Auf dem ehemaligen Messegelände der Stadt Leipzig tut sich seit Jahren einiges. Neben dem BioCity Campus Leipzig sind in den letzten Jahren viele weitere Projekte aus dem Boden geschossen und trotzdem kennt der Tatendrang kein Ende. Sechs der bedeutendsten geplanten Projekte möchten wir in diesem Artikel näher erläutern.
Grafik: Geplante Projekte auf dem Areal Alte Messe Leipzig
Auf der Grafik sehen Sie die Standorte der neuen Projekte auf der Alten Messe Leipzig. Fortfolgend stellen wir die Projekte im Uhrzeigersinn ab Jugend- und Schulamt ausführlicher vor.
Neues auf der Alten Messe: Gebäude für das Jugend- und Schulamt Leipzig und Biotech-Firmen in Halle 12
Das gesamte Großprojekt auf dem historischen Gelände der ehemaligen Messehalle 12, auch bekannt als „Sowjetischer Pavillon“, hat einen Umfang von rund 65.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche und ist in drei Bauabschnitte gegliedert. Die Grundsteinlegung des ersten Bauabschnitts erfolgte bereits im November 2016, die Eröffnung fand am 29. Oktober 2019 statt. Das Stadtarchiv bezog sodann den Portikus mit dem namensgebenden roten Stern. Im Januar 2022 folgten die ersten beiden Abteilungen des Amtes für Jugend und Familie in ein weiteres fertiggestelltes Teilstück des Projektes. Nach der für das Jahr 2024 angesetzten Fertigstellung des Baus soll auch der Rest des Amtes hier seinen Platz finden.
Bei der Gestaltung des Umbaus wurde ein besonderes architektonisches Augenmerk auf die Erhaltung des seit den 1950er Jahren mehrfach überarbeiteten Portikus gelegt. Die Fassade ist durch die vielfältigen Neuinterpretationen von Uneinheitlichkeit geprägt, doch dies war von Stadt und Denkmalpflege ausdrücklich erwünscht, wird Projektleiter Conrad Lohmann aus dem Büro Peter Zirkel im „Deutschen Architektenblatt“ zitiert. Gleichzeitig ist an der ehemaligen Stirnseite der Halle ein Bürogebäude geplant, in dem sich künftig unter anderem diverse Biotech-Unternehmen ansiedeln sollen.
Grundstein für zweiten Bauabschnitt auf dem Gelände der Messehalle 12 gelegt
Update vom 08. Juni 2023: Auf dem Baufeld der Alten Messehalle 12/Perlickstraße wurde der Grundstein für den zweiten Bauabschnitt gelegt. Der Neu- und Umbau im zweiten Bauabschnitt entsteht im Auftrag der Leipziger Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft mbH & Co. Grundstücks-KG (LEVG) als Bauherrin und Eigentümerin und wird durch die WEP Gruppe koordiniert und gesteuert. Im zweiten Bauabschnitt entsteht ein Büro- und Archivkomplex mit rund 30.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche über vier Etagen.
Der Rohbau um das charakteristisch erhaltene Stahlskelett soll bis 2024 abgeschlossen sein und bietet künftig Platz für Büroflächen und Beratungsräume für das Amt für Jugend und Familie sowie das Amt für Schule. Außerdem werden Depot- und Lagerflächen für das Stadtgeschichtliche Museum und das Grassi Museum für angewandte Kunst gebaut, die zugleich als Erweiterungsflächen für das Stadtarchiv dienen. Die Abbrucharbeiten hierfür haben bereits Mitte 2020 begonnen. Als Generalplaner ist die S&P Planungsgesellschaft tätig, die Ausführung des erweiterten Rohbaus übernimmt die Firma Köster GmbH.
Das jetzt schon sehr erfolgreiche Bio-Cluster auf der Alten Messe soll zudem weiter wachsen. Im dritten Bauabschnitt der Halle 12 wird daher ab dem nächsten Jahr ein Innovationszentrum für Biotechnologie-Unternehmen entstehen, um die hohe Nachfrage nach Gewerbe- und Forschungsflächen in der BIOCITY und dem BioCube für Startups und Gründer weiter abzudecken.
14,7 Millionen Förderung für neues Innovationszentrum im „BioCity Campus Leipzig“
Sachsen gehört heute im Bereich der Biotechnologie zu den dynamischsten Regionen in Deutschland. Vor 20 Jahren wurde der Gebäudekomplex BIO CITY LEIPZIG, ein innenstadtnahes Technologiezentrum und Inkubator, eröffnet. Daraus hat sich im Umfeld des Deutschen Platzes und der Zwickauer Straße ein ganzes Stadtquartier (BioCity Campus) entwickelt, in dem Forschung, Industrie und Innovationstreiber eng miteinander kooperieren.
Auf insgesamt 20.000 Quadratmetern Fläche forschen und arbeiten in der BIO CITY LEIPZIG Unternehmen gemeinsam mit sechs biotechnologisch ausgerichteten Professuren. Auf dem umliegenden BioCity Campus bereichern außeruniversitäre Einrichtungen (u.a. Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie), weitere universitäre Institutionen (Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv) sowie für Unternehmen errichtete Gebäude (BioCube) das innovative Klima. Es besteht dort eine hohe Nachfrage nach Laborflächen für Aus- und Neugründungen sowie Ansiedlungen insbesondere in den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Biotechnologie und Medizintechnik.
„Leipzig for LifeChangers“ ist die Marke der Stadt Leipzig für ihre Biotech- und Life-Science-Branche.
Update vom 12. Juli 2023: Die Stadt Leipzig erhält vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) rund 14,7 Millionen Euro Förderung für den Bau des neuen Innovationszentrums in der ehemaligen Messehalle 12. Wirtschaftsminister Martin Dulig hat den Fördermittelbescheid heute unter anderem an Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung überreicht. Der Zuschuss aus GRW-Mitteln (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) wird für den Wiederaufbau des südlichen, dritten Teils der vormaligen Ausstellungshalle verwendet. Dabei soll sowohl das historische Gesamtbauwerk in wesentlichen Teilen als auch die Kubatur erhalten werden.
Auf dem dritten Bauabschnitt der ehemaligen Halle 12 entsteht bis 2026 ein neues BioTech Innovationszentrum mit 10.000 Quadratmetern Nutzfläche für Miet-, Büro- und Laborflächen sowie Co-Working- und Konferenzräume. Ebenso wird es einen Gründertreff als Anlauf- und Begegnungsstelle für eingemietete Unternehmen und umliegende Forschungseinrichtungen geben. Die Leipziger Gewerbehof GmbH & Co. KG (LGH), ein Tochterunternehmen der Stadt Leipzig, investiert in das Innovationszentrum insgesamt mehr als 62 Millionen Euro.
Wirtschaftsminister Martin Dulig: „Leipzig ist als aufstrebender Biotechnologie- und Life-Science-Standort für Wissenschaft, Forschung und Unternehmen attraktiv. Hier hat sich ein innovatives Cluster mit enormer Strahlkraft etabliert. Daher ist die Förderung des Innovationszentrums auf dem Gelände der Alten Messe industrie- und technologiepolitisch sehr bedeutsam. [...] Das Zentrum ist ein weiterer wichtiger Baustein für Leipzig auf dem Weg zum führenden Forschungs- und Entwicklungsstandort Europas im Bereich der Lebenswissenschaften und Biotechnologie.“ LGH-Geschäftsführer Kai Thalmann ergänzt: „Der seit Jahren anhaltend hohen, nicht bedienbaren Nachfrage nach Labor- und Büroflächen kann zukünftig direkt neben BIO CITY und BioCube ein attraktives Angebot gegenübergestellt werden.“ Derweil freut sich Burkhard Jung über die Transformation der alten Halle 12, bilde diese doch einen „wichtigen Baustein bei der Wandlung der Alten Messe zu einem lebendigen Quartier im Herzen unserer Stadt.“
Das Bürohaus „P3 Office“
Neben dem bestehenden und bereits komplett vermieteten Bürohaus P2 plant die Porta AG den Bau eines weiteren Bürogebäudes auf dem Gelände des Parkplatzes ihres Handelsmarktes. Das unter dem Namen „P3 Office“ laufende Projekt soll noch in diesem Jahr in die Bauphase übergehen und rund 10.000 Quadratmeter neue Bürofläche auf fünf Geschossen bieten. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant.
Der OFB Forschungscampus für c-Lecta
Die alte Messegaststätte, in der zuletzt der Fahrradhändler „Lucky Bike“ ansässig war, sowie das angrenzende Grundstück, welches lange Zeit als Veranstaltungsort für ein Autokino diente, werden in den kommenden Jahren vom Frankfurter Projektentwickler OFB zu einem Biotechnologie-Forschungscampus weiterentwickelt. Der Baubeginn für das zweigliedrige Projekt mit rund 27.000 Quadratmetern Brutto-Grundfläche soll noch im zweiten Quartal 2022 vollzogen werden und durch hohe Decken sowie moderne Konstruktionsraster viel Flexibilität für die künftigen Mieter bereithalten. Einer dieser Mieter ist das Leipziger Biotechunternehmen c-Lecta, welches sich mit rund 10.425 Quadratmetern fast die Hälfte der nutzbaren Fläche gesichert hat und bereits auf der Alten Messe ansässig ist. Der Umzug in den Neubau an der Prager Straße ist zur Fertigstellung des Projektes im vierten Quartal 2024 vorgesehen.
Mehr Informationen zum OFB Forschungscampus
Gebäude für die Ausstellung von Yadegar Asisis Werk „1813“
Nachdem eine Ausstellung von Yadegar Asisis Panoramawerkes „1813“ auf dem Stadtbalkon der Messebrücke nach langem Hin und Her aus Denkmalschutzgründen nicht genehmigt wurde, hat die Stadt nun auf Drängen des Stadtrates das freistehende Baufeld 6b neben Halle 13 als alternativen Standort vorgeschlagen. Zuvor muss jedoch ausgelotet werden, wie lange der Rundgang aufgestellt werden kann – vorgesehen ist ein Ausstellungszeitraum von zehn Jahren – und welche Institution rechtlich gesehen für den Betrieb des Kunstprojektes in Frage kommt. Um diese Fragen zu klären, soll zeitnah eine Machbarkeitsstudie zur Umsetzung des Stadtratsbeschlusses von 2018 durchgeführt werden. Der Stadtrat, welcher sich weiterhin für die Umsetzung des Projektes stark macht, verweist diesbezüglich auf ein vergleichbares Projekt des Künstlers, das zum Gedenken an die Reformation in Wittenberg ausgestellt wurde.
Der HORNBACH Markt: Ein neuer Baumarkt für Leipzig
Seitdem im Herbst 2021 die Baugenehmigung für das etwa 5,5 Hektar große Areal erteilt wurde, hat sich auf dem Gelände um Halle 17 einiges getan. Die HORNBACH Baumarkt AG errichtet hier mit einem Investitionsvolumen von etwa 40 bis 50 Millionen Euro den künftig größten Baumarkt der Stadt. Mehr als 14.000 Quadratmeter gewichtete Verkaufsfläche soll das Heimwerkerparadies für die Kundschaft bereithalten, wovon rund 2.000 Quadratmeter auf das Baustoffcenter samt Drive-In sowie weitere 5.000 Quadratmeter auf den benachbarten Gartenbereich entfallen.
Die Ausgestaltung dieser Bereiche wurde kürzlich begonnen, nachdem zunächst die beiden Seitenflügel der in den 1920er Jahren notdürftig zusammengesetzten Messehalle abgerissen wurden. Das Säulenportal mit seinen 13 Meter hohen Pfeilern soll hingegen in den Neubau integriert werden und ist bereits komplett in die Fassadensanierung eingerüstet, wie Klaus Piontek, Geschäftsführer der ausführenden Baufirma Piontek aus Chemnitz, gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“ kommentiert. Der künftige Betreiber rechnet mit einer Fertigstellung der Baumaßnahmen noch in diesem Jahr. Die Eröffnung des Marktes wird planmäßig im Februar 2023 angestrebt.