Berlin: Neues Baukollegium nimmt Arbeit auf

Berlin: Neues Baukollegium nimmt Arbeit auf

Berlin: Neues Baukollegium nimmt Arbeit auf
Das neue Baukollegium hat seine Arbeit aufgenommen. Quelle: Martin Pallgen/SenSBW

Seit dem Weggang von Regula Lüscher wird das beratende Gremium von der Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt geführt. Jetzt wurden sechs neue Mitglieder berufen und auf ihrer ersten Sitzung in neuer Zusammensetzung die Fassade des ehemaligen GSW-Hochhauses und ein Neubau am Adenauerplatz diskutiert.

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Das Berliner Baukollegium ist nicht gewählt, hat aber dennoch beträchtlichen Einfluss darauf, was in der Hauptstadt wie gebaut wird. Die Mitglieder nehmen Pläne von Bauherren und Architekten unter die Lupe: Oft müssen die Entwürfe danach überarbeitet werden, auch mehrfach. Dieses Baukulturwächtergremium wurde 2008 von der ehemaligen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gegründet, um Bausünden zu verhindern. Sie formulierte auch ganz klar, dass Wirtschaftlichkeit eines Bauvorhabens bei ihr keine Priorität genieße. Seit deren überraschendem Weggang im vergangenen Jahr hat ihre Nachfolgerin Petra Kahlfeldt die Leitung des Baukollegiums übernommen. Sie hat das Gremium neu besetzt und die sechs neuen Expertinnen und Experten jetzt vorgestellt.

Die Mitglieder des neuen Baukollegiums

Bei der Schweizerin Regula Lüscher waren gleich mehrere Eidgenossen als Mitglieder im Gremium vertreten, was von so manchem kritisch kommentiert worden war. Regula Lüscher konterte, die Schweizer Architektur sei nicht die schlechteste auf der Welt. Im neuen Gremium ist mit dem  Architekten Roger Boltshauser (obiges Foto links) von der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zürich ein Schweizer vertreten. Petra Kahlfeldt (Mitte) betonte, wegen der externen Perspektive. Die weiteren Mitglieder sind: Anne Femmer (2.v.l.), Professorin für Architektur und Wohnungsbau, Architektin Birgit Rapp (3.v.l.),  Landschaftsarchitektin Maren Brakebusch (5.v.l.), Jasper Cepl (6.v.l.), Professor für Baugeschichte und Architekturtheorie und Jörg Springer (rechts außen), Professor für Architektur und Gebäudelehre.

Kurz nach der öffentlichen Vorstellung der neuen Mitglieder nahmen sie mit der 93. Sitzung des Baukollegiums die Arbeit auf. Dabei ging es um ein Neubauvorhaben am Adenauerplatz und die Sanierung der Fassade am früheren GSW-Hochhaus an der Rudi-Dutschke-Straße.

Thema 1: Das ehemalige GSW-Hochhaus aka Rocket Tower

Die Diskussion um das Hochhaus schlägt in Berlin Wellen. Es wurde 1999 nach Entwürfen des Büros Sauerbruch Hutton errichtet. Bereits damals war es als Niedrigenergiehaus geplant. Der Architekt Matthias Sauerbruch nannte es auf der Sitzung ein „Pioniergebäude.“ Das Gebäude ist berühmt für seine Fassade aus farbigen Metallpaneelen, die als Sonnenschutz dienen und einzeln bewegt werden können. Ein kühlender Effekt soll im Sommer zudem durch einen Luftstrom zwischen den Fenstern und der vorgesetzten Fassade erzeugt werden.

Seit 2017 heißt das Objekt Rocket Tower und gehört inzwischen der Amundi. Weil nach 23 Jahren Betriebsdauer rund 40 Prozent der Beschattungsanlage defekt sind, sich die Nutzer über klappernde Paneele und zu große Hitze im Gebäude beklagen, will die Eigentümerin die Fassade sanieren lassen. Dazu wurden Angebote eingeholt. Zum einen für eine Wiederherstellung der alten Fassade und eine Variante mit Rollos, in einer anderen Farbigkeit. Letztere Variante wäre preisgünstiger, doch dagegen regt sich Protest. Namhafte Architekten initiierten eine Unterschriftensammlung. Sie fordern den Erhalt in seiner ursprünglichen Form. Für die Sanierung der Fassade ist jedoch keine Baugenehmigung notwendig, allerdings gilt das Urheberrecht. Das Baukollegium kann insofern als Vermittler dienen, um eine juristische Auseinandersetzung zu verhindern.

Die Sanierung verantwortet im Auftrag der Eigentümerin die Sienna Real Estate aus Hamburg. Deren Geschäftsführer Timo Wolf betonte: „Wir wollen das Stadtbild nicht verändern.“ Doch das Problem sind nicht nur die klappernden Lamellen, sondern auch ein 33 Prozent höherer Energieverbrauch als berechnet. Die Mieter betreiben einzelne Kühlgeräte vor den Fenstern. Man müsse deshalb das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behalten. Matthias Sauerbruch wies mehrfach darauf hin, dass die Kühlanlage auf dem Dach ausgebaut worden sei und der Luftstrom so nicht funktionieren könne, weil bereits zu GSW-Zeiten die Zirkulation baulich verhindert worden sei. Timo Wolf versprach, unabhängige Gutachter mit dem Prüfen der Varianten zu beauftragen. Das wurde von den Mitgliedern des Gremiums goutiert als guter nächster Schritt.

Thema 2: Wohn- und Geschäftshaus am Adenauerplatz

Das zweite Thema war das geplante Wohn- und Geschäftshaus am Adenauerplatz, ein Vorhaben der WIWELA Projekt GmbH. Bereits zum zweiten Mal stellte der beauftragte Architekt Eike Becker dem Baukollegium das Projekt vor. Er hat inzwischen mehrere Varianten mit trapezförmiger und rechteckiger Kubatur für das nahezu dreieckige Grundstück mit Spitze zum Kurfürstendamm entworfen und präsentierte sie dem Gremium in Illustrationen und im Modell.

Vorgesehen ist ein Komplex aus einem Sockel mit sieben Geschossen zu den beiden Straßen und einem rund 43 Meter hohem Bürohochpunkt an der Platzkante. Der Platz soll verkehrsberuhigt werden und an Aufenthaltsqualität gewinnen. Aber auch dieses Mal gab es kein eindeutiges Ja. In der Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit waren die Mitglieder des Gremiums zu dem Schluss gekommen, dass ihnen die Kubatur immer noch zu wuchtig sei und sie sich eine leichtere Version wünschen. An dem Projekt wird jetzt auf Bezirksebene weitergearbeitet.

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