AquaDom in Berlin - Abschlussbericht zum Platzen des größten Zylinderaquariums der Welt ist da

AquaDom in Berlin - Abschlussbericht zum Platzen des größten Zylinderaquariums der Welt ist da

AquaDom in Berlin - Abschlussbericht zum Platzen des größten Zylinderaquariums der Welt ist da
Der Aquadom inmitten des Stadtquartiers DomAquarée vor seiner Sanierung. Bildquelle: Simon Blüthenkranz auf Pixabay

Das Zylinderaquarium "AquaDom" ist nicht nur eine bekannte Sehenswürdigkeit der Hauptstadt, sondern auch der Ausgang des Sea Life Berlins. Nach 15 Jahren Dauerbetrieb wurde es erstmals saniert. Wenig später zerplatzte das Aquarium und wird nicht wieder aufgebaut.

Agentur
Das AquaDom-Aquarium in Berlin. Bildquelle: Union Investment
Das AquaDom-Aquarium in Berlin. Bildquelle: Union Investment

Nach über 15 Jahren im Betrieb wird das Zylinderaquarium "AquaDom" im DomAquarée in Berlin-Mitte generalüberholt und modernisiert. Gemäß Plan starten die Modernisierungsmaßnahmen im Oktober 2019.

1500 tropische Fische müssen umziehen

Innerhalb der Bauzeit wird die Abdichtung des Sockels erneuert und eine zusätzliche Dichtungsebene eingefügt. Zudem werden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen an der gläsernen Aufzugsanlage durchgeführt. Der Fahrstuhl ist im inneren Hohlraum des Zylinderaquariums installiert und ermöglicht den Besuchern eine Fahrt durch die Unterwasserwelt des "AquaDoms".

Die Modernisierungsarbeiten machen es notwendig, dass das Wasser im "AquaDom" komplett abgelassen wird. Daher ziehen die Fische des Großaquariums vorübergehend in Aquarien im Untergeschoss des DomAquarée, die von der Berliner Gesellschaft für Großaquarien (BGG) betrieben werden. Im Untergeschoss befindet sich auch im laufenden Betrieb des "AquaDom" eine Aufzucht- und Pflegestation für die Fische. Diese wurde für die Zeit der Modernisierung mit zusätzlichen Aquarien erweitert. Der gesamte Prozess wird von erfahrenen Biologen und Aquaristen begleitet. Die Wiedereröffnung ist für das zweite Quartal 2020 vorgesehen.

Das Aquarium "AquaDom" ist das größte, freistehende zylindrische Aquarium der Welt und beherbergt knapp 1.500 tropische Fische. Es besteht aus einem 16 Meter hohen und 11,5 Meter breiten Acrylglasbehälter, der eine Million Liter Wasser fasst. Die gesamte Konstruktion ist 25 Meter hoch.

Das Berliner Quartier DomAquarée beherbergt den "AquaDom"

Das am 11. Mai 2004 eröffnete Quartier DomAquarée liegt an einer der zentralsten Adressen in Berlins Mitte: Gegenüber dem Berliner Dom, unweit der Museumsinsel, nahe Alexanderplatz.

Das nach den Plänen des Architekten nps tchoban voss GbR erbaute Ensemble gehört zum Portfolio eines Offenen Immobilienfonds von Union Investment und verfügt über eine Gesamtfläche von 71.428 Quadratmetern. Neben Hotel- (Radisson Blu Hotel DomAquarée), Büro- und Wohnflächen bietet das Quartier eine reichhaltige Auswahl an Shops, Gastronomie und touristischen Erlebnis-Angeboten (genannt seien das Sea Life Berlin und das DDR Museum Berlin).

Das Quartier auf einen Blick

Das Aquarium in seiner ganzen Pracht

AnkerAquaDom geplatzt: Kein Wiederaufbau geplant

Update vom 08. Mai 2023: Das am 16. Dezember 2022 geplatzte Aquarium "AquaDom", das etwa 1.500 Fische beherbergte, wird nicht wieder aufgebaut. Laut der Eigentümer des Radisson Collection Hotels, welches das Aquarium umschloss und selbst erst zum Fünfsterne-Hotel aufgewertet worden war, sei ein Wiederaufbau zu aufwändig. Des Weiteren wurde erklärt, dass beim Platzen des Aquariums unter anderem die Aufzüge stark beschädigt worden seien und noch nicht wieder funktionieren würden. Entsprechend werde das Hotel voraussichtlich erst 2024 wieder eröffnen.

Aquarium ohne Fremdeinwirkung geplatzt

Update vom 25. August 2023: Union Investment hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Gründe für das Platzen des Aquadomes zu untersuchen. Dabei sei herausgekommen, dass das Aquarium nicht aufgrund von Fremdeinwirkung geplatzt sei. Das Ergebnis mit der tatsächlichen Ursache werde im Oktober bekannt gegeben und dann auch der Staatsanwaltschaft, die wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt, übergeben.

Abschlussbericht: Ursache für AquaDom-Unglück in Berlin nicht eindeutig belegbar

Update vom 11. Oktober 2023: Das Bersten des AquaDoms am 16. Dezember 2022 in Berlin ist ein Versicherungsfall. Wie sich aus dem heute vorgestellten Gutachten des Kunststoffexperten Dr. Christian Bonten ergibt,  war das Unglück nach seiner Überzeugung ein plötzliches und unerwartetes Ereignis. Die infolge der Havarie entstandenen Beschädigungen am Gebäude, der schadensbedingte Rückbau und die Wiederherstellung sowie auch die gerechtfertigten Mietminderungen der Mietflächen sind im Rahmen einer Sachversicherungspolice von einem Konsortium versichert. Die Regulierung der Schäden hat bereits begonnen.

Als Schadensursache kommen nach der Einschätzung des Kunststoffexperten Bonten drei Möglichkeiten ernsthaft in Betracht. Die Ursachen können sowohl in der Herstellungsphase beim Kleben der einzelnen Acrylglaselemente als auch in der Sanierungsphase im Jahr 2019, etwa in einem Trocknungsprozess der Acrylelemente oder einer möglichen Kerbwirkung auf den Zylinder in dessen Sockelbereich, liegen. „Aus den vorhandenen Dokumentationen und den vielen aufwändigen forensischen Untersuchungen lassen sich jedoch keine eindeutigen Belege für eine der möglichen Schadensursachen ableiten“, sagte Prof. Bonten bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. „Wir haben während und nach der Zusammensetzung der vielen Scherben in alle Richtungen ermittelt, mehrere Schadenshypothesen aufgestellt und sind diesen mit teils aufwendigen Analyse- und Prüfmethoden nachgegangen. Die Mehrzahl der Schadenshypothesen wurden aufgrund geringer Wahrscheinlichkeit nicht weiterverfolgt.“

Auf Paletten gelagerte Bruchstücke in einer Lagerhalle bei Bad Belzig. Aquadom Aquarium
Auf Paletten gelagerte Bruchstücke in einer Lagerhalle bei Bad Belzig. Copyright: Union Investment

Bruchstücke wogen insgesamt 90 Tonnen

„Was wir aus Befragungen und den Untersuchungen schließen: Die Havarie hat sich nach unserer Überzeugung nicht angekündigt – das Ereignis trat plötzlich und unerwartet ein. Das vom Zylinderaquarium ausgehende Risiko für das Gebäude oder die sich darin aufhaltenden Menschen war weder von außen noch von innen erkennbar – trotz fast täglicher Reinigung durch Taucher und regelmäßiger Sichtprüfungen durch die spezialisierte Betreibergesellschaft. Das Schadensereignis hat sich nicht durch augenscheinliche Merkmale angekündigt. Als unwahrscheinlich bewerten wir sowohl eine Beschädigung des Außenzylinders durch Sabotage oder falsche Reinigungsmittel als auch durch seismische Schwingungen oder durch kalte Winterluft im Atrium. Auch das gegossene Acrylglas selber zeigte keine Schwächen. 

Für die drei weiterverfolgten Hypothesen gibt es weit höhere Wahrscheinlichkeiten“, so Prof. Christian Bonten. „Wir konnten aber nicht feststellen, wo der schadensursächliche erste Bruch oder Riss im Zylinder stattfand. Es ist möglich, dass die Austrocknung des Acrylglases während der Sanierung mit einer der beiden anderen möglichen Schadensursachen zusammengewirkt hat. Ob aber ein Klebenahtversagen oder eine spannungsübererhöhende Kerbwirkung im Sockelbereich ursächlich für den Schaden waren, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Einen entscheidenden Hinweis auf die Schadensursache müssen wir nicht zuletzt aufgrund der vielen Sekundärschäden durch den tiefen Fall und Aufprall der Acrylglas-Segmente aus mindestens acht Metern Höhe schuldig bleiben.“

In die Untersuchungen vor Ort im DomAquarée, in der Lagerhalle in der Nähe von Bad Belzig (Brandenburg) sowie im akkreditierten Prüflabor des Instituts für Kunststofftechnik in Stuttgart flossen insgesamt 1.100 Ingenieurstunden. Zur Überprüfung der aufgestellten Schadenshypothesen wurden auffällige Bruchstücke der Acrylglaskonstruktion im IKT-Prüflabor zum Beispiel mikroskopisch untersucht sowie Zugversuchen unterzogen. Das Fraunhofer IAP in Potsdam wurde mit der chemischen Analyse der Molekülkettenlängen der verschiedenen Acrylglas-Segmente und Klebnähte beauftragt. 

Die mit Sattelschleppern in eine Lagerhalle nach Brandenburg verbrachten Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von rund knapp 90 Tonnen wurden exakt gemessen, auf die Orte der Klebenähte hin untersucht und entsprechend markiert. Zudem wurden die rund 700 Trümmerteile des Zylinders – ähnlich bei einer Flugzeugabsturz-Rekonstruktion –  unter anderem mit Hilfe von Gabelstaplern auf dem Hallenboden zu einem Gesamtbild zusammenzulegt. Die Acrylbruchstücke bleiben bis auf Weiteres in der Halle gelagert.

Wiederaufbau im Hotelatrium nach abgeschlossenen Abrissarbeiten läuft an

Von den 17 betroffenen Einzelhandels- und Gastroflächen können zur Zeit acht wieder betrieben werden. Auch das DDR-Museum und das SEA LIFE sind seit April beziehungsweise Mai wieder für ihre Besucher geöffnet. Für das im Lobbybereich schwer betroffene Fünf-Sterne-Hotel wird eine Wiedereröffnung ebenfalls mit größter Anstrengung vorangetrieben. Die Abrissarbeiten in der Lobby sind soweit abgeschlossen, die Maßnahmen zum Wiederaufbau sind im August angelaufen. In enger Abstimmung mit dem Hotelbetreiber erarbeitet Union Investment derzeit ein Konzept für die Neugestaltung des Mittelpunktes der Hotellobby. „Wir bereiten jetzt die Einreichung des Bauantrags mit den detaillierten Planungen vor und hoffen, die Genehmigungen der Baubehörde kurzfristig zu erhalten, um die Neugestaltung zügig starten zu können“, so Fabian Hellbusch.

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