Anett Gregorius von Apartmentservice hat einen neuen Marktreport für das Segment aufgelegt, der deutlich zeigt: Aus der Nische formt sich langsam eine Assetklasse, die in der Corona-Situation besser als die Hotellerie performt.
Das Segment der Serviced Apartments ist bisher gut durch die Krise gekommen: Dieser Satz beschreibt die Situation zwar sehr allgemein, dafür aber treffend. Mit Zahlen belegt hat das Anett Gregorius von Apartmentservice mit ihrem Marktreport. Trotz Lockdowns blieben 92 Prozent der Serviced Apartment-Betriebe geöffnet und generierten 2020 eine Auslastung von 54 Prozent (2019: 77 Prozent). „Corona war ein Boost für unser Segment“, sagt Anett Gregorius gegenüber IMMOBILIEN AKTUELL. „Wir sind noch keine vollwertige Assetklasse, aber auf dem Weg dorthin.“ Zum Vergleich: Die Serviced Apartments liegen bei der Auslastung 19 Prozent über der Hotellerie.
Märkte für Serviced Apartments in Frankfurt am Main und München brechen ein
Verlierer der Krise sind ganz klar die Städte Frankfurt am Main und München. „Beide Standorte hatten und haben eine sehr große Pipeline“, so Anett Gregorius. „Zudem fehlt es hier an internationalem Publikum.“ Eine gute Performance lieferten dagegen Häuser in B- und C-Städten, beispielsweise in Braunschweig und Ulm. „Städte wie Wolfsburg sind eher problematisch, da sie mit einem großen Arbeitgeber eine Mononachfragestruktur haben.“ Die bereits seit längerem vorhergesagte Entwicklung der Serviced Apartments in kleinere Städte ist weiterhin in vollem Gang.
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Hier wie auch in den Metropolen kommt es auf eine klare Positionierung an. „Die Betreiberqualität spielt eine Hauptrolle, genau wie ein klares Profil und der richtige Standort“, so Anett Gregorius. „Die Zeiten von ‚alles geht überall‘ sind vorbei.“ Viele Betreiber experimentieren so auch mit neuen Ausstattungsmodulen, wie klappbaren Betten, rüsten die Küchen stärker auf. „Der USP unseres Segmentes ist zum einen die Möglichkeit der Selbstversorgung, zum anderen der Kundenanspruch auf Multiflexibilität bei viel Wohnlichkeit.“
Assetklasse drängt in den Wohnungsmarkt
Serviced Apartments bleiben weiter in einer Sandwich-Position, zwischen Hotel und Wohnen. Die Hotellerie rückt immer weiter in das Segment vor, entwickelt neue Marken. Viele Ketten haben bereits in Europa ein Ausrollen ihrer Extended-Stay-Strategien angekündigt. „Das Konzept könnte damit zu einem gewissen Mainstream werden und es sind Verwässerungen zu befürchten“, sagt Anett Gregorius. „Dabei müssen sich alle adaptierten Konzepte daran orientieren, dass es hier um ein Wohnen auf Zeit statt um ein Übernachten im Zimmer mit Küche geht.“
Und: Serviced Apartment-Betreiber entdeckten während der Pandemie den Wohnungsmarkt für sich, boten auf Immobilienportalen wie ImmoScout24 ihr Portfolio an. „Natürlich sind die Apartments im Schnitt kleiner, dafür bieten sie aber mehr Ausstattung und Services. Zielgruppe sind hier vor allem Pendler und Menschen, die neu in eine Stadt kommen.“ Die Häuser öffneten sich zudem für ungeplante Zielgruppen wie Studierende, aber auch Klinikpersonal, Behördenmitarbeiter für separierte Homeoffices oder Soldaten in Quarantäne.
Daten und Fakten zur Assetklasse Serviced Apartments
- Aktuell gibt es in Deutschland 36.301 Serviced-Apartment-Einheiten in 682 Häusern mit mindestens 15 Einheiten (Stand: April 2021).
- Bis Ende 2023 wächst das Segment um 48 Prozent und damit um über 17.400 weitere Einheiten (Stand: April 2021).
- Insgesamt erhöhte sich 2020 die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um eine Nacht auf 20 Nächte.
- Der ADR lag bei 71 Euro, der RevPar bei 36 Euro. Zum Vergleich die Hotelzahlen: 87 und 26 Euro.
- 68 Prozent der Serviced Apartments sind Einzelbetriebe.
- Das Transaktionsvolumen 2020 lag bei etwa 200 Millionen Euro und machte damit etwa zehn Prozent des gewerblichen Beherbergungsbereiches des Hotelinvestmentmarktes aus.
Der Marktreport ist ab sofort hier verfügbar
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