oder einen Kiosk geben. Das Werkstattverfahren endet am 10. Februar 2023 mit einem Abschlusskolloquium. Danach werden die Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert. Mit dem Beginn der Abrissarbeiten ist frühestens im Herbst 2023 zu rechnen. Erst danach wird der weitere Zeitablauf festgelegt.

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