Bei der Zukunftstagung der Wohnungswirtschaft Mitteldeutschlands gehört Schiedsrichter Robert Schulze die Bühne für seine Keynote, in der er Parallelen zwischen dem Handball und der Immobilienbranche aufzeigt.
„Das Wichtigste ist die mentale Verfassung bei jedem Spiel, die Lust auf Herausforderungen und Entscheidungen.“: Robert Schulze gehört zu den besten Handball-Schiedsrichtern, stand bei Olympischen Spielen, bei Europa- und Weltmeisterschaften auf der Platte. Bei der Mitteldeutschen Zukunftstagung in Leipzig – einer Veranstaltung von VSWG, vdw Sachsen-Anhalt, vtw Thüringen, vdw Sachsen und dem vdwg Sachsen-Anhalt – war er für das Thema „Spaß an Entscheidungen und Umgang mit Stress“ verantwortlich. Im Sport wie auch in der Wohnungswirtschaft gilt: Für die Zukunft braucht es Lösungen. Während in den Unternehmen länger darüber nachgedacht werden kann, kommt es beim Spiel auf Sekunden an. „Ich muss vor jedem Spiel den Bock entwickeln Entscheidungen zu treffen“, sagt Robert Schulze dazu.
Das gelte auch dann, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen. Ein Beispiel: Gemeinsam mit seinem Partner Tobias Tönnies leitete er das Halbfinalspiel zwischen Kroatien und Frankreich bei der Handball-Weltmeisterschaft 2025, in Zagreb. „Unser Selbstbewusstsein war groß, wir hatten einen Rucksack mit Erfahrungen. Gemeinsam mit der französischen Mannschaft sind wir zeitglich in die Halle, damit hatten wir das Publikum komplett gegen uns.“ Der Fokus auf den Spaß sei in solchen Momenten entscheidend. Kroatien gewann das Spiel mit 31:28, zog damit in das Finale ein und das Schiedsrichterteam war um eine Erfahrung reicher.
„Wie in der Wohnungswirtschaft geht es beim Handball um ein Produkt, das nur funktioniert, wenn alle miteinander arbeiten. Wir sind Kooperationspartner, müssen Stressmanagement beherrschen. Bei uns ist das ein Gamemanagement, zu dem Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter, das Publikum gehören.“ Nächster kritischer Punkt für Robert Schulze: die Perfektionsfalle. Ein Traum heiße ja nicht, dass man zu dessen Erfüllung alles in der Hand hat. „Wichtig ist, dass du alles gibst.“ Und er fordert Realismus. Nämlich dann, wenn es darum geht, was man bereit ist für den Traum zu geben. Alles oder dann doch nur einen Bruchteil an Energie? Robert Schulze empfielt Teilziele, um „den Erfolg zu spüren oder die Tatsache, dass es noch nicht reicht“.
Robert Schulze spricht über die eigene Erwartungshaltung und über die anderer. Entscheidungen bedeuten immer Angst vor sozialer Ablehnung zu haben. Die Frage, was andere über mich in diesem oder jenem Fall denken, kenne irgendwie jeder. Und über die Kernfrage, was uns am Ende unter Stress setzt. „Als Top-Entscheider gehört es dazu Verantwortung zu übernehmen, immer und mit 100 Prozent.“ Wieder ein Beispiel des Referees: „Es gibt nichts Schlimmeres als einen Schiedsrichter in Parallelität zu einem Überraschungsei. Ein bisschen schütteln, schauen, irgendeine Figur kommt dann raus.“ Das sei nicht das Ziel, sondern das heiße Authentizität.
Robert Schulze und sein Partner treffen Entscheidungen in Sekunden, manchmal mit technischen Hilfsmitteln. Er wirft dazu Sätze an die Wand wie ‚Über Entscheidungen wird so lange diskutiert, bis sie getroffen wurden‘ oder „Nicht eintscheiden ist auch eine Entscheidung‘. Er fordert eine Streitkultur, Respekt. Der Endgegner vom Stress sei Spaß. Klingt einfach, ist es nur oft nicht. „Eine Entscheidung zu treffen ist immer ein Schauspiel, auch wenn ich nicht sicher bin, kommt es darauf an sicher nach außen zu sein. Und: Robert Schulze schwört darauf sich Feedbackgeber an die Seite zu holen. Menschen, die auf einem Niveau mit einem selbst sind, gern auch in anderen Fachgebieten. „Das macht stark und hilft Spaß an Entscheidungen zu haben.“
Seit 2007 leiten Robert Schulze und sein Partner Tobias Tönnies gemeinsam Spiele in der Handball-Bundesliga und haben dort bereits über 600 Partien gepfiffen. Ab 2012 kamen Einsätze in der EHF Champions League hinzu, in der sie inzwischen auf mehr als 150 Spiele zurückblicken. Ihre internationale Laufbahn begann 2013 bei der Jugendweltmeisterschaft, ein Jahr später folgte die Premiere bei einer Frauen-Europameisterschaft. 2016 erhielten Robert Schulze und Tobias Tönnies erstmals eine Einladung des Weltverbandes zur Panamerikameisterschaft der Männer in Südamerika. Bei den Olympischen Sommerspielen 2021 leiteten sie sechs Partien. Zu den Höhepunkten zählen außerdem das EM-Finale 2022 zwischen Schweden und Spanien sowie das Halbfinale der Weltmeisterschaft 2023 zwischen Spanien und Dänemark. In Deutschland wurden Robert Schulze und Tobias Tönnies bereits fünfmal als Schiedsrichter der Saison ausgezeichnet.