IMMOCOM versammelt die Player der Immobilienbranche für einen Tag im nhow-Hotel. Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz, unterstreicht, dass die Regierung der Hauptstadt „in schwierigen Zeiten der richtige Ansprechpartner“ sei.
Den Berliner Immobilienkongress von IMMOCOM verfolgen mehr als 200 Gäste. Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz, macht klar: „Wir wollen wieder ernsthaft Bauen und brauchen die Immobilienbranche.“ Dies sei für mehrere Dinge ein klares Signal: Die Hauptstadt bleibt weiterhin eine Metropole mit Zuzug und Potenzial, die Regierung ist „in schwierigen Zeiten der richtige Ansprechpartner“. Wie? Mit der Beseitigung von Hemmnissen und Planungssicherheit. „Wir brauchen nicht nur den sozialen Wohnungsbau, sondern auch den frei finanzierten. Wir wollen alle mit Wohnraum ausstatten.“ Die Regierung bemühe sich – „eine größere Aufgabe“ – um Nutzungsänderungen beispielsweise von Büroflächen in Randlagen. Die graue Energie in den Außenbezirken gehöre besser genutzt. „Wir wollen aber auch die Büro- und Gewerbeflächen voranbringen und damit die Arbeitswelt.“
Schneller-Bauen-Gesetz im Fokus
Stephan Machulik thematisiert natürlich das Schneller-Bauen-Gesetz, das als Entwurf auf dem Tisch liegt und Ende des Jahres wahrscheinlich in Kraft treten soll. „Wir haben sehr genau hingeschaut, was eigentlich stört und wollen das auch beseitigen.“ Dazu wenig passend ist ein Antrag der Linken-Fraktion, der eine Prüfung aller Projekte – Wohnen und Gewerbe – fordert und mit einem Mentorenprogramm droht. „Wenn das wirklich so kommt, wäre das unhaltbar. Es zeigt aber auch, dass wir uns im Wahlkampf befinden“, sagt Petra Müller, Director Conceptual Development & Communication bei der DLE Deutsche Landentwicklung AG. Das Unternehmen hat mehr als 40 Projekte in ganz Deutschland, entwickelt beispielsweise in Königs Wusterhausen ein knapp 60 Hektar großes Areal. Priorität haben neben Austausch mit der Kommune und Partizipation auch Mixed Use und ESG-Kriterien. Es mache teilweise fassungslos, was in städtebaulichen Verträgen so alles von den Kommunen eingearbeitet werde. Schulen, Kitas, Kreuzungen, also Infrastruktur, die eigentlich den Kommunen obliegen, sollen die Projektentwickler bezahlen.
"Urbanes Gebiet wäre Lösung"
„Das urbane Gebiet wäre oft die Lösung für eine nachhaltige Entwicklung. Es wird aber viel zu wenig genutzt“, so Petra Müller. Und das Schneller-Bauen-Gesetz? Das sei ein erster richtiger Schritt. Wie sinnvoll es wirklich ist, werde allerdings erst bei der Umsetzung entschieden. „Wenn wir einen Kampf um die Wohnungen sehen, ist die Frage, wie aggressiv das wird.“ Einar Skjerven von der Skjerven Group wird deutlich: Berlin sollte Bauen möglich machen, macht es aber nicht.“ Sie – also Verwaltung und Politik – glauben, „dass man für zehn Euro Miete bauen kann, vergiss es!“ Seiner Meinung nach zeige sich der neue Senat besser, trotzdem: „Der Markt hat sich total verändert.“ Vor allem der Mietermarkt. 200 Interessenten für eine Wohnung: Normalität. „Das ist für die Zukunft von Berlin ein riesiges Problem, es gibt keinen Neubau, Fachkräfte kommen nicht, ein sehr gefährlicher Cocktail.“ Auf ein mögliches ‚Heilmittel‘, nämlich Aufstockungen, angesprochen, winkt der Unternehmer ab. „Das lohnt sich nicht, denn Zeit ist Geld und Zeit braucht es, um die Genehmigungen zu bekommen.“
"Komplexität von Umwandlungen wird unterschätzt"
Lang diskutiert, mit Studien unterlegt, herrscht über Umwandlungen von Office in Wohnen kein Konsens. Robert Sprajcar, CEO der DIE Deutsche ImmobilienEntwicklungs AG, hat darauf eine Antwort: „Die Komplexität wird unterschätzt. Da gibt es die baurechtliche Komponente, die Kommunen müssen mitspielen, das kostet auch ordentlich Geld.“ Stehen schon mal drei Argumente dagegen. Die DIE AG hat in der Hauptstadt mehrere Projekte, dazu gehört das BE-U | Behrens-Ufer als ein Transformationsprojekt einer ehemaligen Industriefläche in einen Technologiestandort, wo Forschung, Entwicklung und Produktion mit dem städtischen Leben, Kunst und Kultur zusammenfinden. Es soll eines der nachhaltigsten und innovativsten Gewerbestadtquartiere Europas werden. Ein weiteres ist der Office-Neubau Equalizer, der gerade Richtfest feierte, in der City West in Nähe der U-Bahn-Station Wittenbergplatz liegt. Bis zum ersten Quartal 2026 entsteht ein modernes und flexibles Bürohochhaus mit über 13.000 Quadratmetern Mietfläche. Zu dem 14 Etagen umfassenden Gebäude gehören eine PKW-Tiefgarage mit 70 Stellplätzen sowie 80 Fahrradstellplätze. Zudem wird angestrebt, den Equalizer mit DGNB-Gold zertifizieren zu lassen. „Wir haben mit unseren institutionellen Investoren diskutiert und uns für eine Finanzierung entschieden. Die HASPA war die einzige mutige Bank, die dazu bereit war“, so Robert Sprajcar. Die Finanzierungssumme beläuft sich auf 82 Millionen Euro, das Gesamtinvest auf 130 Millionen.
Die Fragezeichen in den Köpfen der Zuhörenden sehend, äußerte er sich auch direkt zum Segment des schwächelnden Officemarktes. Transaktionen wie auch Vermietungen waren zuletzt stark rückläufig. „In der Erholungsphase haben wir einen Vorteil, denn ein modernes Projekt wie der Equalizer wird Abnehmer finden. Möglichen Mietern immer nur die Pläne zeigen, funktioniert nicht.“ Die Richtung in Berlin ist klar. Das Schlusswort gehört Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz: „Wir wollen ab sofort wieder einen richtigen Schub.“