Das städtebauliche Werkstattverfahren für den neuen „Central Tower Berlin“ ist abgeschlossen. Eine Fachjury, die sich aus unabhängigen Experten sowie Vertretern der Stadt und des Grundstückseigentümers zusammensetzt, empfiehlt die Weiterarbeit an zwei zweitplatzierten Entwürfen, erstellt von den Architekturbüros Dorte Mandrup aus Kopenhagen und Müller Reimann aus Berlin.
UBM Development und die CESA Group hatten im Dezember 2022 ihr gemeinsam entwickeltes Hochhausprojekt „Central Tower Berlin“ am Alexanderplatz verkauft. Neuer Eigentümer des 2.125 Quadratmeter großen Grundstücks wurde HB Reavis. Der Grund für den Verkauf war eine geänderte Firmenstrategie von UBM. Das Unternehmen hatte sich strategisch neu ausgerichtet und wollte fortan auf Holzbau fokussieren - was nicht auf das geplante Projekt passte. UBM und CESA hatten auf dem Grundstück ursprünglich die Errichtung eines 70 Meter hohen Hotel- und Boardinghauses geplant.
„Der aus dem Jahr 2012 stammende Plan ist veraltet, geht nicht auf die Ideen des Hochhausleitbildes Berlin ein, sieht keine anderen Nutzungen vor und entspricht nicht dem modernen Nachhaltigkeitsansatz“, erklärte Oliver Fuchs, Head of Development bei HB Reavis Germany, anlässlich der Bekanntgabe des Ergebnisses des städtebaulichen Werkstattverfahrens im März 2024. „Gemeinsam mit dem Bezirk Berlin-Mitte und dem Berliner Senat haben wir begonnen, das bestehende Konzept zu überarbeiten, um es an moderne städtebauliche Anforderungen – wie Mobilität, Nutzungsmischung und Nachhaltigkeit – anzupassen.“
Von der Hotelnutzung zum Bürohochhaus Central Tower Berlin
Das Grundstück zum neuen Hochhaus befindet sich an der Ecke Alexanderstraße und Stralauer Straße direkt an den Gleisen der S-Bahn in Berlin-Mitte. HB Reavis plant hier, ein bis zu 115 Meter hohes Bürohochhaus anhand der Ideen des Hochhausleitbildes Berlin zu entwickeln. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, der den hohen Anforderungen an moderne und flexible Arbeitsflächen gerecht wird und den Nachhaltigkeitskriterien des Jahres 2030 entspricht. Das Projekt sieht zudem gemischt genutzte Flächen vor. Darüber hinaus ist die Attraktivität des Gebäudes für die Nachbarschaft ein wichtiges Anliegen bei der Projektentwicklung.
Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat von Berlin-Mitte, betont die Wichtigkeit des Hochhausleitbildes: „Die Jury hat zwei vielversprechende Entwürfe ausgewählt, die dazu geeignet sind, die im Hochhausleitbild gewünschte und festgelegte Nutzungsmischung zu verwirklichen!”
Mit städtebaulichem Werkstattverfahren zu tragfähigen Konzepten
Um den bestehenden Bebauungsplan zu überarbeiten und das Projekt in eine zukunftsfähige Nutzung zu überführen, hat HB Reavis gemeinsam mit dem Bezirk Berlin-Mitte und dem Berliner Senat ein städtebauliches Werkstattverfahren durchgeführt. In einer ersten Phase wurde das vorhandene Standortpotential untersucht. Zwölf internationale Architekturbüros reichten erste Vorschläge ein. Fünf Konzepte wurden von einer Jury, die sich aus unabhängigen Experten sowie Vertretern der Stadt und des Grundstückseigentümers zusammensetzte, für die zweite Phase ausgewählt. In der zweiten Phase wurden die vorliegenden Konzepte verfeinert und in zwei Veranstaltungen interessierten Anwohnern und Bürgern vorgestellt, die ihre Gedanken zu den Konzepten vorbringen konnten.
Jurypräsident Professor Jörg Springer: „Dass hier trotz der durchweg sehr hohen Qualität der eingereichten Beiträge noch kein abschließendes Ergebnis präsentiert werden kann, zeigt die Schwierigkeit der Aufgabe. Es belegt zugleich die Ernsthaftigkeit, mit der die Bauherrschaft hier auf der Grundlage des Hochhausleitbilds einen neuen Typ eines auch öffentlich genutzten Hochhauses entwickelt.” Das Ergebnis des städtebaulichen Werkstattverfahrens soll als Grundlage für den neuen Bebauungsplan und die spätere Gestaltung des neuen Hochhauses dienen.
Neues Berliner Hochhaus soll das Quartier an der Jannowitzbrücke beleben
Sentatsbaudirektorin Prof. Petra Kahlfeldt ergänzt: „Ich freue mich sehr, dass es der Jury gelungen ist, für den anspruchsvollen Standort in Berlins historischer Mitte zwei Entwurfsbeiträge zu küren, die sowohl eine hohe gestalterische Qualität, angemessene Materialität als auch programmatische Vielfalt im Sinne des Hochhausleitbilds aufweisen. Die Jury lobte insbesondere die ausgewogenen Gebäudegliederungen mit den einladenden Eingangsbereichen und attraktiven Kronen. Beiden Entwürfen gelingt es dadurch, dem Standort eine Adresse, ein Gesicht zu geben und sich gut in den städtebaulichen Kontext einzufügen. Durch die öffentlichen Nutzungen in den Sockelgeschossen und teilweise auf den Dachflächen gewinnt das Quartier an der Jannowitzbrücke und die angrenzenden Nachbarschaften an Lebendigkeit und Attraktivität.“
Welches Konzept final umgesetzt wird, werden die nächsten Wochen zeigen müssen.