Der Alte Posthof ist eine der größten Baustellen Erfurts. Hier sollen 465 dringend benötigte Mietwohnungen entstehen. Auf der Baustelle herrscht längst emsiges Treiben. Da sorgt ein Zeitungsartikel für viel Verwirrung...
Es ist nicht ganz „JWD“ (Janz weit draußen), aber vom Alten Nordhäuser Bahnhof, wo der Alte Posthof liegt, kann man „JWD“ ganz gut sehen. Hier war früher die Stadt Erfurt zu Ende: Bahngleise, Gewerbeflächen, Brache. Nun werden 465 Wohnungen gebaut, ein Areal mit Quartierscharakter. Die Planungen für das 125-Millionen-Projekt laufen seit 2015. Es ist bereits jetzt soweit, dass das erste der geplanten 36 Mehrfamilienhäuser Ende Oktober bedacht wird und Fenster bekommt. In den Tiefgaragen sind genügend Stellplätze für die Mieter geplant und auch Platz, um die Fahrräder sicher unterzustellen. Dem Gelände wieder Leben einzuhauchen: der Traum von Stadt und Investor.
Das Großbauprojekt am Alten Posthof hängt in der Luft! Wie bitte?
Es erscheinen natürlich Zeitungsartikel über das Mega-Projekt, auch Anfang Oktober dieses Jahres. Die Thüringer Allgemeine berichtet, dass das gesamte Projekt „etwas in der Luft hängt“. Die Zeitung begründet dies damit, dass noch kein rechtskräftiger Bebauungsplan vom Stadtrat beschlossen sei und es sich formal noch immer um ein Gewerbegebiet handele. Von verunsicherten Investoren ist die Rede und von abgesprungenen Baufirmen. Der Tenor des Artikels: Der fehlende Bebauungsplan gefährde das Millionen-Vorhaben am Alten Posthof. Der Bauherr, die Leipziger ImmVest Wolf GmbH, habe lediglich eine Baugenehmigung.
Die Stadt Erfurt spricht von „Fake-News“
Die Stadt zeigt sich verärgert über den Artikel, da niemand bei ihr nachgefragt habe. IMMOBILIEN AKTUELL gegenüber nennt ihn Stadtsprecher Daniel Baumbach „Fake-News, die verschiedene Ängste und Verunsicherungen ausgelöst haben“.
Nach Ansicht der Erfurter Stadtverwaltung ist das Projekt in trockenen Tüchern und rechtlich abgesichert. „Tatsache ist, dass es für das Bauvorhaben seit Mai eine vollumfängliche Baugenehmigung gibt. Es entsteht gemäß Baugesetzbuch komplett legal, da seit Frühjahr die Planreife festgestellt worden war. Eine Abhängigkeit zu dem formal noch ausstehenden Satzungsbeschluss besteht nicht. Selbst eine nicht ansatzweise zu erwartende, mehrheitliche Ablehnung des Satzungsbeschlusses durch den Stadtrat könnte das Vorhaben nicht in irgendeiner Weise gefährden“, sagt Stadtsprecher Daniel Baumbach zu IMMOBILIEN AKTUELL.
B-Plan oder Plan B? Der Bauherr baut munter weiter am Alten Posthof
Der Bauherr möchte lieber in Ruhe arbeiten als das Ungemach kommentieren und kommt den Stadtwünschen entgegen. Er plant Kinderspielplätze, Baumgruppen als Mittelpunkt des neuen Quartiers, hat bereits die ansässige Großwäscherei auf eigene Kosten schallgedämmt und will den Ausbau der angrenzenden Geschwister-Scholl-Straße übernehmen.
Klingt doch alles sehr harmonisch. Eigentlich – so der Plan – sollen die ersten Häuser für die Mieter im Herbst 2021 bezugsfertig sein. Auch ohne B-Plan derzeit braucht der Bauherr wohl keinen Plan B.