Die Gutachterausschüsse der Landeshauptstadt Potsdam und mehrerer Brandenburger Landkreise haben neue Bodenrichtwerte auf Basis der Vorjahresdaten beschlossen. Die Preise sind 2022 weiter gestiegen, aber nicht mehr so rasant.
In der Brandenburger Landeshauptstadt hat die Preisentwicklung in der zweiten Jahreshälfte an Dynamik verloren. Zu Jahresbeginn 2022 stiegen die Immobilienpreise noch deutlich. Sie waren zwar zum Jahresende nicht wie in Berlin rückläufig, doch weitere Preissteigerungen blieben aus. Die Käufe und der Geldumsatz gingen zurück. „Gründe dafür liegen insbesondere an den schnell gestiegenen Bauzinsen, den hohen Baukosten, der Energiepolitik sowie dem Einfluss der hohen Inflation, die als Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung wahrgenommen wird und zu einer Zurückhaltung am Immobilienmarkt führt“, betonen die Gutachter.
Marktgeschehen in Brandenburg zweigeteilt
Das zeitlich zweigeteilte Marktgeschehen wurde in den Beschlüssen zu den neuen Bodenrichtwerten berücksichtigt. So wurden 82 Potsdamer Bodenrichtwerte für baureifes Land unverändert gelassen, in 21 Bodenrichtwertzonen die Werte um zehn bis 100 Euro pro Quadratmeter raufgesetzt. Beim Geschosswohnungsbau in guter bis sehr guter Lage bewegen sich die Bodenrichtwerte jetzt zwischen 600 und 1.500 Euro pro Quadratmeter, für individuellen Wohnungsbau zwischen 750 und 1.000 Euro. Gewerbebauflächen stehen mit 100 bis 900 Euro pro Quadratmeter in der Tabelle.
Landkreis Havelland: sehr unterschiedliche Bodenrichtwerte
Im Landkreis Havelland südwestlich der Landeshauptstadt wurden mehr als 850 Bodenrichtwerte beschlossen. Das Fazit: „Die teilweise sehr hohen Steigerungen der Vorjahre setzten sich in diesem Jahr nicht fort.“ Allerdings gibt es Lagen, in denen es dennoch eine überdurchschnittliche Entwicklung der Kaufpreise gab und die Richtwerte in Folge deutlich angehoben wurden. So wurden insbesondere im westlichen Havelland die Werte durchschnittlich um 23 Prozent, entlang von Verkehrsachsen um mehr als 30 Prozent angehoben. In den Gemeinden Märkisch Luch, Paulinenaue und Kotzen verdoppelten sich die Vorjahreswerte. Die Bodenrichtwerte im westlichen Havelland liegen jetzt für Wohnbauland zwischen 30 und 100 Euro. Besonders niedrige Bodenrichtwerte von zehn bis zwölf Euro gibt es nur noch vereinzelt in Dörfern.
Östliches Havelland: Zwischen Verharren und Anstieg
In begehrten Orten des östlichen Havellandes wie Falkensee, Dallgow-Döberitz, Schönwalde-Glien (Ortsteil Siedling) sind die Bodenrichtwerte auf Vorjahresniveau verharrt. Eine Steigerung von neun Prozent gab es in Brieselang, Schönwalde-Glien (ohne Ortsteil Siedlung) und Wustermark (ohne Ortsteil Elstal). In Nauen und Ketzin/Havel wurden die Werte durchschnittlich um 16 Prozent angehoben. Die Richtwerte für besonders nachgefragte Einfamilienhausgegenden im östlichen Havelland weisen Spitzenwerte von 400 bis 650 Euro pro Quadratmeter auf, Wasserlagen auch 850 Euro pro Quadratmeter wie in Falkensee. Zentral gelegene, baureife Grundstücke und Areale für Mehrfamilienhäuser in Städten liegen bei Werten von 340 Euro pro Quadratmeter in Nauen bis 1.300 Euro pro Quadratmeter: Das ist der höchste Bodenrichtwert im Landkreis.
Im Landkreis Teltow-Fläming, südlich von Berlin, haben die Gutachter im vergangenen Jahr 260 Kauffälle ausgewertet. Das Bodenrichtwertniveau gefragter Wohnlagen im Berliner Umland wie Ludwigsfelde, Blankenfelde-Mahlow, Großbeeren ist weiterhin hoch, jedoch etwas zurückhaltender als in den Vorjahren angehoben worden. So liegen die Richtwerte in Mahlow Waldblick an der Berliner Stadtgrenze nicht mehr bei 500 Euro wie im Vorjahr, sondern bei 600 Euro, im Wohnpark Musikerviertel bei 460 Euro, statt 430 Euro pro Quadratmeter. Im Stadtzentrum von Ludwigsfelde ist der Wert von 460 Euro auf 520 Euro pro Quadratmeter gestiegen. In der Gemeinde Rangsdorf blieb es bei den Werten des Vorjahres.
Landkreis Barnim: Zwischen zwölf und 490 Euro
Neue Bodenrichtwerte gibt es auch für den Landkreis Barnim, nordöstlich von Berlin. Hier sind die Bodenrichtwerte für Wohnbauland ebenfalls unterschiedlich gestiegen und weisen große Spannen auf, die das Wertgefälle zwischen Berlinnähe und nordöstlicher Kreisgrenze widerspiegeln. So liegen die Werte im berlinnahen Zepernick, das einen S-Bahn-Anschluss hat, bei 490 Euro pro Quadratmeter; in Parstein im Amt Britz-Chorin-Oderberg dagegen nur bei zwölf Euro pro Quadratmeter. In Eberswalde/Finow reichen die Werte von 85 bis 160 Euro pro Quadratmeter. Spitzenpreise werden für Wassergrundstücke in Wandlitz bezahlt – hier liegt der Bodenrichtwert bei 700 Euro pro Quadratmeter. 47 Prozent der Bodenrichtwerte sind gestiegen, 52 Prozent gleichgeblieben und nur ein Prozent gefallen. In den berlinnahen Orten Bernau, Werneuchen und Ahrensfelde sind die Richtwerte um 15 Prozent gestiegen.
Bodenwert in metropolenfernen Lagen steigt
In metropolenfernen Lagen wie in der Prignitz, ganz im Nordwesten des Landes Brandenburgs, hat sich der Preisanstieg bei Baugrundstücken für Eigenheime weiter fortgesetzt. In der Kaufpreissammlung wurden 2022 184 Verträge über Bauland mit einer Gesamtfläche von rund 35 Hektar und einem Umsatz von rund sieben Millionen Euro registriert. Es wurde zwar 14 Prozent weniger Fläche als 2021 verkauft, dafür stieg der Geldumsatz um neun Prozent. In den Städten zahlte man 2022 rund 63 Euro pro Quadratmeter, auf dem Land 23 Euro pro Quadratmeter. 59 Prozent der Bodenrichtwerte für baureifes Land wurden im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau betrugen die Steigerungen 20 bis 70 Prozent.