Areale mit Altlasten zu entwickeln, stellt einen großen Schritt hin zur nachhaltigen Stadtentwicklung dar. Immobilienexperten wie S IMMO Germany-Chef Robert Neumüller haben damit bereits Erfahrung gesammelt.
In Oranienburg ist es der einstige Kraftverkehrshof, in Rüdersdorf das frühere Chemiewerk, in Werneuchen der alte Flugplatz, in Wusterhausen das ehemalige Friedrich-Loeffler-Institut. Zu Letzterem gehören ein altes Verwaltungsgebäude, eine Kantine, Labore, Ställe: Seit Jahren kümmert sich niemand darum um die verfallenen Brachen.
Während es in Berlin an Flächen und Wohnungen mangelt, gibt es in Brandenburg viele Areale, die bisher niemand einer Nutzung zuführt. „Das Umland hat von der Entwicklung Berlins lange Zeit nicht viel partizipiert“, so Robert Neumüller von S IMMO Germany, Spezialist für die Revitalisierung von Brachflächen. „In anderen Metropolen wären das 1A-Lagen. In Hamburg beispielsweise leben 80 Prozent der Menschen im Umland, in München ist die Zahl ähnlich groß; in Berlin sind es unter 20 Prozent.“ In der Peripherie mangele es an Orten, die eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.
Stadtentwicklung mitdenken
„Dass solche Schandflecke jahrelang von niemandem angefasst werden“, erklärt Robert Neumüller den Verfall der Brachen, „liegt oft an den Altlasten. Für deren Beseitigung bedarf es einer langjährigen Expertise.“ Wichtig sei, bei der Neuausrichtung alter Brachen die Bedürfnisse der Bevölkerung je Standort in der Stadtentwicklung mitzudenken. Dann partizipieren die Gemeinden davon. Denn: Jeder entwickelte Schandfleck zahlt auf die Attraktivität einer Gemeinde ein, erhöht die Aufenthalts- und Lebensqualität. „Jedes Areal braucht eine Besonderheit, also eine schöne Lage am Wasser, eine direkte Nähe zu einem Verkehrsknotenpunkt oder die Nähe dem Stadtzentrum“, betont Robert Neumüller. „Zudem müssen die Nutzungsarten, also Wohnen, seniorengerechtes Wohnen, Büro, Einzelhandel, individuell an die Umgebung angepasst werden.“
Brachliegende Flächen wieder nutzbar zu machen, ist in Brandenburg schon allein wegen des kontinuierlichen Zuzuges aus Berlin geboten. Bis 2030 erwartet das Landesamt für Statistik ein Plus von rund 230.000 Menschen, insbesondere aus der Spreemetropole, aber auch aus anderen Bundesländern. Zugleich stellt der demographische Wandel in Brandenburg eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre dar. Beispielsweise mit dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ unterstützt die Landesregierung immer wieder Gemeinden bei der nötigen Stadtentwicklung. So Lübbenau, wo in der Neustadt knapp 60 barrierefreie Wohnungen, anstelle zweier leerstehender Häuser, entstanden. Gefördert vom Land mit 1,18 Millionen Euro. „Lübbenau hat sich als Stadt im weiteren Metropolraum zu einem attraktiven Wohn- und Lebensort entwickelt“, sagt Staatssekretär Rainer Genilke.
Pionierpflanze S IMMO
In eine ganzheitliche Strategie hat Brandenburg das Thema „Stadtentwicklung und Wohnen“ zuletzt im Titel „Brandenburger Städte: Lebenswert und zukunftsfest“ gegossen. Die Kommunen sollen dabei begleitet werden, „die derzeitige Wachstumsdynamik selbstverantwortlich zu nutzen, sich weiterzuentwickeln und zukunftsfest aufzustellen“, so Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung. „Gleichzeitig werden wir die Städte unterstützen, die mit dem Wandel verbundenen Herausforderungen vor allem für die Innenstädte zu bewältigen.“
Dazu gehöre auch, die Stadtentwicklung mit integrierten Konzepten voranzutreiben sowie der Vorrang auf die Innenentwicklung. „Als Projektentwickler können wir die Gemeinden dabei unterstützen, ihre Attraktivität zu steigern“, sagt Robert Neumüller von der S IMMO. „Wir sehen uns als Pionierpflanze, also als jemand, der unwirtliches Terrain zuerst besiedelt, wo andere denken: Da kann ja gar nichts wachsen.“ Jemand müsse den ersten Schritt machen. Kontamination schreckt S IMMO dabei nicht ab. Das Unternehmen sucht auf einer eigenen Website „Brandenburg: Wir suchen Bruchflächen“ verfalle Gebäude in Brandenburg und bittet dabei die lokale Bevölkerung um Unterstützung. „Wir kaufen auch ehemalige LPG-Anlagen, alte Tankstellen, große Areale mit mehreren Hektar Fläche. Wir haben kaum ein Grundstück, wo wir nicht eines der Altlasten-Themen haben“, so Robert Neumüller.
Verjüngungskur für altes Bahnhofsgebäude
Schandflecken zu beseitigen ist das eine, die Erlebniskultur zu fördern das andere. Auch dafür hat das Land Brandenburg Fördermöglichkeiten, beispielsweise für den Ausbau von Freizeitangeboten für Jugendliche. So in der Stadt Gransee nördlich von Berlin, wo das ehemalige Bahnhofsgebäude in ein Jugendfreizeitzentrum umgebaut werden soll. „Das seit langem leerstehende Gebäude wird nach der Sanierung multifunktional genutzt“, kündigt Baustaatssekretär Rainer Genilke an. Neben der Freizeiteinrichtung halten auch ein Wartebereich für Reisende und eine gastronomische Versorgung Einzug. Rund 3,6 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden dafür verwendet.
„Aufenthaltsqualität ist eines der Schlüsseldinge, damit ein Ort zu einem Anziehungspunkt wird“, findet Immobilienexperte Robert Neumüller, der bereits Altlastenareale wie etwa in Hammer wandelte und damit entscheidend die Innenstadtentwicklung positiv förderte. „Wir wollen das auch sehr gern in anderen Gemeinden machen. Die Zukunft liegt auf Brachflächen. Darin sehen wir einen großen Mehrwert hin zur nachhaltigen Entwicklung von Brandenburg.“
Hier Brachflächen melden: www.simmoag.berlin/brache-melden/