Felix Meyen, Head of Transaction Management der HIH Invest, erklärt, wie das Unternehmen ESG-Standards zu einem strategischen Bestandteil der Ankaufsprüfung macht und welche Trends hinsichtlich Büroflächen zu bedenken sind.
Nachhaltigkeit beeinflusst den Ankauf von Büros
Das Thema Nachhaltigkeit beeinflusst das Thema Ankauf. „Die Investoren sind immer stärker gewillt, auf Rendite zu verzichten, wenn es sich um eine grüne Immobilie handelt“, sagt Felix Meyen, Head of Transaction Management der HIH Invest. „Wir sehen sogar die Tendenz, ausschließlich in grüne Projekte zu gehen.“ Die HIH-Gruppe ist einer der größten unabhängigen Immobilienmanager Deutschlands – mit einem betreuten Immobilienvermögen von knapp 50 Milliarden Euro.
Am Anfang sei das Thema ESG sehr eindimensional betrachtet worden, nämlich allein aus Kostensicht. „Das funktioniert heute nicht mehr. Corporate-Mieter fragen das Thema Nachhaltigkeit sehr stark nach, da steht nicht mehr das Geld im Vordergrund.“ Sondern eher Dinge wie Klima, Baumaterialien, die Räume an sich. „Das Büro hat weiter eine extrem hohe Daseinsberechtigung“, sagt Felix Meyen. „Ich sehe eine substantiell hohe Nachfrage bei geändertem Nutzungsverhalten.“ Es gehe nicht mehr darum, so viele Mitarbeiter wie möglich in ein Büro zu „stopfen“, sondern um Kommunikation, Gesundheit, Wohlbefinden, Gemeinschaftsgefühl – immer im Sinne einer anhaltenden Kreativität.
Flächenbedarf bei Büros wird nicht signifikant zurückgehen
„Homeoffice und Büro schließen sich nicht aus, sondern existieren gleichberechtigt nebeneinander“, sagt der Experte voraus. Das Zellenbüro wird zurückgedrängt, es geht um offene Strukturen und attraktive Begegnungsräume, um eine perfekte Medienanbindung. Der Flächenbedarf wird, laut Meinung des Experten, nicht signifikant zurückgehen. „Der Anspruch an die Standortqualität nimmt zu. Die Menschen wollen sich in gewachsenen, urbanen Strukturen bewegen.“
ESG-Standards als strategischer Bestandteil der Ankaufsprüfung
Als „harte Eingangsschranke“ für den Ankauf bezeichnet Felix Meyen den ESG-Check. Das Unternehmen hat dafür einen eigenen Score entwickelt, der fester Bestandteil einer jeden Prüfung geworden ist. Dabei bearbeitete Themen sind Energieeffizienz, soziale und ökonomische Performance, Zertifizierung / Governance sowie Nutzerkomfort und -sicherheit. In diesem Prozess wird zudem ein ausführlicher Klimaschutzfahrplan erstellt – inklusive eines Maßnahmenkataloges zur energetischen Optimierung sowie die Aufstellung von damit verbundenen Kosten. „Nachhaltige Flächen werden in den kommenden Jahren stärker bepreist werden können.“
Zum Thema Bestand hat Felix Meyen eine klare Meinung: „Die Demarkationslinie liegt für uns bei dem Baujahr 2020. Vorher fertig gestellte Gebäude fallen sehr stark ab.“ Pro Quadratmeter sei allein nur für die Baukosten pro Quadratmeter mit 1.000 Euro zu rechnen. „Es bedarf also in der Zukunft einer signifikanten Summe, um Stranded Assets zu verhindern.“