Brückeneinsturz in Dresden: Was das für die Immobilienbranche bedeutet

Brückeneinsturz in Dresden: Was das für die Immobilienbranche bedeutet

Brückeneinsturz in Dresden: Was das für die Immobilienbranche bedeutet
Die Carolabrücke in Dresden am 15. September, am Vormittag. Quelle: Ivette Wagner

Investitionsstau bei Brücken ist ein Sicherheitsrisiko: Das wissen nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden nun nicht mehr nur Fachleute. Allerdings sind die Zahlen für diese Bauwerke in Deutschland erschreckend. Allein für die Brücken im Bundesbereich fallen jährlich etwa 2,5 Milliarden Euro an Reparaturkosten an.

Dresden hat es innerhalb weniger Stunden zu trauriger Berühmtheit geschafft: Der Teil-Einbruch einer der wichtigsten Brücken Dresden geschah mitten in der Nacht, weshalb niemand zu Schaden kam. In den Folgetagen wurden andere Schäden recherchiert, ein weiteres Stück der Brücke kontrolliert abgerissen. Die Stadt Dresden teilte mit, dass ein Neubau fast unumgänglich sei. Dauer: mindestens fünf Jahre. Der Einsturz der Carolabrückezeigt, um welch sicherheitsrelevante Bauwerke es sich bei Brücken handelt. Dr. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, unterstreicht: „Brücken sind systemrelevante und sensible Bauwerke. Lässt man sie zu Schaden kommen, nimmt auch das öffentliche Leben Schaden und die Menschen verlieren das Vertrauen in ihre öffentliche Infrastruktur. Sicherheit ist ein nicht verhandelbares Gut, dies gilt umso mehr bei unseren vielfältigen Brückenbauwerken.“

Kritik kommt auch vom BUND. "Während dringend benötigte Mittel für die Sanierung des bestehenden Verkehrsnetzes fehlen, werden weiterhin neue Straßen gebaut", bemängelt BUND-Sachsen-Vorsitzender Felix Ekardt bei Tag24. Er betont: "Neue Straßen führen nicht zu mehr Mobilität, sondern lediglich zu mehr Verkehr, und zerschneiden dabei wertvolle Landschaften und zerstören Ökosysteme." Tatsächlich fordert der BUND einen Stopp samt Überprüfung aller Neu- und Ausbauprojekte für Autobahnen sowie Bundesstraßen.

Der Zustand der Infrastruktur als Nervensystem für Alltag und Wirtschaft ist – nicht nur – im Bereich von Brücken mehr als alarmierend. Aktuelle Studien und Berichte aus diesem Jahr zeigen, dass die Brückeninfrastruktur in Deutschland in einem besorgniserregenden Zustand ist. Rund 16.000 Brücken sind sanierungsbedürftig, darunter etwa 1.600, die im Zuständigkeitsbereich des Bundes liegen. Viele der Bauwerke stammen aus den 1960er- bis 1980er-Jahren und sind nicht für die heutigen Belastungen, insbesondere durch den Schwerlastverkehr, ausgelegt. Die Folge sind vermehrte Brückensperrungen und eine beschleunigte Alterung, was zu kilometerlangen Staus und erheblichen wirtschaftlichen Schäden führt.

Ein zentrales Thema ist der erhebliche Sanierungsbedarf. Allein für die Brücken im Bundesbereich fallen jährlich etwa 2,5 Milliarden Euro an Reparaturkosten an. Ein prominentes Beispiel für die Problematik ist die Rahmedebrücke an der A45, die seit 2021 komplett gesperrt ist und erst 2026 neu errichtet werden soll. Gleichzeitig zeigen Vorfälle wie der Einsturz eines Teils der Carolabrücke in Dresden, dass es oft zu Verzögerungen bei notwendigen Sanierungen kommt.

Die Herausforderungen bei der Brückensanierung sind vielfältig: Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, ein Mangel an Fachkräften und knappe finanzielle Ressourcen erschweren die Durchführung von Projekten. Zudem müssen viele Brücken während der Arbeiten weiterhin für den Verkehr geöffnet bleiben, was die Sanierung zusätzlich verlängert. Ein weiteres großes Problem ist der sogenannte „Dominoeffekt“: Wenn eine Brücke gesperrt wird, werden Ausweichstrecken stark belastet, wodurch weitere Brücken schneller verschleißen.

Bereits jetzt wird an verschiedenen Institutionen zu diesem Thema geforscht: In einem SWR-Beitrag wird beispielsweise Health Monitoring thematisiert, das beispielsweise an der Wehrbrücke in Neckarsulm angewendet wird: Diagnosetechnik und Sensorik sind im Einsatz, ein Dauermonitoring gegen die Vollsperrung. An der Hochheimer Brücke wird das Faseroptikbasierte Monitoring zum ersten Mal in dieser Größenordnung ausprobiert. Auch an neuen Materialien wird geforscht. An der Uni Stuttgart beschäftigt man sich mit Carbon- oder Basalt-Beton, die Vorteile in Bezug auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit haben sollen. Sogenannte adaptive, also intelligente Brücken, sind die dritte Option zur Brücken-Erhaltungs-Strategie seitens der Wissenschaft. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und einer Art Dämpfungs-System versucht man die Belastungen für Brücken zu reduzieren.

Laut dem Managerblatt plant die Bundesregierung bis 2042 etwa 8.000 Autobahnbrücken zu modernisieren, wobei bis 2032 die Hälfte davon saniert werden soll. Auch die Deutsche Bahn plant bis 2029 etwa 2.000 ihrer 25.000 Brücken zu erneuern.

Karte marode Brücken der Autobahn GmbH

Karte maroder Brücken der Deutschen Bahn