Bundesregierung startet Holzbauinitiative

Bundesregierung startet Holzbauinitiative

Bundesregierung startet Holzbauinitiative
Die Bundesregierung hat eine Holzbauinitiative gestartet. Copyright: congerdesign auf Pixabay

Das Bundeskabinett hat am 21. Juni 2023 den von Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgelegten Entwurf einer Holzbauinitiative beschlossen. Diese Strategie der Bundesregierung soll den Einsatz des nachhaltigen Rohstoffes Holz im Bausektor stärken und für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen.

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Mit acht Handlungsfeldern, von der Vorbildfunktion des Bundes und der Stärkung von Forschung und Innovation über die Fachkräftesicherung und den Wissenstransfer bis zur Sicherung der Rohstoffversorgung, sollen bis 2030 der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote erhöht werden. Hemmnisse sollen abgebaut und gleiche Wettbewerbschancen für den Einsatz verschiedenster Baumaterialien gewährleistet werden. Mit den Handlungsfeldern der Holzbauinitiative werden Schwerpunktthemen und Lösungsansätze beschrieben, die von den betreffenden Bundesressorts in eigener Zuständigkeit und vorbehaltlich der zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel umgesetzt werden.

Holzbauinitiative: Schneller mehr bezahlbarer Wohnraum dank Holzbauweise

Etwa sieben Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus der Errichtung und Modernisierung von Gebäuden. Da Bäume in der Wachstumsphase CO2 binden, wird der Kohlenstoff mit dem im Gebäude verbauten Holz dauerhaft gespeichert. Gleichzeitig eignet sich Holz für das serielle und modulare Bauen. Mit dieser Bauweise werden mittels Vorfertigung kürzere Produktions- und Bauzeiten erzielt, wodurch schneller bezahlbarer Wohnraum entsteht.

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „Um mehr bezahlbaren und guten Wohnraum zu schaffen, in dem sich die Menschen wohl fühlen, wollen wir das serielle und modulare Bauen verbessern. Holz eignet sich hier besonders gut. Es ist leicht, vielfältig einsetzbar, langlebig und wiederverwendbar. Die hölzernen Dachstühle, Fachwerkkonstruktionen und Holzhäuser früherer Generationen machen dies vor. Gleichzeitig befindet sich das heimische Holz vor unserer Haustür. Dies zu nutzen spart Transportkosten, erhöht die regionale Wertschöpfung und verbessert den lokalen Wirtschaftskreislauf.

Darüber hinaus ist das Holz beliebt. Es schafft ein gutes Raumklima, Menschen fühlen sich in Gebäuden aus Holz wohl. Länder wie die Schweiz, Österreich, Schweden oder Finnland machen vor, wie gut sich Holz in modernen Gebäuden verwenden lässt.“ Und weiter: 

„Mit der Holzbauinitiative zeigen wir die große Vielfalt dieses Rohstoffes auf und wollen den nachhaltigen Einsatz von Holz in unserem Land stärken."

Holz als natürlicher CO2-Speicher

Cem Özdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung: „Der Wald ist unser natürlicher Verbündeter im Kampf gegen die Klimakrise – er entzieht der Atmosphäre das klimaschädliche CO2 und bindet Kohlenstoff im Holz. Unser Ziel ist die möglichst langfristige Nutzung von Holz. Jedes neue Holzgebäude ist ein CO2-Speicher und im Vergleich zu anderen Bauweisen können bis zu über 50 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart werden – also eine echte Win-Win-Situation fürs Klima und unseren Wald. Das brauchen wir dringend, denn die Folgen der Klimakrise haben unseren Wald bereits geschwächt und geschädigt. Die Holzbauinitiative trägt zudem dazu bei, das Holz aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden hochwertig und nachhaltig zu verwerten. Das hilft den Waldbesitzenden und den vielen Betrieben der Forst- und Holzwirtschaft gerade auch im ländlichen Raum.“

Holzbauquote in Deutschland hinkt den Möglichkeiten hinterher

Weltweit, aber auch in Europa und Deutschland sind in den letzten Jahren eindrucksvolle Gebäude aus Holz und in Holzhybridbauweise entstanden. Dennoch bleibt die Holzbauquote in Deutschland hinter dem Stand des Möglichen zurück. Während im Ein- und Zweifamilienhausbau deutschlandweit bereits eine Quote von 26 Prozent erreicht wurde, liegt sie gerade beim mehrgeschossigen Wohnungsbau noch unter fünf Prozent. Dieses Potential will die Holzbauinitiative unter anderem erschließen. Von der Holzbauinitiative geht damit gleichzeitig ein starkes Signal für die notwendige Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft aus.

Zur Umsetzung der Holzbauinitiative sind verschiedene Dialogformate mit den Ländern und Verbänden geplant. Am 10. Oktober 2023 findet hierzu eine erste Auftaktveranstaltung in Berlin unter Beteiligung von Bundesministerin Klara Geywitz und Bundesminister Cem Özdemir statt. Als Kernelement wird dabei ein regelmäßiger Runder Tisch Holzbau des Bundes zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch mit Ländern und kommunalen Spitzenverbänden eingerichtet.

Handreichung zur Holzbauinitiative

Holzbauinitiative der Bundesregierung erntet gemischte Reaktionen

Holz ist der Baustoff der Zukunft

Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V., begrüßt die Initiative: „Holz ist der Baustoff der Zukunft, da bei der stofflichen Holzverwendung der im Holz gespeicherte Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt und somit das Klima schützt. Hinzu kommt der Substitutionseffekt, wenn Holzprodukte andere Baustoffe ersetzen. Das Bauen mit Holz ist daher ein wichtiger Baustein, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dies wird noch gesteigert, wenn – wie bei Bauspanplatten – recyceltes Holz eingesetzt wird. Der Klimaschutzeffekt wird verlängert, Primärrohstoffe werden geschont.

Holzbau spielt nicht nur im Neubau seine Vorteile aus, sondern gerade auch beim Bauen im Bestand, zum Beispiel bei Nachverdichtung durch Aufstockung. Leichtbauweise mit Holz steht aufgrund der Wohnraumnot und Baupreisexplosion im Fokus wie noch nie und wird auch von der Bundesregierung im Rahmen der Holzbauinitiative aufgrund des geringen Gewichts unter anderem als probates Mittel bei der Nachverdichtung im urbanen Raum durch Aufstockung gesehen. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad und serielles modulares Bauen entstehen Zeit- und Kostenvorteile, die derzeit dringend gebraucht werden. Insbesondere die Holzwerkstoffindustrie bietet hier in Form ihrer recyclingfähigen Plattensegmente vielfältige Möglichkeiten.

Der Bund als Vorbild und Vorreiter im klima- und ressourceneffizienten Bauen ist ein wichtiges und richtiges Signal, ebenso der Ausbau von Information und Bildung zum Thema. Der vorgesehene Austausch mit den Ländern ist auch ein sinnvolles Element zur Förderung des Holzbaus, insbesondere hinsichtlich der landesspezifisch unterschiedlichen Anforderungen an den Holzbau. [...] Auch die Rohstoffbasis muss in den Blick genommen werden, denn nachhaltig erzeugtes Holz ist nicht unendlich verfügbar. Derzeit werden zur Holznutzung dabei durchaus widersprüchliche Signale gesendet, die letztlich die Zielkonflikte der Gesellschaft reflektieren: Neben der Baukrise sind es die Klimakrise, die Biodiversitätskrise und die Energiekrise – dies führt zu Außernutzungsstellung von Waldflächen und dem Ausbau der Holzverbrennung (etwa im Bereich Wärmeerzeugung) und dies beim gleichzeitigen Ziel, mehr mit Holz zu bauen. Die Antwort an dieser Stelle heißt aus unserer Sicht: Kaskadennutzung, also den wertvollen, nachhaltig erzeugten Rohstoff möglichst lange stofflich zu nutzen und erst am Ende zu verbrennen – und zwar in hocheffizienten Anlagen. Nur so heben wir das Klimaschutzpotential von Holz vollständig.“

Ampel hat für ihre Holzbauinitiative kein schlüssiges Konzept

Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sowie der zuständige Berichterstatter Hermann Färber: „Wenn die Ampel mehr Holz im Bau einsetzen will, dann muss sie die Waldbesitzer klar unterstützen. Sie muss die nachhaltige Nutzung des Waldes zum Schwerpunkt ihrer Forstpolitik machen. Stattdessen plant die Ampel, die wichtige Mittelausstattung der etablierten Förderung der Waldbesitzer über die bestehende Gemeinschaftsaufgabe (GAK) um mehrere hundert Millionen Euro zu kürzen. Gleichzeitig soll die heimische Forstwirtschaft in der Nutzung der Wälder weiter eingeschränkt werden. Das konterkariert jede Holzbau-Initiative“, erklärt Albert Stegemann. 

Hermann Färber ergänzt: „Bei der Holzbauinitiative fehlt der Ampel ein schlüssiges Gesamtkonzept. Zum Bauen brauchen wir das Holz unserer heimischen Wälder. Aber wo soll das Holz herkommen, wenn gleichzeitig Flächen stillgelegt oder renaturiert werden, der Einschlag alter Buchenwälder gestoppt oder die Wiederherstellung der Natur von Brüssel aus verordnet wird? Wälder ökologisch intaktzuhalten und sie gleichzeitig wirtschaftlich zu nutzen, ist kein Widerspruch. Als Baustoff ersetzt Holz Zement, bei dessen Produktion große Mengen CO2 entstehen. Holz hingegen bindet in der Nutzung große Mengen CO2. Dabei sind heimische Hölzer klimafreundlicher als Importhölzer, die über weite Strecken transportiert werden.“

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