B&V Apolda: Auf Expansionskurs in Thüringen

B&V Apolda: Auf Expansionskurs in Thüringen

B&V Apolda: Auf Expansionskurs in Thüringen
Sven Gramatte ist Prokurist und Technischer Leiter bei B&V Apolda. Das Unternehmen hat in Apolda unter dem Namen „Wohnpark am Brühl“ drei Mehrfamilienhäuser mit 54 Wohnungen errichtet. Copyright: B&V Apolda (links), Michael Miltzow (rechts).

Kevin Vogel, Kaufmännischer Geschäftsführer, und Sven Gramatte, Prokurist und Technischer Leiter, vom Unternehmen B&V Apolda sprechen im Interview mit IMMOBILIEN AKTUELL über steigende Baukosten, Aufträge aus der öffentlichen Hand, über das Anwerben von Personal, Kreislaufwirtschaft und die Historie des Unternehmens.

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B&V ist ein Dienstleister mit einem großen Portfolio: vom Kanal- und Tiefbau über Industrie- und Wohnungsbau, den Schlüsselfertigbau bis zur Realisierung von Großprojekten. Was sind aktuell Ihre wichtigsten Projekte?

Kevin Vogel: Um in jedem Bereich ein Beispiel zu nennen, sind das aktuell im Industriebau der erweiterte Rohbau des TEAG-Gasmotorenkraftwerkes in Jena mit einer Gesamtleistung von etwa 63 Megawatt. Das Auftragsvolumen für B&V liegt dort bei etwa zwölf Millionen Euro. Im Bereich Wohnungsbau errichten wir derzeit mehrere Wohnanlagen, so in Weißenfels, Weimar, Apolda, Erfurt und Hildburghausen. Von der Wohnungsbaugesellschaft in Naumburg wurden wir kürzlich mit dem schlüsselfertigen Neubau einer Wohnanlage mit Tiefgarage für etwa zehn Millionen Euro beauftragt. Der Baustart erfolgt in diesen Tagen.

Sven Gramatte: Und auch in unserer Tiefbausparte befindet sich mit dem Neubau eines Regenüberlaufbeckens in Weimar mit 6.000 Kubikmetern Speichervolumen inklusive Ausrüstung ein bedeutender Auftrag in Höhe von etwa 8,7 Millionen Euro in der Ausführung.

Verzicht auf Montagebaustellen

In welchem Radius sind Sie tätig und wollen Sie tätig sein?

Kevin Vogel: Unser Aktionsradius richtet sich tatsächlich in erster Linie nach den Bedürfnissen unserer Angestellten. Das bedeutet: in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern um Apolda oder maximal 70 Minuten Fahrtzeit. Damit können wir bereits seit vielen Jahren den Personaleinsatz in Montagetätigkeit weitestgehend ausschließen.

Die Ansprüche an Bauunternehmen werden immer umfassender. Welche großen Trends sehen Sie und wie stellen Sie sich darauf ein?

Sven Gramatte: Auch wenn es ein wenig abgenutzt klingt: Ein immer größer werdendes Problem der Baubranche stellt insbesondere der Rückgang von technischem und gewerblichem Fachpersonal dar. Wir steuern schon sehr lange gezielt dagegen, indem wir Anreize schaffen. Dazu gehören, wie bereits erwähnt, der Verzicht auf Montagebaustellen. Dazu kommen tarifliche Bezahlung, Leistungsboni und viele weitere Sozialleistungen. Zweiter großer Punkt: ein hoher Digitalisierungsgrad für effizientes Arbeiten. Weiterhin setzen wir auf regelmäßige Investitionen in Technik sowie auf Aus- und Weiterbildung unserer Angestellten.

Auch an der Wohnanlage Jakobsplan 1 in Weimar, dem höchsten Gebäude der Weimarer Innenstadt, war B&V mit der Ausführung der Hauptbauleistungen beauftragt. Copyright: Michael Miltzow.

Steigende Baukosten sind heute ein flächendeckendes Problem. Was macht es möglich, Auftraggebern Budget-Einhaltung zuzusichern?

Kevin Vogel: Wir verfolgen als regionaler Anbieter das Ziel, langfristig mit unseren Kunden zusammenarbeiten und dass diese uns dann – nach erfolgreicher Auftragsabwicklung – auch an neue Kunden weiterempfehlen. Kostensicherheit erreichen wir, indem wir den Hauptteil unserer angebotenen Leistungen selbst im eigenen Betrieb mit eigener Technik im Hoch- und Tiefbau ausführen. Ein weiterer Baustein: langfristig vereinbarte Lieferverträge. Eine umfangreiche Vernetzung mit den Kunden durch Partnering-Ansätze stellt eine weitere wichtige Bindung und einen Wettbewerbsvorteil dar, indem wir frühzeitig bereits in der Planungsphase unsere Erfahrungen hinsichtlich effektiver und kostengünstiger Lösungen in das geplante Projekt einfließen lassen.

Baupreisanstieg belastet

Immer wieder ist von Lieferengpässen zu lesen: Wie sehr beeinflusst Sie diese Entwicklung und wie kann man vorsorgen?

Sven Gramatte: Davon wurden wir bisher glücklicherweise weitestgehend verschont. Lieferengpässe waren nur von kurzer Dauer, und wir konnten diese gemeinsam mit den Auftraggebern mittels alternativer verfügbarer Produkte und Materialien lösen. Wesentlich bedenklicher sehen wir dagegen die derzeit stark steigenden Baupreise im Zuge der Energie- und Materialpreisentwicklung.

Sie streben weiteres Wachstum an. In welchen Segmenten soll das geschehen, wo sehen Sie die größten Potenziale für Ihr Unternehmen?

Kevin Vogel: Wir streben in erster Linie qualitatives Wachstum an. Unser Ziel ist es, uns am Markt weiter zu etablieren, den Bekanntheitsgrad des Unternehmens zu steigern und insbesondere hochqualifiziertes Fachpersonal langfristig an die Unternehmensgruppe zu binden.

Durch die Pandemie sind viele Kommunen finanziell eingeschränkt: Sehen Sie hier Einschränkungen hinsichtlich der Aufträge von der öffentlichen Hand?

Sven Gramatte: Hier können wir nur die aktuelle Lage für unser Leistungsspektrum beurteilen. Dabei stellen wir fest, dass die öffentliche Auftragslage in der Region auf jeden Fall rückläufig ist. Dieses Defizit wird durch verstärkte Investitionen im privaten Sektor momentan jedoch wieder ausgeglichen.

Umweltgerechte Abfallentsorgung

Sie setzen auf einen schonenden Umgang mit Ressourcen, arbeiten zudem eng mit lokalen und regionalen Partnern zusammen. Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein in Ihrem Unternehmen?

Kevin Vogel: In der B&V Unternehmensgruppe wird das Kreislaufwirtschaftsprinzip in die Tat umgesetzt. In unserer über 30-jährigen Unternehmensgeschichte haben wir ein umfangreiches Know-how in Sachen umweltgerechter Abfallentsorgung aufgebaut. Wir sind TÜV-zertifizierter Entsorgungsbetrieb und bereiten Reststoffe so auf, dass diese auf unseren Baustellen teilweise wiederverwendet und so dem Stoffkreislauf erneut zugeführt werden können. Das spart einerseits Ressourcen und ist umweltschonend, zum anderen trägt dies zur Kosteneinsparung für den Auftraggeber bei.

In Gera hat B&V beim Neubau eines ambulanten Reha-Zentrums für bis zu 100 Patienten die Hauptbauleistungen ausgeführt. Copyright: Michael Miltzow.

Fachkräftemangel ist ein sehr präsentes Thema: B&V engagiert sich stark in der Ausbildung. Die Angebote reichen von Berufen für Baufacharbeiter aller Art über Ausbildungen für Bürokaufleute bis zum Dualen Studium Bauingenieurwesen Hochbau. Welche Möglichkeiten geben Sie als zukunftsorientierter Arbeitgeber?

Sven Gramatte: Wir beobachten, dass sich im Grunde alle am Markt tätigen Baufirmen sowie Ämter und Behörden immer intensiver um Nachwuchs und Fachkräfte bemühen. Natürlich engagieren wir uns ebenfalls sehr stark, arbeiten eng mit den Ausbildungsstätten zusammen und versuchen unsere Vorteile und Vorzüge so zu nutzen, dass für uns die Personalsituation beherrschbar bleibt. Auszubildende profitieren bei uns neben optimalen Arbeitsbedingungen auch von der Erfahrung unserer Führungskräfte aus deutschlandweit agierenden, namhaften mittelständischen Bauunternehmen, welche wir in den letzten Jahren verstärkt für B&V gewinnen konnten.

B&V ist ein Familienunternehmen: Was unterscheidet Sie damit von anderen Unternehmen?

Kevin Vogel: B&V ist ein Familienunternehmen mit etwa 160 Angestellten an einem zentralen Standort und eng mit der Region verbunden. Damit trägt die Geschäftsleitung direkt die Verantwortung für das ebenfalls meist aus der näheren Umgebung stammende Personal und deren Familien. B&V ist ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor für die Stadt Apolda, den Landkreis Weimarer Land sowie darüber hinaus. Für Bauherrn und Auftraggeber sind zügig getroffene Entscheidungen wichtig, was wir garantieren können.  

Fast 30 Millionen Euro Jahresumsatz

Können Sie kurz die Historie skizzieren?

Kevin Vogel: Unsere Firma wurde 1990 von Dietmar Vogel und Bodo Böhme als B&V Hoch-, Kabel- und Tiefbau GmbH gegründet. Anfänglich wurden Tiefbauleistungen, speziell im Bereich Kabelbau beispielsweise für die Deutsche Telekom sowie Entsorgungsdienstleistungen mit einer kleinen Anzahl an Beschäftigten ausgeführt. Ab etwa 1996 begannen wir unsere Aktivitäten im Hochbau, investierten permanent sowohl in der Tiefbau- als auch in der Hochbausparte in moderne Technik und Ausrüstung sowie im Jahr 2000 in ein neues Firmengebäude im Gewerbepark in Apolda. Danach erfolgte der weitere kontinuierliche Auf- und Ausbau der Leistungsbereiche Hoch- und Industriebau inklusive Schlüsselfertigbau, Tief- und Kanalbau sowie Abbruch und Recycling. Ein weiterer Meilenstein war der nach dem altersbedingten Ausscheiden des Mitgesellschafters Bodo Böhme in den Jahren 2013/2014 vollzogene Generationswechsel im Unternehmen. Ich als Kaufmännischer Geschäftsführer sowie mein Bruder Sascha als Technischer Geschäftsführer leiteten ab diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Dietmar Vogel das Firmengeschäft.

Sven Gramatte: Im Jahr 2017 erfolgte die Ausgründung des Containerdienstes und damit die Fortführung als eigenständiges Unternehmen B&V Entsorgungsdienstleistungen GmbH. Damit verbunden war die TÜV-Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb nach EfbV und die Weiterentwicklung zu einem der größten Containerdienstleister in der Region. Mit der Übernahme der Tief- und Leitungsbau Apolda GmbH & Co. KG und deren Fortführung als T-L Tief- und Leitungsbau GmbH im Jahr 2019 stieg die Zahl der Angestellten in der Unternehmensgruppe auf etwa 160 an. Der jährliche Umsatz – vornehmlich aus dem Hochbau generiert – stieg zuletzt insgesamt auf insgesamt fast 30 Millionen Euro. Aktuell zählen wir als regionales mittelständisches Bauunternehmen in unserem Leistungsspektrum zu den größten und leistungsfähigsten Anbietern in Thüringen.

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