Berlin Treptow-Köpenick: Warum sich STADT UND LAND dem Willen des Bezirkes widersetzt

Berlin Treptow-Köpenick: Warum sich STADT UND LAND dem Willen des Bezirkes widersetzt

Berlin Treptow-Köpenick: Warum sich STADT UND LAND dem Willen des Bezirkes widersetzt
Copyright: analogicus auf Pixabay.

Das landeseigene Wohnungsunternehmen plant ein Bauprojekt für 95 Wohnungen mit Nachverdichtung eines Innenhofes im Ortsteil Plänterwald. Nach dem Protest von Anwohnern bot der Bezirk ein Ersatzgrundstück an und die Genehmigung von 108 Wohnungen. Doch die Prüfung fiel negativ aus.

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Der Streit von STADT UND LAND mit Bürgern und dem Bezirk Treptow-Köpenick macht Schlagzeilen. In einer Pressemitteilung ließ das Bezirksamt erklären: „Städtische Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND vergibt Chance auf Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum.“ Was ist passiert? Das landeseigene Wohnungsunternehmen will sechs viergeschossige Häuser mit insgesamt 95 Wohnungen auf seinem Grundstück Am Plänterwald/ Neue Krugallee 22/ Orionstraße bauen, einen Teil davon im Innenhof. Die Bürgerinitiative Plänterwald wehrt sich gegen die Nachverdichtung, bei der auch alte Bäume gefällt werden müssen.

Der Bezirk Treptow-Köpenick bot deshalb ein landeseigenes Tauschgrundstück in unmittelbarer Nähe an, auf dem 13 Wohnungen mehr hätten realisiert werden können. In einem Letter of Intent (LOI) wurde im September 2021 vereinbart, einen Tausch zu prüfen. Anja Libramm, Pressesprecherin des Unternehmens, erklärt in einer Stellungnahme: „Die Prüfung ist in den letzten Monaten mit Priorität erfolgt. Nach über sechs Monaten gemeinsamen Bemühens um den Ersatzstandort haben wir die Situation aktuell neu bewertet.“

Hohe Mehrkosten bei Alternativgrundstück

Das Ergebnis ist negativ ausgefallen. „Ein Neubau auf dem Ersatzgrundstück hätte aufgrund der zwischenzeitlich weiter gestiegenen Baukosten Mehrkosten in siebenstelliger Höhe zur Folge.“ Getauscht werden sollte die Fläche auf dem Innenhof mit einer Liegenschaft, die als Wiesenfläche bewirtschaftet wird und als öffentliche Grünanlage gewidmet ist. „Weitere Kosten, beispielsweise auf dem bisher noch nicht auf Bodenqualität und Altlasten untersuchten Grundstück, sind dabei noch nicht berücksichtigt.“

Dass am Ersatzstandort 13 Wohnungen mehr gebaut werden könnten, würden die hohen Mehrkosten nicht rechtfertigen. „Mit diesem Geld können wir Fremdmittel aufnehmen und an anderer Stelle circa 100 Wohnungen errichten.“

Heftige Kritik aus Verwaltung und Stadtrat

Der Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sagte zur Absage des Grundstückstausches nur wenige Stunden nachdem die Baugenehmigung für das Projekt auf den ursprünglich vorgesehenen Areal erteilt worden war: „Ich verstehe zwar die wirtschaftlichen Nöte der STADT UND LAND. Ich bin aber schwer enttäuscht von dem Vorgehen der landeseigenen Wohnungsgesellschaft. Wir hatten gemeinsam die Grundlagen für einen Kompromiss im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner und der Belange eines dringend benötigten mietpreisgebundenen Neubaus gelegt und hätten die grüne Umgebung aufwerten können.“

Noch heftiger reagierte Claudia Leistner (Grüne), Stadträtin für Stadtentwicklung, Straßen und Grünflächen, Umwelt und Naturschutz: „Dass die STADT UND LAND am 03.02.2022 erklärt hat, trotz zahlreicher anderslautender Aussagen, sich nun nicht mehr an den Letter of Intent gebunden zu fühlen, ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit Monaten versuchen einen nachhaltigen Kompromiss zu finden.“

95 Wohnungen in sechs Gebäuden

Für das landeseigene Wohnungsunternehmen ist der Weg jedoch frei für den Bau von fünf Geschosswohnungsbauten in Massivbauweise und einen Anbau an die Bestandsbebauung – jeweils vier Geschosse, teilweise unterkellert – mit erhöhtem Energieeffizienzstandard KfW 55. Sie bieten Raum für 95 Wohnungen mit insgesamt 6.580 Quadratmetern Wohnfläche, darunter zwei Ein-Zimmer-, 30 Zwei-Zimmer-, 27 Drei-Zimmer-, 29 Vier-Zimmer- und sieben Fünf-Zimmer-Wohnungen.

Die Gebäude werden gemäß dem STADT UND LAND TypenhausPLUS-Planungskatalog geplant und errichtet. „Die sechs neuen Wohngebäude fügen sich in die Umgebungsbebauung ein und sind mit Aufzügen ausgestattet.“ Für die zu fällenden 34 Bäume auf dem Grundstück werden im Rahmen der Neubebauung 16 Bäume neu gepflanzt. Zudem werden die Höfe als grüne Gartenhöfe gestaltet.

Auf den Flachdächern sieht die Planung eine extensive Begrünung zur Regenwasserregulierung vor. Anja Libramm von STADT UND LAND betont noch einmal: „Unser Auftrag ist es, baurechtlich mögliche Neubauvorhaben zügig zu realisieren. Das Baugeschehen wird sich im Zeitablauf nach allen rechtlichen Anforderungen wie artenschutzrechtlichen Themen und Schutzperioden richten.“

Kein Einzelfall in der Hauptstadt

Immer wieder gibt es in Berlin Proteste gegen Nachverdichtungsprojekte, darunter bei einem Bauvorhaben der landeseigenen Wohnungsbau Gesellschaft WBM. Sie will auf einem Innenhof in der Pintschstraße in Berlin-Friedrichshain ein Haus mit 29 Wohnungen bauen: 13 Bäume müssten dafür gefällt werden. Die Anwohner demonstrierten mehrfach dagegen.

Auch die STADT UND LAND hat noch einen ähnlich gelagerten Fall in der Bodo-Uhse-Straße in Marzahn-Hellersdorf. „Wir haben auch hier mit dem Bezirksamt über Alternativgrundstücke gesprochen und geprüft. Diese haben sich als Ersatzstandort als ungeeignet für den von uns geplanten Neubau herausgestellt, da das Bauvorhaben dort weder im erforderlichen Maß der baulichen Nutzung noch bezüglich der entstehenden Kosten umsetzbar ist.“ Die Schaffung von dann weniger und teurem Wohnraum hätte sich zudem um viele Monate verzögert. „Insofern bleibt es bei der Absicht, auf beiden Innenhöfen Wohnungen zu errichten.“ Das Unternehmen werde dafür alles Notwendige in die Wege leiten, die verschiedenen Schutzgutachten in Auftrag geben und zu gegebener Zeit die Bauanträge einreichen.

Wer muss eher zurückstecken?

„Es verfestigt sich die Erkenntnis, dass auch an Ersatzstandorten mit vergleichbaren Reaktionen aus der dort betroffenen Nachbarschaft zu rechnen ist“, sagt Anja Libramm. Das berge eine potentielle Auseinandersetzung zwischen den Nachbarschaften über die Frage, wer die Veränderung eher hinzunehmen hat. „Eine solche Diskussion dient unseres Erachtens weder dem dringend erforderlichen Neubau von Wohnraum noch dem gutnachbarschaftlichen Miteinander.“

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