Berlins möglicherweise zukunftsweisendstes Quartier wird es offenbar in allzu naher Zukunft noch nicht geben. Schuld ist die Infrastruktur.
Es ist eines der ambitioniertesten Bauprojekte der Hauptstadt: das Neue Gartenfeld. Auf 370.000 Quadratmetern Fläche sollen hier irgendwann unter anderem 3.700 Wohnungen für bis zu 7.000 Menschen entstehen. Gleichsam werden die denkmalgeschützten Industriehallen partiell in das Quartier integriert. So ist etwa für die sogenannte Belgien-Halle unter anderem eine Nutzung als Markthalle sowie für gewerbliche, kulturelle und soziale Zwecke vorgesehen. Auch ein Schulcampus für rund 1.300 Schüler soll entstehen. Das alles obendrein vernetzt und vereint als Smart City. Was wunderbar klingt und auf den Visualisierungen der verschiedenen Projektbeteiligten auch toll aussieht, rückt nur leider zeitlich in immer weitere Ferne. Der Grund: Es lahmt am Verkehr.
Probleme in der Infrastruktur bremsen Quartiersentwicklung "das Neue Gartenfeld"
Die Infrastruktur ist das große Problem, das sowohl die Entwicklungen in der Siemensstadt mit der Insel Gartenfeld als auch in der Wasserstadt Spandau erheblich beeinträchtigt. Sowohl das Straßen- als auch das Schienennetz sind für die eingeplanten mehreren Tausend Bewohner der neuen Quartiere schlicht nicht ausreichend. Die derzeit noch einzige Straße nach Gartenfeld soll daher künftig durch eine neue Hauptverkehrsstraße entlastet werden. Wenke Christoph, Staatssekretärin für Wohnen, erklärt hierzu im Ausschuss für Stadtentwicklung: „Es wird ein Korridor von mindestens 29 Metern als Verkehrsfläche beziehungsweise nicht überbaubare Fläche im Bereich dieser geplanten Hauptverkehrsstraße festgesetzt, um langfristig die gemeinsame Führung von Tram, mobilisiertem Individualverkehr und Radschnellweg zu ermöglichen.“
Tram oder S-Bahn?
Die für den Straßenbau benötigten Unterlagen werden voraussichtlich Mitte des Jahres vorliegen. Auf Grundlage der erwähnten Festsetzung könne auch der Bebauungsplan für den Bezirk Spandau weiterbearbeitet und 2022 festgesetzt werden. Nach einer erneuten Beteiligung öffentlicher Träger und der Auslegung der Pläne sollte im selben Jahr noch der Baubeginn erfolgen können. Ob allerdings so schnell Klarheit über die Erschließung des Quartiers bestehen wird, erscheint derzeit noch nicht wirklich absehbar. Bislang ist etwa noch gar nicht geklärt, ob es überhaupt eine Tram geben wird. Eine Alternative in Form einer Reaktivierung und Verlängerung der Siemensbahn über Gartenfeld hinaus wird momentan ebenfalls noch geprüft. Die S-Bahn würde allerdings eine unterirdische Wegeführung benötigen.
Eine verbindliche Entscheidung zwischen Tram und S-Bahn steht noch aus. Der Leiterin der Wohnungsbauleitstelle Grit Schade zufolge müsse für Planung und Realisierung mit sechs bis acht Jahren gerechnet werden. Vor Ende der 2020er-Jahre dürfte das Quartier daher noch keine Realität werden.
Das Neue Gartenfeld als Vorzeigestadt von morgen
Das Neue Gartenfeld ist als Vorzeigestadt von morgen geplant, in der sowohl die technische als auch die soziale Infrastruktur einer rein digitalen Steuerung unterliegen soll. So sind etwa autonome Kleinbusse für die Anbindung an die umliegenden U-Bahnstationen vorgesehen. Die grüne Energieversorgung der Smart City wird durch ein Zusammenspiel aus Nahwärme, Wärmepumpentechnologie, einem Blockheizkraftwerk und Solarthermie gewährleistet werden. Ein unterirdisches Saugsystem bildet eine überaus saubere Müllabfuhr ohne LKW-Verkehr. Das Großprojekt vereint dabei mehrere der größten Bauträger und Projektentwickler der Stadt. Zu den beteiligten Wohnungsbauunternehmen zählen derzeit die BUWOG (Berlins größter privater Projektentwickler), begeno16, die Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin und die UTB Projektmanagement GmbH.